Simone Fischer engagiert sich in der Trostinsel des Hospizvereins

Das Lächeln der Kinder ist das größte Geschenk

10.10.2022 | Kennt Ihr Fräulein Caro (Carlotta Aurelia Renata Olivia) Käsefuss? Nein? Die Handpuppe Caro ist ein „Kind“ der Trostinsel des Hospizvereins Wolfsburg, erdacht von der IG Metall-Kollegin Simone Fischer. Simone begleitet als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Trostinsel trauernde Kinder und Jugendliche. Caro hilft ihr dabei. Sie erzählt den Kindern spannende, mal lustige aber auch traurige Geschichten aus ihrem „Alltag“.

„Ich habe festgestellt, dass man mit einer Handpuppe einen noch besseren Zugang zu den Kindern bekommt“, erzählt Simone. Die Kinder sprechen mit Caro, erzählen ihr ihre Gedanken und Wünsche, lachen zusammen und lassen sie auch an ihrer Trauer teilhaben, die in ihrem kleinen Leben plötzlich eine so große Rolle spielt. Denn alle Kids, die in die Trostinsel kommen, haben den Verlust eines lieben Menschen zu beklagen (oder haben einen Menschen in ihrem Umfeld, der in palliativer Behandlung ist und zeitnah sterben wird.)

Simone Fischer begleitet seit nunmehr fast fünf Jahren die kleinen Gäste in der Trostinsel. Für sie eine sehr befriedigende Alternative zu ihrer Arbeitswelt. Als Ingenieurin arbeitet sie seit vielen Jahren in der Aggregatentwicklung von Volkswagen - mittlerweile als Technische Sachbearbeiterin. „Im Beruf geht alles sehr strukturiert, routiniert und organisiert ab“, sagt sie.

Bei den Kindern sei dagegen Spontanität und Flexibilität gefragt. Wichtig sei es in erster Linie auf die Bedürfnisse der trauernden Kinder einzugehen. Was brauchen die Kinder, was tut ihnen gut. „Eine Trauergruppe ist keine Gruppe von weinenden, sich verkriechenden, trauernden Kindern, die für zwei Stunden durch Spiel und Spaß von ihrer Trauer abgelenkt werden“, erläutert Simone. Nein! Die Kinder kommen genau wie auch andere Kinder mal gestresst, fröhlich, traurig oder genervt in die Trauergruppe. „Wir geben ihnen in der Trostinsel den Raum und die Zeit für ihre Trauer und begleiten sie auf ihrem Weg.“ Dazu gehört auch fröhlich sein, rumalbern oder lautes Singen, weil gerade das zu Hause in der trauernden Familie oft nicht möglich ist. Durch kreative Angebote oder Impulsfragen entstehen Gespräche zum Thema Tod und Trauer. Den Kindern werden alle Fragen beantwortet und kindgerecht erklärt. (So besucht Caro z.B. auch zusammen mit den Kindern den Bestatter, um der Frage nachzugehen, Wer ist der Bestatter? Was macht der eigentlich?) Kinder gehen, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt, viel offener mit dem Thema Tod um, als viele Erwachsene. Nur leider ist das Thema Tod immer noch ein Tabuthema und Eltern denken oft sie müssen die Kinder vor diesem Thema schützen. Dabei ist es so wichtig den Kindern kindgerechte Erklärungen zu geben, damit keine falschen Gedanken und Ängste aufkommen. Wie geht sie selbst damit um, dass sie bei ihrem ehrenamtlichen Engagement ständig mit Sterben und Tod konfrontiert wird? „ Für mich gehört der Tod zum Leben dazu, so dass ich schon ganz anders mit dem Thema umgehe. Wir Ehrenamtlichen haben außerdem immer die Möglichkeit durch Selbstreflexion und Supervision schwere Themen aufzuarbeiten.“ Der Umgang mit den Kindern habe aber ihr Leben ungemein bereichert, versichert sie und ihr Ehrenamt möchte sie nicht mehr missen. Sobald Simone die Tür zur Trostinsel öffnet, ist all ihr Stress und Alltag wie weggeblasen. Die Kinder empfangen sie mit einem Lächeln. Das sei ihr das schönste Geschenk.

Das Hospiz lebt vom Engagement ihrer mittlerweile fast 150 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei weitem nicht alle sind in der Sterbe- und Trauerbegleitung aktiv. Das Ehrenamt ist bunt und vielfältig. Im Hospizhaus pflegen Ehrenamtliche den Garten, nehmen Besucher in Empfang, helfen in der Küche und bei der Wäsche, singen im Chor, machen Musik, engagieren sich im Vorstand, schmücken die Fenster mit Dekoration und bringen frische Blumen auf die Tische. Sie übernehmen auch Boten- und Fahrdienste, lassen die Chipkarte bei den Ärzten einlesen oder verteilen den Hospizbrief. Und vieles andere mehr. Simone lobt die Teamarbeit im Hospiz: „Hier muss keiner perfekt sein. Jeder gibt das, was er kann.“ Es gebe keinen Druck, alles sei freiwillig und man könne sich jederzeit eine Auszeit nehmen.

Ehrenamt ist nicht nur für Simone eine Herzensangelegenheit. „Ich würde andere Menschen immer ermutigen, ein Ehrenamt anzunehmen, ganz egal in welchem Bereich. Man erfreut als Ehrenamtlicher nicht nur die Herzen anderer, sondern bekommt auch viel Herzenswärme zurück.“

Aktuell sucht das Hospiz mit Blick auf das in Bau befindliche zweite Hospizhaus in Heiligendorf weitere Menschen, die sich ein Ehrenamt im Hospiz vorstellen können. Interesse? Einfach unverbindlich melden: 05361 - 600929-0