IG Metall Wolfsburg
07.03.2023 | Wolfsburg – Am 8. März wird der internationale Frauentag weltweit begangen. Die zentralen Forderungen sind auch heute hochaktuell. Es geht um gleiches Entgelt für gleiche und gleichwertige Arbeit, gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
„Auch 2023 ist unsere Forderung nach Gleichstellung der Geschlechter in Wirtschaft und Verwaltung, in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft weiter aktuell. Wir benötigen gute und gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen für Frauen und Männer. Dadurch entsteht sozialer Fortschritt für die ganze Gesellschaft“, sagt Susanne Preuk, Vorsitzende des Ortsfrauenausschusses der IG Metall Wolfsburg.
Durch die Zeit der Pandemie und nun durch die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs haben viele das Gefühl, sich in einer Dauerkrise zu befinden. Das gilt besonders für Mütter, so das Ergebnis einer Befragung der Hans-Böckler-Stiftung: Zwar ist der Anteil der Mütter, die sich insgesamt stark belastet fühlen, im Vergleich zum Beginn der Coronakrise gesunken. In dieser Zeit prägten Lockdowns und die Schließung von Kitas und Schulen den Alltag. Der Anteil lag im November 2022 aber immer noch bei knapp 30 Prozent – und damit höher als bei allen anderen Gruppen.
Die aktuellen Daten der Hans-Böckler-Stiftung zeigen auch: Betreuungsausfälle zu kompensieren und die Folgen der Pandemie aufzufangen, bleibt bislang überwiegend Aufgabe der Mütter. Die Aufteilung der Sorgearbeit zwischen Müttern und Vätern hat sich aktuell in etwa wieder auf dem Niveau von vor der Corona-Pandemie eingependelt: 63 Prozent der Mütter gaben an, den überwiegenden Teil der Kinderbetreuung zu leisten, während es bei den Vätern 6 Prozent waren.
In der faireren Verteilung dieser Sorgezeit liegt ein wichtiger Hebel. Studien zeigen: Schon wenn Väter mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen, wirkt sich das positiv auf die Arbeitszeiten und den weiteren Berufsweg der Partnerin nach dem Wiedereinstieg aus, da diese früher wieder einsteigen kann. „Erwerbs- und Sorgearbeit gleich zu verteilen ist Voraussetzung dafür, Ungleichheiten in der Gesellschaft abzubauen“, erklärt Susanne Preuk. „Dadurch erhöhen sich auch die Erwerbschancen von Frauen enorm.“
„Hier liegt auch ein entsprechendes Beschäftigungspotential“, führt Martina Breier, Stellvertretende Vorsitzende des Ortsfrauenausschusses weiter aus. Fast 540.000 Stellen, die regelmäßig nicht besetzt werden, gibt es aktuell, so die jüngste Auswertung von Arbeitsmarktdaten am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Einige Branchen verzeichnen bereits seit Jahren eine große Lücke an Fachkräften. Hinzugekommen sind noch mehr Branchen im MINT-Bereich (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Frauen sind in den sogenannten MINT-Berufen bislang stark unterrepräsentiert. „Weil die Berufsaussichten z.B. in den MINT-Berufen perspektivisch gut sind, muss schon aus Chancen-Gerechtigkeitsgründen eine Antwort darauf gefunden werden, wie sich mehr Mädchen und Frauen für diese Berufsbereiche gewinnen lassen“, so Martina Breier weiter.
Wenn Frauen gute berufliche Perspektiven und bessere Einstiegs- und Aufstiegschancen haben, reduziert das die geschlechtsspezifische Lohnlücke, also den Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau, der leider immer noch da ist. Frauen verdienen in Deutschland im Mittel immer noch 18 Prozent weniger als Männer. Bei vergleichbaren Tätigkeiten, Qualifikationen und Lebensläufen sind es immer noch 7 Prozent weniger. „Die Entgeltlücke bleibt ein großes Gerechtigkeitsproblem,“ sagt Sabine Timpe, Mitglied im Ortfrauenausschuss.
„Der Internationale Frauentag ist deshalb ein wichtiger Anlass, die frauenpolitischen Forderungen zu thematisieren und sie an Arbeitswelt, Politik und Gesellschaft zu richten“, so Sandra Bollen von der IG Metall Wolfsburg.
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