Stellungnahme der IG Metall

Tarifkonflikt bei der Glunz AG - Werk Nettgau

03.03.2016 | Die Geschäftsleitung der Glunz AG - Werk Nettgau hat die erste Chance zur friedlichen Lösung des Tarifkonfliktes vertan! Nach dem die Geschäftsführung der Glunz AG den Austritt aus dem Tarifbereich des Arbeitgeberverbandes der Holz verarbeitenden Industrie Sachsen-Anhalt zum 10.02.2016 erklärt hat, fand am 18.02.2016 die erste Tarifverhandlung für das Werk Nettgau statt. In dieser Versammlung ließ die Geschäftsleitung die "Katze aus dem Sack".

Die IG Metall Tarifkommission für die Glunz AG - Werk Nettgau.

"Das Angebot der Geschäftsleitung ist empörend", erklärt IG Metall-Verhandlungsführer Wilfried Hartmann. Foto: Heiko Stumpe

Das Rechtsanwaltsbüro Pavel stellte im Auftrag der Glunz AG folgende Absichten für einen Sanierungstarifvertrag aller Glunz-Werke vor:

  • Einführung der 40 Stunden/Woche ohne Lohnausgleich.
  • Kürzung des Jahresurlaubs von 30 auf 27 Tage im Jahr.
  • Verzicht auf eine Einkommenserhöhung für die kommenden zwei Jahre.
  • Einführung einer neuen Lohn- und Gehaltsgruppenstruktur für alle Werke. Sollten bei der Neueingruppierung Besitzstände auf Grund der alten Eingruppierung entstehen, so soll dieser Besitzstand mit künftigen Tariferhöhungen verrechnet werden.
  • Vereinheitlichung aller tariflichen Zuschläge über alle Werke.
  • Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld sollen künftig jeweils 1000 Euro betragen.
  • Es soll eine Anwesenheitsprämie geben: Bei geringer oder keiner Erkrankung sollen die Beträge erhöht bzw. bei häufiger Erkrankung gekürzt werden.
  • Nur, wenn die hier aufgeführten Punkte für immer vereinbart werden, soll es für die kommenden zwei Jahre keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

"Die Tarifkommission der IG Metall legte dar, dass bei Glunz seit Jahren nicht investiert wird. Die Lohnquote ist im Verhältnis zum Umsatz vielfach geringer als im üblichen produzierenden Gewerbe. Anstatt Einkommenskürzungen vorzunehmen, sollte Glunz zunächst den eigenen Holzeinkauf optimieren: Wird das Holz teuer geordert, sind die Auswirkungen erheblich. Anstatt diesen Aspekt in den Fokus zu rücken, will Glunz die Einkommen der Beschäftigten schmälern, um eigene Fehlplanungen zu korrigieren. Das Angebot der Geschäftsleitung ist empörend", erklärte Verhandlungsführer Wilfried Hartmann.  

Bis zum 26.02.2016 wollte die Glunz-Leitung über die Rücknahme der Tarifvertrags-Kündigungen für alle Standorte entschieden haben. Dazu erklärte Hartmann: "Im Rahmen von nicht gekündigten Tarifverträgen hätte an dieser Stelle ein gemeinsamer Beschäftigungssicherungstarifvertrag für alle Werke forciert werden können. Diese Chance hat die Geschäftsleitung vertan. Bis zum heutigen Zeitpunkt gibt es keine Reaktion." Der nächste Verhandlungstermin ist für Montag, den 07.03.2016 angesetzt. Wenn die Geschäftsleitung nicht bereit ist über die Forderungen der IG Metall

  • Übernahme und Fortschreibung der derzeit gültigen Tarifverträge für die Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie in Sachsen-Anhalt. 
  • Erhöhung der Löhne und Gehälter ab dem 01.01.2016 um 5 Prozent und Erhöhung der Ausbildungsvergütung.
  • Abschluss eines Tarifvertrages zur Altersteilzeit.
  • Sowie eine Vereinbarung zur schrittweise Anpassung an das Niveau der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie in Niedersachsen.

zu verhandeln, lässt sich der Tarifkonflikt kaum verhindern. Der Forderungskatalog der Arbeitgeber sieht für Facharbeiter einen Einkommensverlust von ca. 3.000 Euro (- 9,3 Prozent) im Jahr vor. Des Weiteren sollen die Beschäftigten laut Glunz darüber hinaus 70 Stunden im Jahr mehr arbeiten. 

"Nach dem wir in den letzten vier Jahren den ersten Schritt zur Angleichung an die Tarifbestimmungen von Niedersachsen geregelt haben, will die Geschäftsleitung jetzt über die Hintertür alles rückgängig machen. Das werden wir nicht zulassen", so Dieter Pfeiffer, Politischer Sekretär der IG Metall Wolfsburg. 

"Unsere Kollegen sind nicht bereit auch nur auf einen Cent zu verzichten" so Axel Krüger, Betriebsratsvorsitzender und Tarifkommissionsmitglied der Glunz AG im Werk Nettgau. "Seit dem Bestehen des Standortes haben wir unseren Beitrag zur Sicherung dieses Werkes erbracht. Zum Beispiel indem die Belegschaft vier Stunden pro Woche mehr arbeitet. Jetzt reicht es. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind bereit für die gemeinsamen Forderungen zu kämpfen und werden keine Kürzungen mehr hinnehmen."

Im Werk Nettgau der Glunz AG arbeiten zurzeit fast 400 Beschäftigte. Es werden hauptsächlich OSB - und Spanplatten für Möbel und den Innenausbau produziert. Von den Vorhaben der Geschäftsleitung sind zurzeit 313 Beschäftigte der Glunz AG betroffen.