Auf ein Wort

Schlecker und die Leiharbeit

26.02.2010 | Liebe Kolleginnen und Kollegen, "Missbrauch", schimpft der NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), "unanständig" attestiert SPD-Chef Sigmar Gabriel und selbst der FDP-Bundestagsabgeordnete Heinrich Kolb findet: "So wie das da läuft, darf das nicht sein."

Worüber empören sich die Politiker über alle Parteigrenzen hinweg denn so einträchtig? Sie haben die Firma Schlecker ins Fadenkreuz ihrer Kritik genommen. Europas größte Drogeriekette ersetzt derzeit tausende festangestellte Mitarbeiter durch Zeitarbeitskräfte. Laut der Gewerkschaft ver.di funktioniert die Auslagerung auf einfache Weise: Alte Filialen würden geschlossen und durch neue, so genannte XL-Märkte ersetzt. Dort kämen dann aber in erster Linie noch Arbeitnehmer der Zeitarbeitsfirma Meniar zum Einsatz, deren Geschäftsführer ein ehemaliger Schlecker-Personalmanager sei. Meniar zahle aber statt 12,70 Euro nur noch Stundenlöhne von 6,50 bis 7 Euro. Außerdem gebe es weniger Urlaubstage und kein Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Eine Schweinerei von Schlecker. Stimmt. Aber das Unternehmen nutzt nur die gesetzlichen Möglichkeiten aus, die ihm die Politiker aller Parteien so freimütig eingeräumt haben. Wer sich jetzt über Missbrauch und Lohndumping aufregt, hätte vor Jahren besser vorsorgen müssen. Die Geister, die mit der Liberalisierung der Arbeitnehmer-Überlassung geweckt worden sind, treiben nun bei Schlecker und anderswo ihr Unwesen.

Jammern allein hilft nicht. Schickt die Geister wieder schlafen. Am besten mit einem gesetzlichen Mindestlohn für die Zeitarbeitnehmerbranche.

Die Redaktion