27.09.2017 | Hannover - Die niedersächsischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen in der Metall- und Elektro-Industrie gehen davon aus, dass ein größerer Teil der in den letzten Jahren nach Deutschland geflüchteten Menschen eine längere Zeit, viele auch für immer, in Deutschland bleiben werden. Wir gehen dabei davon aus, dass diese Menschen vor Katastrophen, vor Krieg, Bürgerkrieg oder persönlicher Verfolgung geflohen sind. Es ist eine humanitäre Pflicht, Menschen mit diesem persönlichen Schicksal auch in Deutschland eine Perspektive für ein menschenwürdiges Leben zu bieten.
Beide Organisationen stimmen darin überein, dass ein zentraler Weg zur Integration von Geflüchteten in die bundesdeutsche Gesellschaft über die Integration in Ausbildung und Arbeit führt. Auch die Metall- und Elektro-Industrie möchte mit zusätzlichen Aktivitäten einen weiteren Beitrag zu dieser gesellschaftlichen Aufgabe leisten.
NiedersachsenMetall und die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt haben bereits in der ersten Phase der Flüchtlingsaufnahme zusammen mit der Agentur für Arbeit für eine begrenzte Gruppe von Geflüchteten Sprachkurse mit dem Ziel finanziert und durchgeführt, die Geflüchteten auf Praktika bzw. Ausbildung in Betrieben der Branche vorzubereiten.
Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Sprachkursen und weiteren Förderprogrammen. Gleichzeitig verfügt jede/jeder Geflüchtete über spezifische Voraussetzungen zur Integration in Ausbildung und Arbeit. Das betrifft besonders sprachliche Kenntnisse und Begabungen sowie schulische Vorkenntnisse und Bildungsabschlüsse. Darüber hinaus ist die Orientierung im Alltag und im Umgang mit Behörden und Institutionen eine große Herausforderung.
Die Aufgabe besteht deshalb vor allem darin, Strukturen zu schaffen, die die Geflüchteten bei der Integration in Arbeit und Ausbildung flexibel unterstützen. Dabei kann auf die Erfahrungen mit diversen arbeitsmarktpolitischen Instrumenten zurückgegriffen werden. Hierzu zählen etwa Transfergesellschaften, Kommunale Beschäftigungsgesellschaften, aber ggfs. auch gemeinnützige Arbeitnehmerüberlassung.
Neben Sprachkursen und weiterer fachlicher Qualifizierung/Weiterbildung wird es vor allem darauf ankommen, eine sozialpädagogische Betreuung und Kompetenztrainings aus einer Hand anzubieten. Die Sozialpartner haben gemeinschaftlich ein mehrstufiges Angebot entwickelt.
Mehrstufenprogramm zur Integration von Geflüchteten in die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie
Vor dem Hintergrund ihrer Erklärung vom 26.09.2017 haben sich die Sozialpartner auf ein Mehrstufenprogramm mit vier tragenden Bausteinen verständigt.
1. Förderung der Integration
Eine wichtige Aufgabe zur Integration von Geflüchteten haben neben der Unternehmensleitung auch die Belegschaft und die Betriebsräte, da eine erfolgreiche Integration nur mit einem erfolgreichen Miteinander gelingen kann.
Die Sozialpartner stellen die finanzielle Unterstützung bereit für Mitgliedsfirmen des Verbandes NiedersachsenMetall, die Geflüchteten eine Perspektive für ein Praktikum, eine Einstiegsqualifizierung oder eine Berufsausbildung geben:
a) Firmen, die Geflüchtete mindestens drei Monate als Praktikanten beschäftigen, erhalten auf Antrag eine Unterstützung in Höhe von 1.000 Euro.
b) Mündet das Praktikum in eine Einstiegsqualifizierung oder wird damit direkt begonnen, wird diese mit weiteren 2.000 Euro gefördert.
c) Die Aufnahme eines Ausbildungsverhältnisses wird ebenfalls mit 2.000 Euro gefördert.
2. Sozialpädagogische Begleitung
Mit einer sozialpädagogischen Begleitung wird ein Unterstützungsangebot bereitgestellt, das gleichermaßen den Geflüchteten wie auch den Unternehmen dabei hilft, weitere Bedarfe zur Integration zu erkennen und geeignete individuelle Maßnahmen einzuleiten.
3. Trainings zur Stärkung sozialer Kompetenzen
Begleitend wird mit den Geflüchteten zu unterschiedlichen Themen gearbeitet, um sie bei der betrieblichen Integration zu unterstützen und sie bei der Entwicklung ihrer beruflich benötigten sozialen Kompetenzen zu stärken. Dazu werden an zentraler Stelle Trainingsmodule angeboten, z.B.:
4. Trainings zur Stärkung fachlicher Kompetenzen
Grundlagen der berufstypischen Qualifikationen in den Unternehmen der M+EIndustrie
sollen durch Fachtrainings in den Bereichen
gelegt und weiter gestärkt werden. Hierzu werden an zentralen Orten Ausbildungswerkstätten von Unternehmen der M+E-Industrie genutzt. Sie sind technisch bestens ausgestattet und zusätzlich können die Erfahrungen und Kompetenzen der betrieblichen Ausbilder genutzt werden.
Die Sozialpartner werden das Programm in seinen Details weiter ausarbeiten. Sie gehen im Moment davon aus, dass dafür ein Finanzierungsvolumen in Höhe von 200.000 Euro bereitgestellt wird. Das Programm soll Anfang 2018 beginnen und enthält eine Option zur späteren Erweiterung.