Podiumsdiskussion mit Doris Schröder-Köpf

"Flüchtlinge in Niedersachsen - Chancen und Herausforderungen für den Niedersächsischen Arbeitsmarkt"

24.06.2015 | Im Gewerkschaftshaus der IG Metall Wolfsburg fand eine lang erwartete Veranstaltung statt. Die Wolfsburger Landtagsabgeordnete Immacolata Glosemeyer lud zu der vielversprechenden Podiumsdiskussion "Flüchtlinge in Niedersachsen - Chancen und Herausforderungen für den Niedersächsischen Arbeitsmarkt" ein.

v.l.n.r.: Immacolata Glosemeyer, Klaus Mohrs, Doris Schröder-Köpf, Michael Wilkens, Hartwig Erb, Iris Bothe

Das prominenteste Mitglied der Diskussionsrunde war die Niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe Doris Schröder-Köpf. Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Wolfsburg Hartwig Erb, sowie die Dezernentin für Jugend, Bildung und Integration der Stadt Wolfsburg Iris Bothe und Michael Wilkens, Leiter der Geschäftsstelle Wolfsburg der IHK Lüneburg-Wolfsburg nahmen ebenfalls an der Diskussion teil.

Das Land Niedersachsen hat unter der rot-grünen Regierungskoalition bereits einiges erreicht. Doris Schröder-Köpf steht seit ihrem Amtsantritt für humanitäre Lösungsansätze bezüglich der Integration von Flüchtlingen. Ein essenzielles Anliegen ihrerseits ist die Etablierung einer positiven Willkommenskultur bereits in den Aufnahmeeinrichtungen des Landes. Um Flüchtlingen einen möglichst reibungslosen und hoffnungsvollen Start in ein neues Leben in Niedersachsen zu ermöglichen ist die Aussicht auf ein eigenständiges Leben als arbeitender Mensch sehr wichtig. Mit ihren Maßnahmen will Schröder-Köpf den Neuankömmlingen einen möglichst schnellen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen. In Kooperation mit Arbeitsagenturen werden Fähigkeiten der Männer und Frauen in den Aufnahmeeinrichtungen frühzeitig festgestellt und Potentiale bleiben nicht länger unerkannt.

Ein modernes Einwanderungsgesetz mit überschaubarem Regelwerk sei laut Schröder-Köpf unbedingt notwendig um eine frühzeitige Arbeitsmarktorientierung der Neuankömmlinge umzusetzen und das auch zur Behebung des Fachkräftemangels. Das Niedersächsische Wirtschaftsministerium hat eine Erstberatung in Aufnahmezentren bereits mit einer halben Million Euro gefördert, das Projekt muss weiter ausgebaut werden und der Bund mehr zur Verantwortung gezogen werden.

Michael Wilkens von der IHK Lüneburg-Wolfsburg weiß um die Chancen, welche die Zuwanderer für den Arbeitsmarkt bedeuten. Alleine in den IHK-Betrieben blieben im letzten Jahr 23% der Ausbildungsplätze unbesetzt und auch die Zukunftsprognosen für den regionalen Arbeitsmarkt versprechen nichts Gutes. Im Jahr 2031 sollen Schätzungen zufolge 50 000 Fachkräfte im zuständigen Bezirk fehlen. Flüchtlinge seien laut Wilkens, "ein Mosaikstein zur Behebung des zu erwartenden Fachkräftemangels." Asylverfahren sollten spätestens nach drei Monaten abgeschlossen sein, um Migranten aber auch den Arbeitgebern die nötige Sicherheit bezüglich des Verbleibs des Asylbewerbers zu gewährleisten.

Der Erste Bevollmächtigte der IGM Wolfsburg Hartwig Erb macht deutlich, dass die Qualifizierung von Asylbewerbern endlich in Angriff genommen werden muss. "Wir müssen ihnen die Chance geben, dass sie in Lohn und Brot kommen, um ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können", so Erb. Dazu gehöre eine solide Ausbildung, die Anerkennung der im Heimatland erworbenen Qualifikationen und der Bereich der Weiterbildung. "Glücklicherweise hat sich inzwischen die Gesetzeslage auch für Geduldete auf dem Arbeitsmarkt verbessert. Klar ist: Wir dürfen diesen Menschen nicht die Zukunft in unserem Land verwehren."

Doris Schröder-Köpf hält die Einrichtung für aus der Wirtschaft finanzierten Fonds für einen validen Lösungsansatz. Den Asylbewerbern könnten mit diesem Geld die teure Anerkennung ihrer Ausbildungen ermöglicht werden.

Ein weiterer Baustein für die lückenlose Integration von Zuwanderern ist das Erlernen der deutschen Sprache, merkt auch Iris Bothe an. Für Sprachfördermaßnahmen investiert das Land Niedersachsen bereits 130,5 Millionen Euro. Diese Programme müssen weiter ausgebaut weiter und bereits nach Ankunft der Neuankömmlinge zugänglich sein.

Neben den Vertretern der Stadt Wolfsburg, unter ihnen OB Klaus Mohrs, waren auch die Wolfsburger Flüchtlingshilfe und andere soziale Einrichtungen im Publikum vertreten. Nach einer interessanten Diskussionsrunde mit den Gästen wurde das Gespräch geöffnet. Engagierte Mitglieder verschiedener Organisationen meldeten sich zu Wort und berichteten von bewegenden Einzelschicksalen, welcher sich Landtagsabgeordnete Schröder-Köpf annahm. Die Veranstaltung endete somit äußerst positiv für alle Teilnehmer.