Das besondere Kaufhaus

Ein Lichtblick für alle

19.12.2014 | Wolfsburg – Ein edles Kaffeeservice, ein warmer Mantel, ein fast neues Sofa, ein moderner Kinderwagen, ein nostalgisches Spiel – im Lichtblick an der Heinrich-Nordhoff-Straße gibt es eigentlich alles und das nicht nur zur Weihnachtszeit! Die IG Metall, die evangelische Kirche und die AWO hatten das Kaufhaus vor sechs Jahren gegründet. Seitdem geben viele Wolfsburger ihre guterhaltenen, aber in ihren Haushalten nicht mehr erforderlichen Kleidungsstücke, Spielsachen, Möbel und vieles mehr kostenlos im Lichtblick ab.

Ein Kunde lässt sich von Geschäftsführer Jean-Claude Fohrmann einen gut erhaltenen Topf zeigen. Kochgeschirr gehört mit zu den begehrtesten Waren im Lichtblick.

Die Metaller Rainer Staats, Ina Nomigkeit und Andi Michitsch nutzten in der Adventszeit die Gelegenheit, im Lichtblick für die Aktion „Weihnachten mit Herz“ einzukaufen. Für 300 Euro erstanden sie drei Wäschekörbe voller Spielsachen und Kleidung für Kinder aus sozial schwachen Familien.

"Das Ganze ist aber keine Einbahnstraße. Jeder, nicht nur Bedürftige, ist als Kunde im sozialen Kaufhaus gern gesehen", betont Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg.

Denn Lichtblick ist viel mehr als ein Kaufhaus, in dem Bedürftige günstige Secondhand-Ware kaufen können. "Es soll auch ein Lichtblick für Langzeitarbeitslose sein, sie können im Sozialkaufhaus wieder eine berufliche Perspektive bekommen", berichtet Vorstandsmitglied Willi Dörr. Er hat das Projekt seinerzeit als Gewerkschaftssekretär mit auf den Weg gebracht.

Die Metaller Rainer Staats, Andi Michitsch und Ina Nomigkeit finden die Idee super. Sie haben vor Weihnachten bei den Kolleginnen und Kollegen im VW-Werk rund 300 Euro gesammelt und dafür im Lichtblick Spielsachen und Kinderkleidung eingekauft. Die Einkäufe haben sie dann in Schuhkartons verpackt und der Aktion "Weihnachten mit Herz" gespendet.

"So haben wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, wir haben das Sozialkaufhaus unterstützt und die Kinder aus einkommensschwachen Familien", sagt Rainer. Das Kaufhaus selbst hat in der Vorweihnachtszeit einen Tag nur für Flüchtlinge und Asylsuchende die Türen geöffnet: "Sie konnten an diesem Tag ohne zu zahlen einkaufen. Vor allem warme Kleidung, aber auch Bettwäsche und Decken waren sehr gefragt", berichtet Geschäftsführer Jean-Claude Fohrmann.

Im Kaufhaus arbeiten 13 festangestellte Kräfte, alle waren zuvor längere Zeit arbeitslos. Eine von ihnen ist Petra John. Sie betreut unter anderem die Porzellanabteilung: "Wir benötigen vor allem vollständige Service. Auch gut erhaltene Bratpfannen und Töpfe gehen immer schnell weg", erzählt die 62-Jährige, die seit dem Start des Kaufhauses dabei ist. Sehr beliebt ist auch die Bücherecke. 1 Euro kostet ein Buch, zehn Bücher gibt es für 7 Euro. "Hier entdecken viele Kunden auch Bücher aus ihrer Kindheit und sind begeistert", sagt Fohrmann.

Neben den Festangestellten finden auch AGH-Kräfte immer wieder Arbeit im Sozialkaufhaus. Elke Zitzke vom evangelischen Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen betreut die Arbeitslosen: "Wir wollen die Menschen wieder an den ersten Arbeitsmarkt heranführen", erläutert die 62-Jährige. Nach vielen Jahren ohne feste Arbeit ist für manch einen Pünktlichkeit schwer geworden, andere haben sehr ihr Selbstwertgefühl eingebüßt, sodass sie sich nichts mehr zutrauen - vom Sozialkaufhaus aus schaffen pro Jahr etwa zehn dieser teils von der Gesellschaft schon aufgegeben Menschen wieder den Sprung ins Arbeitsleben - Grund genug für einen Einkauf in dieser bemerkenswerten Einrichtung!

Fotos: Matthias Leitzke