IG Metall-Gedenkveranstaltung zum Tag der Befreiung - Felina Bodner erinnert an Auschwitz

"Ich werde die Schuhe nie vergessen"

08.05.2015 | Bergen-Belsen/Wolfsburg – Rund 200 Metaller sind am Freitagmorgen von Wolfsburg aus nach Bergen Belsen gefahren, um dort am Tag der Befreiung der Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft zu gedenken. Insgesamt haben weit mehr als 1000 Kolleginnen und Kollegen aus ganz Niedersachsen und Sachsen-Anhalt an der Gedenkveranstaltung der IG Metall auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen teilgenommen. Parallel dazu haben auch in Wolfsburg mehrere Gedenkfeiern und Kranzniederlegungen stattgefunden.

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Felina Bodner auf der Gedenkveranstaltung in Bergen-Belsen

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Hartmut Meine, IG Metall-Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, erinnerte in Bergen-Belsen daran, dass es sehr lange gedauert habe, bis sich die deutsche Gesellschaft ihrer Verantwortung für den Holocaust gestellt habe sowie den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung vom Faschismus anerkannte.

Eine Erfahrung, von der auch Michael Gelber berichtete, der Bergen-Belsen überlebte. Der 80-Jährige lebt heute in Rotterdam. Noch in den 50er Jahren habe er auf Geschäftsreisen nach Deutschland Bilder mit NS-Größen gesehen. Doch in den Folgejahren habe sich viel in Deutschland bewegt. Er glaube, dass Deutschland eines der wenige Länder sei, die etwas aus der Kriegszeit gelernt hätten. Gedenkveranstaltungen seien wichtig, damit die schwarzen Zeiten niemals vergessen werden.

Auch Sally Perel ist ein Überlebender des Holocaust. Das Schicksal des mittlerweile 90 Jahre alte Perel ist vielen bekannt: Das Leben des in Peine geborenen Juden wurde unter dem Titel "Ich war Hitlerjunge Salomon verfilmt". Als Hitlerjunge getarnt hat er damals im Braunschweiger VW-Werk eine Lehre absolviert. Seine vielen Jahren ist er mit dem Betriebsrat des Braunschweiger Werks in engem Kontakt. Am Donnerstag war er Ehrengast im Werk und enthüllte ein Mahnmal für Respekt und Toleranz. Und Sally Perel reist seit vielen Jahren durch Deutschland und hat unzähligen Schülern von seinen Erlebnissen und damit von Gräueltaten der Nazis berichtet.

Felina Bodner, Vorsitzende der Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung von Volkswagen, schilderte in ihrer beeindruckenden Rede ihre ganz persönlichen Gefühle. Bei einem ihrer Aufenthalte in Auschwitz habe sie Schuhe der Häftlinge restauriert: "Ich werde die Schuhe nie vergessen. Wir haben sie sorgfältig gereinigt und konserviert, damit sie ausgestellt werden können. Die Schuhe der Opfer, ihre letzte Spur über der Asche. Und manche Schuhe waren so klein", erzählte die 20-Jährige.

Volkswagen sei ein Beispiel dafür, wie sich Unternehmen in Deutschland zuerst zögerlich, manche sogar widerstrebend, mit ihrer Geschichte im Faschismus befasst hätten. Volkswagen jetzt jedoch ein positives Beispiel für die Aufarbeitung der Geschichte - dabei habe die Gewerkschaft eine sehr große Rolle gespielt. Felina Bodner erinnerte auch daran, dass der Bau des Wolfsburger VW-Werkes mit enteigneten Gewerkschaftsgeldern aufgebaut wurde.

Hartmut Meine betonte in seiner Rede auch, dass die Gesellschaft vor dem Hintergrund antisemitischer, rechtsextremer, antiislamischer und ausländerfeindlicher Tendenzen nicht ausschließlich in der Erinnerung verharren dürfe. "Vergangenheit und Gegenwart gehören zusammen. Das Erinnern darf nicht zu einem Ritual älterer Menschen werden. Vor allem der jungen Generation muss im Rahmen der politischen Bildung vermittelt werden, dass demokratische Teilhabe aktiv gestaltet und gegenüber autoritären Kräften verteidigt werden muss".

Fotos: Anita Pöhlig, Jürgen Pluschke