IG Metall Wolfsburg
05.12.2016 | Wolfsburg – Mehr als 200 Delegierte unterschrieben auf der Delegiertenversammlung der IG Metall Wolfsburg einen offenen Brief an den Wolfsburger Stadtrat mit der Forderung die Migrationspolitik nicht der AfD zu überlassen. Initiiert wurde das Schreiben vom Migranten-Arbeitskreis der IG Metall und der Migrantenvertretung von Volkswagen. In mehr als 100 Betrieben in der Region vertreten sie die Beschäftigten mit Migrationshintergrund.
Christian Matzedda vom Arbeitskreis der Migranten der IG Metall Wolfsburg erklärt: "Das Ergebnis der diesjährigen Kommunalwahl für den Wolfsburger Stadtrat bereitet uns Sorgen: 10,5 Prozent der Stimmen entfielen auf die Alternative für Deutschland. Wir sind erschüttert, dass ein solches Wahlergebnis ausgerechnet in einer multikulturellen Stadt wie Wolfsburg, in der viele Migrantinnen und Migranten leben, möglich ist. Die Tatsache, dass einer Partei vom rechten Rand wie der AfD dann auch noch der Vorsitz im Integrations- und Migrationsausschuss überlassen wird, führt in unseren Arbeitskreisen zu Irritation."
Giuseppe Gianchino von der Volkswagen Migrantenvertretung erläutert: "Mit Recht können wir stolz sein auf die Entwicklung der Stadt Wolfsburg, die als einzige im Bundesgebiet erfolgreich einen Integrationsausschuss etablieren konnte. Wir hoffen, dass dieses Selbstverständnis unserer Stadtgesellschaft unangetastet bleibt. Denn dieses Selbstverständnis ist bedeutend für unsere Kolleginnen und Kollegen aus 135 Ländern, die heute Mitglied in unserer Gewerkschaft sind."
IG Metall-Chef, Hartwig Erb, hebt angesichts des heutigen Treffens des Welt-Konzernbetriebsrats von Volkswagen hervor, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit von Gewerkschaftern ist: "Der transnationale Austausch mit Kolleginnen und Kollegen der Volkswagen Standorte ist ein fester Bestandteil unserer Arbeit. Die AfD aber kritisiert diese Mitbestimmung von Betriebsräten und Gewerkschaften."
Esra Erkan, Politische Sekretärin in der Zuständigkeit für Migrationsangelegenheiten: "Darüber hinaus fördert die AfD die Eliten und Vermögenden. Sie will Staatsaufgaben reduzieren, aber auf staatliche Leistungen sind insbesondere die "kleinen Leute" angewiesen, die die AfD angeblich vertritt. Fakt ist: 50 Prozent der Haushalte verfügen gerade einmal über 2,5 Prozent des gesamten Nettovermögens. Diesen Sachverhalt schweigt die AfD tot, obwohl genau diese Besitzverhältnisse und nicht die Asylsuchenden die Gesellschaft spalten."
Erb, der selber im Wolfsburger Stadtrat sitzt, appelliert an die Kommunalpolitiker demokratischer Parteien um Geschlossenheit: "Als Einheitsgewerkschaft rufen wir unsere Kommunalpolitiker dazu auf, sich für unsere 90 000 IG Metall-Mitglieder im Sinne unserer Satzung einzusetzen. Die Parolen der AfD dürfen im Wolfsburger Integrationsausschuss keine Bühne erhalten. Machen Sie als Kommunalpolitiker deutlich, dass die AfD keine Mehrheit im Integrationsausschuss und schon gar nicht im Wolfsburger Stadtrat hat. Nehmen Sie die sozialen Abstiegsängste der Wolfsburger ernst und benennen Sie die Gründe für soziale Ungleichheiten in Deutschland. Rücken Sie zusammen. Übernehmen Sie Verantwortung, indem Sie weitere soziale Einschnitte verhindern, damit benachteiligte Bevölkerungsgruppen und Minderheiten nicht zum Spielball für AfD-Politiker werden."
Matzedda und Gianchino machen abschließend deutlich: "Wir, der Migranten-Arbeitskreis der IG Metall und die Migrantenvertretung von Volkswagen, sind froh über unser Miteinander hier in Wolfsburg. Denn trotz aller Hindernisse ist Wolfsburg zum multikulturellen Vorbild geworden. Mit diesem offenen Brief rufen die Delegierten der IG Metall Wolfsburg dazu auf, dieses Miteinander zu bewahren."
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