18.12.2023 | Gifhorn – Über ein zusätzliches Weihnachtsgeschenk unter dem Baum dürfen sich die Beschäftigten von HCL in Gifhorn und Wolfsburg freuen. Der IG Metall ist es jetzt gelungen, sich mit dem Unternehmen auf ein Tarifergebnis zu einigen. Für die Kolleginnen und Kollegen bedeutet das schon bald deutlich mehr Geld im Portemonnaie und ein faires und transparentes Entgeltsystem. Endgültig unterschrieben werden soll der Anerkennungstarifvertrag am 15. April 2024, bis dahin gilt es, den Vertrag detailliert auszuarbeiten.
Die Eckpunkte allerdings stehen bereits und können sich aus Sicht der Beschäftigten sehen lassen. Als Grundlage für die Gehaltsentwicklung dient der Flächentarifvertrag der IG Metall für die Metall- und Elektroindustrie. Bislang lag das Gehalt für einen Großteil der HCL-Beschäftigten deutlich unter diesem Niveau. Die Tarifvereinbarung soll nun eine langfristige Anpassung und faire Entwicklung garantieren.
Dafür werden die Entgelte zum 1. Juli 2024 und zum 1. Juli 2025 jeweils um bis zu 8,5 Prozent erhöht. Zum 1. Juli 2026 erfolgt eine weitere Erhöhung, mit der die Gehälter auf mindestens 104 Prozent des Referenzwertes aus dem Flächentarifvertrag (Stand April 2024) steigen sollen. Insgesamt heißt das: Innerhalb von 27 Monate können die Entgelte vieler Kollegen um bis zu 19 Prozent steigen. Für alle Kolleginnen und Kollegen, deren Entgelt sich schon jetzt über dem Niveau des Flächentarifvertrages bewegt, wird dieses jeweils im Juli 2024, 2025 und 2026 um 2 Prozent erhöht. Die Eingruppierungen in das Entgeltsystem des Flächentarifvertrages starten bei HCL im April 2024.
„Diese Vereinbarung ist ein starker Einstieg zur Angleichung an den Flächentarifvertrag. Nach dieser Einstiegsphase, bzw. ab Juli 2027, wollen wir weitere tarifliche Regelungen wie zum Beispiel bezüglich der Arbeitszeit oder Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld angehen“, erklärt Verhandlungsführer Türker Baloglu von der IG Metall Wolfsburg. HCL-Beschäftigte, die bereits vor Übergabe der Aufforderung zu Tarifver-handlungen Anfang Oktober Mitglied in der IG Metall waren, können sich hingegen schon gleich im nächsten Jahr auf eine Sonderzahlung freuen. Verhandelt wurde ein sogenannter „Treuebonus“ für Metaller, der einmal jährlich ausgezahlt wird und 18 Prozent eines Monatsentgelts entspricht.
Des Weiteren wird mit dem Verhandlungsergebnis auch schon an der Zukunftssicherung des Standortes gefeilt. Die Tarifparteien verabredeten, dass bis zur Unterzeichnung im April eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen werden soll, welche die Qualifizierung der Belegschaft regelt. „Die Beschäftigten in Gifhorn und Wolfsburg sollen dadurch für höherwertige Tätigkeiten im IT-Bereich qualifiziert werden. So können wir langfristig Arbeitsplätze in der Region halten“, sagt Baloglu.
„Mit dem erzielten Verhandlungsergebnis bekräftigt HCL gerade vor dem Hintergrund
der aktuellen Herausforderungen sein Engagement für eine starke und transparente Unternehmenskultur, da das die Grundlage für Innovation, Kreativität und nachhaltigen Erfolg bildet. Die klaren Richtlinien eines Tarifvertrages fördern zudem Vertrauen und Zusammenarbeit, schaffen ein positives Arbeitsumfeld und positionieren HCL als Arbeitgeber der Wahl in dieser Region“, teilt das Unternehmen mit. Das ausgehandelte Ergebnis stelle sicher, dass talentierte Teams nicht nur fair entlohnt werden, sondern auch klare Perspektiven für ihre berufliche Entwicklung und nachhaltige langfristige Karriereplanung erhalten.
