IG Metall-Fraktion von Volkswagen tagte

Osterloh: Management muss Belegschaft mit einbeziehen

17.11.2015 | Wolfsburg - Zu einer zweitägigen Arbeitsklausur traf sich jetzt die IG Metall-Fraktion des VW-Betriebsrates im Volkswagen Bildungszentrum Haus Schulenberg im Oberharz. Betriebsräte, Vertrauensleute und Referenten - alles in allem 90 Gewerkschafter nahmen teil.

Wolfsburg - Zu einer zweitägigen Arbeitsklausur traf sich jetzt die IG Metall-Fraktion des VW-Betriebsrates im Volkswagen Bildungszentrum Haus Schulenberg im Oberharz. Betriebsräte, Vertrauensleute und Referenten - alles in allem 90 Gewerkschafter nahmen teil.

Nach den bekannt gewordenen Abgas-Manipulationen stand selbstverständlich die aktuelle Lage von Volkswagen im Mittelpunkt der Klausur. Zugleich ging es bei dem Treffen auch um die Ausgestaltung einer neuen Unternehmenskultur. Betriebsratsvorsitzender Bernd Osterloh: "So etwas kann man weder verordnen noch im luftleeren Raum diskutieren. Wir haben deswegen unsere eigene Unternehmenskultur in den Fokus genommen und kritisch diskutiert, was es zu bewahren und was es zu verändern gilt, um die grundsätzliche Haltung der Betriebsräte und Vertrauensleute zu schärfen."

Osterloh sagte weiter: "Ein von einigen herbeigeredetes Klima der Angst gibt es bei Volkswagen nicht. Wir haben ganz im Gegenteil eine Tradition der qualifizierten Mitbestimmung. Gerade jetzt, wo das Unternehmen eine schwierige Phase durchlebt, ist das ein Vorteil. Wir erwarten deshalb, dass das Management die Belegschaft in die wichtigen Diskussionsprozesse mit einbezieht. Das ist übrigens keine neue Haltung des Betriebsrates: Bereits im vergangenen Jahr hat die Belegschaft zum Beispiel 400 Seiten konkrete Vorschläge gemacht, wie Volkswagen sich besser aufstellen und effizienter werden kann. Denn es geht nicht um plumpes Sparen nach der Rasenmäher-Methode, sondern darum, intelligent zu investieren, um zukunftsfähig zu bleiben. Darüber muss das Management offen und ehrlich mit uns sprechen. Was wir brauchen, ist ein anderer Umgang mit den Meinungen von Menschen. Es geht darum, den Beschäftigten zuzuhören und sie ernst zu nehmen. Wenn zum Beispiel vernünftige Vorschläge da sind, wie man die Variantenvielfalt bei einzelnen Bauteilen reduzieren kann, um Kosten zu sparen, dann muss man sich auch ernsthaft damit auseinandersetzen. Das ist manchmal nicht genug passiert."

Zu Gast auf der Fraktionsklausur war Thomas Gelder, früherer Betriebsratsvorsitzender der Meyer-Werft und aktuell Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leer-Papenburg. Gelder berichtete über die Hintergründe im Streit um die beabsichtigte Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden Ibrahim Ergin. Die Meyer-Werft hatte zuletzt ein gerichtliches Schlichtungsverfahren abgelehnt. Ein Kompromiss komme nicht infrage. Dazu Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg: "Hier sind Betriebsrat und betriebliche Mitbestimmung massiven Attacken ausgesetzt. Wir verurteilen dieses Vorgehen auf das Schärfste. Die Kolleginnen und Kollegen der Meyer-Werft haben unsere uneingeschränkte Solidarität."