Museums- und Heimatverein Brome befragt Zeitzeugen - IG Metall unterstützt Dokumentation

Film erinnert an das Schicksal der Kinder aus Rühen

02.04.2014 | Wolfsburg/Rühen – Mehr als 300 Säuglinge fanden im Kinderlager Rühen zwischen Juni 1944 und April 1945 den Tod. Der Museums- und Heimatverein Brome hat sechs Zeitzeugen interviewt und ihre Erinnerungen in einem Dokumentationsfilm festgehalten. „Es gibt nicht mehr viele Zeitzeugen“, sagte Jens Winter, Vorsitzender des Vereins, bei der Vorstellung des Films im Gewerkschaftshaus in Wolfsburg. Der Film soll unter anderem in Schulen gezeigt werden. Winter, selbst Geschichtslehrer, will dazu auch noch Unterrichtsmaterialen erarbeiten.

Mechthild Hartung, Hartwig Erb (1. Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg), Thorsten Heinze, Jens Winter und Ulrich Willier (von links) halten das Andenken an die im Kinderlager Rühen ums Leben gekommenen Kinder wach. Gerade ist ein Dokumentationsfilm mit Zeitzeugen erschienen. (Foto: Lars Landmann)

Gemeinsam mit Thorsten Heinze und Ulrich Willier von der Medienwerkstatt Isenhagener Land hat Winter den Film realisiert. Befragt wurden unter anderem Waldemar Krassmann, der das  Lagers überlebte, weil seine Mutter ihn aus der Baracke heimlich holte und die Zeitzeugin Brigitte Riese erinnert sich daran, nach einem Luftangriff im Kinderlager Rühen ärztlich behandelt worden zu sein.

Die Kinder von osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen waren den Nationalsozialisten mehr als unerwünscht: Mangelnde Ernährung, katastrophale hygienische Zustände, Medikamentenmangel und fehlende Fürsorge führten bei den meisten der rund 350 Säuglinge zum Tode. 

Auch ein Interview mit Sara Frenkel aus dem Jahr 1988 wurde eingespielt. Die Jüdin Sara Frenkel hatte mit falschen Papieren als angeblich katholische Krankenschwester im Kinderlager Rühen gearbeitet und sich so gut es ihr möglich war um die Säuglinge gekümmert. Nach dem Krieg hatte sich Sara Frenkel als eine der ersten dafür eingesetzt, dass das Schicksal der Kinder nicht in Vergessenheit gerät. Heute erinnert ein Platz und ein Denkmal in der Wolfsburger Innenstadt auch an Sara Frenkel.

Vor eineinhalb Jahren hatte Winter die Idee der Dokumentation. Er hat zahlreiche Akten eingesehen und bis zur Ukraine recherchiert und dort mit einem der wenigen Überlebenden, Juri Wasjunez, Kontakt aufgenommen. Der heute 70-Jährige wird im Mai auf Einladung des VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) und der IG Metall nach Wolfsburg kommen.  Der VVN hat über das Kinderlager Rühen die Broschüre "Zum Sterben geboren im Lager Rühen" herausgegeben. Broschüre und Film wurden von der IG Metall finanziell unterstützt. 

Der Film soll im Mai öffentlich aufgeführt werden, Ort und Zeit sind noch offen. Er kann für 10 Euro über den Museums- und Heimatverein Brome bezogen werden.

Weitere Informationen im Internet unten unter "Links".

(Autorin: poe)