IG Metall Wolfsburg
21.06.2023 | Dieser Weckruf war nicht zu überhören: Etwa 180 Metaller brachten am Mittwoch in der Mittagspause ihre Besorgnis und ihren Ärger über die gegenwärtige Situation beim Entwicklungsdienstleister Volke mit einer halbstündigen Kundgebung zum Ausdruck.
Die Volke-Belegschaft, die trotz aufgebotener Drohkulisse und zu befürchtenden Repressalien ihres Arbeitgebers, mit etwa 40 Personen vertreten war, wurde dabei unterstützt von zahlreichen VW-Vertrauensleuten, Metallern aus den Wohnbezirken, IG Metall-Senioren sowie Kolleginnen und Kollegen von Mitbewerbern wie unter anderem HCL, Bertrandt, VW GIS, Capgemini Engineering oder auch Betrieben wie der CARIAD, Volkswagen Group Services, Schnellecke, der Autovision und dem Autohaus Wolfsburg. Mit Trillerpfeifen und Plakaten unterstützten sie die Forderungen, die Gewerkschaftssekretär Türker Baloglu im Interesse der Belegschaft an das Unternehmen stellt und sicherten ihre Solidarität zu.
Der Konflikt bei Volke gärt schon lange. Die IG Metall Wolfsburg sorgt sich um die Arbeitsplätze beim Unternehmen und befürchtet, dass die Geschäftsführung keine Strategie zur Bewältigung der Transformation oder der Entwicklung der Entgelte hat. „Seit 2014 hat es bei Volke keine allgemeine Lohnerhöhung mehr gegeben. Nimmt man den IG Metall-Flächentarifvertrag zum Vergleich, wurde den Volke-Beschäftigten eine Entgeltsteigerung von rund 23 Prozent vorenthalten“, rechnete Baloglu vor. Seit 2021 ist die Belegschaft durch Eigenkündigungen oder Aufhebungsverträge von über 700 auf nur knapp über 500 geschrumpft.
Fragen und Gesprächsangebote der IG Metall wurden konsequent abgeblockt, auch der Betriebsrat wird bei seiner Arbeit behindert und schikaniert. Baloglu hatte deswegen öffentlich Alarm geschlagen und sich nur wenige Tage vor der Kundgebung mit einem öffentlichen Brief an den Gesellschafter Martin D. Volke gewandt. Eine Antwort erhielt er wenige Stunden vor der Kundgebung. „In dem Brief wirft Herr Volke der IG Metall unter anderem vor, unsere Vorwürfe seien haltlos und würden dem Unternehmen schaden. Leider bleiben die Fragen von Betriebsrat und IG Metall zur Zukunftsstrategie weiter komplett unbeantwortet. Auch unsere Einladung zur Betriebsversammlung Ende Juni wurde ausgeschlagen. Damit lassen wir uns nicht abspeisen. Herr Volke muss endlich Verantwortung unternehmen“, macht Baloglu klar.
Die gewerkschaftsfeindliche Einstellung bei Volke war am Mittwoch live zu erleben. Das Unternehmen baute am Werkstor eine regelrechte Drohkulisse auf und filmte aus einem der Bürogebäude sogar die Teilnehmer der Kundgebung. „Die Beschäftigten haben nicht umsonst Angst. Umso schöner, dass einige Kolleginnen und Kollegen sich uns dennoch angeschlossen haben. Wir lassen uns mit solch traurigen Methoden nicht einschüchtern. Heute sollte ein Weckruf sein. Wenn unsere Fragen und Anliegen weiter ignoriert werden, werden wir wiederkommen - und dann in deutlich größerer Zahl“, kündigt Baloglu an.
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