Dieses Jahr am 27. Oktober

Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit

27.10.2022 | Wolfsburg - Immer noch verdienen Frauen in Deutschland nach Angaben des statistischen Bundesamtes weniger als Männer. Der 27. Oktober ist in diesem Jahr der Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit. Der Tag steht symbolisch für die gesamtgesellschaftliche Entgeltlücke. In diesem Jahr haben Männer bereits am 27. Oktober so viel verdient wie Frauen erst am 31. Dezember.

Mitglieder des Ortsfrauenausschusses der IG Metall Wolfsburg

Die Entgeltlücke (Gender Pay Gap) liegt in Deutschland seit Jahren relativ kontinuierlich bei aktuell rund 18 Prozent. Diese Art der Berechnung wurde gewählt, um trotz unterschiedlicher Entgeltpraktiken in den europäischen Ländern den geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied vergleichen zu können. Wenn man Faktoren wie Arbeitszeit, Branche, Qualifikation etc. berücksichtigt und „herausrechnet“, liegt die Entgeltlücke in Deutschland immer noch bei etwa 6 Prozent. Dafür gibt es unterschiedliche Erklärungsfaktoren: Frauen sind weniger in den höheren Entgeltgruppen vertreten, unter anderem weil sie seltener Führungskräfte sind und beispielsweise häufiger in Teilzeit beschäftigt. Teilzeitbeschäftigte erhalten häufig keine oder eine geringere Leistungszulage. Frauen haben häufiger berufliche Auszeiten wegen Kindererziehung oder Pflege und werden deshalb bei Höhergruppierungen und Leistungszulagen seltener berücksichtigt. 

Berufswahl und Karriere sind keinesfalls immer selbstbestimmt, wenn Frauen wegen mangelnder Kinderbetreuungsangebote und wenig familiengerechter Arbeitszeiten nicht in Vollzeit arbeiten. Das untermauern die Zahlen des statistischen Bundesamtes: Zwei Drittel aller erwerbstätigen Mütter arbeiteten 2020 in Teilzeit, das sind 65,5 Prozent. Bei Vätern sieht das anders aus, dort arbeiteten 7,1 Prozent in Teilzeit. Anhand der Zahlen wird deutlich: Auch aktuell leisten immer noch mehr Frauen Sorgearbeit zu Hause. „Wir müssen gemeinsam weiter daran arbeiten, die Situation zu ändern", sagt Susanne Preuk, Vorsitzende des Ortsfrauenausschusses der IG Metall Wolfsburg. „Es bedarf u.a. eine noch flexiblere Gestaltung der Arbeitsorganisation.“ Die IG Metall-Frauen fordern aber auch die Politik auf, Kinderbetreuung auszubauen und Elterngeld und Elternzeit-Bedingungen strukturell zu verbessern, damit z.B. in Elternmodellen mehr Väter mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen. „Wir brauchen gleiche Entwicklungschancen und gleiche Einkommen,“ so Susanne Preuk weiter.

Transparenz und Verbindlichkeit wirken: Wo nach Tarif bezahlt wird und ein Betriebsrat mitbestimmt, fällt die Entgeltlücke deutlich geringer aus. Deshalb fordert die IG Metall mehr Tarifbindung. In der Metall- und Elektroindustrie und bei Volkswagen finden aktuell Tarifverhandlungen statt. Die IG Metall fordert hier ein Plus von 8 Prozent bei den Entgelten.