Das Ergebnis markiert dabei aus Sicht des Unternehmens einen bedeutenden Schritt Richtung Transformation. „HCL setzt darauf, durch klare Regelungen und gezielte Investitionen in Schulungen und Weiterbildungen für Potentialträger eine agile und zukunftsorientierte Belegschaft zu formen. Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel, und HCL ist entschlossen, diesen Wandel aktiv mitzugestalten“, so das Unternehmen weiter.
Der Betriebsrat bei HCL wertet das Verhandlungsergebnis ebenfalls als vollen Erfolg. Der Betriebsratsvorsitzende Sascha Etzrodt, der auch in der Tarifkommission mitwirkte, sagt: „Durch eine tarifvertragliche Eingruppierung ist eine faire Vergütung gewährleistet und jetzt auch für den Betriebsrat durchsetzbar.“ Marcel Schrader, Mitglied des Betriebsrats und der Tarifkommission, ergänzt: „Der Tarifvertrag bedeutet für einen Großteil der Belegschaft eine erhebliche Erhöhung der Monatsentgelte. Letztlich ist das nur Tarif und damit fair und verdient.“
Thomas Völker, Mitglied der Tarifkommission, hebt vor allem die durch die Vereinbarung verbesserten Zukunftsperspektiven hervor: „Durch den ausgehandelten Prozess zur Weiterqualifizierung unserer Kolleginnen und Kollegen haben wir gute Aussichten, Arbeitsplätze in Gifhorn zu erhalten und sogar weitere anzusiedeln. Denn mit dem Tarifvertrag werden wir als attraktiver Arbeitgeber in der Region sichtbarer als in der Vergangenheit.“
Das starke Verhandlungsergebnis wurde in nur wenigen Wochen erzielt. Das ist vor allem auch der starken Mobilisierungsfähigkeit der Metaller bei HCL zu verdanken. „Wir haben innerhalb kürzester Zeit unseren Organisationsgrad bei HCL verdoppelt und somit die Mehrheit der Beschäftigten, in der IG Metall organisiert. Das hat uns dabei geholfen, in nur zwei Monaten zu diesem guten Ergebnis zu kommen“, bedankt sich Betriebsrats- und Tarifkommissionsmitglied David Krala. Bettina Pinkle, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und Mitglied der Tarifkommission, stimmt ihm zu: „Unsere Kundgebung zur Übergabe der Aufforderung zur Aufnahme von Tarifverhandlungen hat Eindruck gemacht und dem Unternehmen unsere eigene Mobilisierungskraft und die Solidarität der weiteren Betriebe aus dem Organisationsbereich der Geschäftsstelle deutlich gemacht. Danke dafür an alle Beteiligte. Das Engagement hat sich ausgezahlt.“
Das Tarifergebnis gilt zunächst für die rund 500 HCL-Beschäftigten, die organisatorisch den Standorten Gifhorn und Wolfsburg zugeordnet sind, soll aber auf alle weiteren Standorte der HCL Nord und damit weitere 150 Kolleginnen und Kollegen ausgeweitet werden. Insgesamt arbeiten bei IT-Dienstleister HCL bundesweit rund 1300 Beschäftigte. Der Tarifvertrag in Gifhorn/Wolfsburg wäre der erste beim indischen Großkonzern in Deutschland.
Über HCL:
HCLTech ist ein globales Technologieunternehmen mit mehr als 225.000 Mitarbeitern in 60 Ländern. Mit seinem breiten Portfolio an Technologiedienstleistungen und Produkten bietet es branchenführende Lösungen in den Bereichen Digital, Engineering und Cloud an. Das Unternehmen arbeitet mit Kunden aus allen relevanten Branchen zusammen. Es bietet Lösungen für die Bereiche Finanzdienstleistungen, Fertigung, Biowissenschaften und Gesundheitswesen, Technologie und Dienstleistungen, Telekommunikation und Medien, Einzelhandel und Konsumgüter sowie den öffentlichen Dienst an. In unserer Region liegt die IT Kompetenz von HCLTech in der Fertigungs- und Automobilindustrie mit der klaren Zielsetzung, die Geschäftsbeziehungen in verschiedenen Branchen weiter auszubauen.