Antifa-Woche

IG Metall gedenkt der Opfer des Rühener Kinderheims

07.11.2023 | Es ist beinahe unvorstellbares Leid, dass sich während der letzten beiden Jahre der Nazi-Herrschaft im beschaulichen Rühen im Landkreis Gifhorn abspielte. Um die Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten, wurden den zumeist osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen in der Region Wolfsburg ihre Neugeborenen entrissen und in ein Kinderheim etwas abseits von Rühen gesteckt. Dort verwahrlosten die Kinder und starben unter unmenschlichen Bedingungen. Mehrere hundert Kinder wurden so dem Tod überlassen, die Überlebenden lassen sich an einer Hand abzählen.

Lange wurde diese grausame Geschichte ignoriert und nicht aufgearbeitet. Nur eine wenig gepflegte Grabstätte auf dem Friedhof, wo seinerzeit die toten Kinder nur in Pappschachteln und Papier verscharrt wurden, erinnerte an die Opfer.

Auf Initiative der Rühener Vereine und mit Unterstützung der IG Metall hat sich mittlerweile eine Erinnerungskultur etabliert. Das Grabstätte wurde neugestaltet, Gedenktafeln erinnern an die Opfer und während der Antifa-Woche der IG Metall Wolfsburg findet auf dem Friedhof jährlich eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung statt -  in diesem Jahr bereits zum 19. Mal.

Rund 80 Personen fanden dafür den Weg nach Rühen. In ihren emotionalen Redebeträgen erinnerten der Erste Bevollmächtigte Flavio Benites, Benjamin Stern (Betriebsratsvorsitzender VW Group Services), Axel Decker (Vertrauenskörperleitung IAV), Thomas Reimer als Vertreter der Rühener Vereine sowie Ceren Karaer von der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei VW an die toten Kinder. Die ihnen widerfahrene Unmenschlichkeit diene uns als Mahnung, so etwas nie wieder geschehen zu lassen.

Eine Konfirmandengruppe von Probst Ulrich Lincoln berichtete schließlich von ihren Gefühlen, als sie von den schrecklichen Verbrechen im Kinderheim erfahren hatten und zitierten aus den Schriften der Zeitzeugin Sara Frenkel. Ein gemeinsames, religionsübergreifendes Gebet leitete schließlich die Kranzniederlegung ein, in dessen Rahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch zahlreiche Trauerkerzen an der Gedenkstätte abstellten. Der Gedenkfeier bei wohnte auch eine Abordnung der italienischen Partnergewerkschaft FIOM.