Arbeitskreis "Intersoli Mexiko"

Mexiko - wirtschaftliche Moderne ohne soziale Gerechtigkeit

Etwa 130 Kilometer östlich der mexikanischen Hauptstadt liegt Puebla. Hier ist Volkswagen seit 1964 präsent.Rund 12.000 Beschäftigte bauen hier ca. 200.000 Fahrzeuge pro Jahr, darunter auch noch den VW-Käfer derersten Generation.

Bald werden hier jedoch auch hochmoderne Fahrzeuge mit modernen Maschinen gebaut werden: Der New Beetle, der in erster Linie exportiert werden soll. Über 80 Prozent aller in Mexiko produzierten Fahrzeuge werden mittlerweile exportiert und das überwiegend in die USA.

Deutsche Solidarität beim mexikanischen Streik

50 Prozent der Bevölkerung Mexikos lebt nach wie vor in extremer Armut. Der durchschnittliche Arbeitslohn eines VW-Arbeiters beträgt heute ca. 28 EUR täglich und liegt damit schon deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn.

1987 streikten die mexikanischen VW-Arbeiter, um ihrer Forderung nach 100prozentiger Lohnerhöhung Ausdruck zu verleihen. Obwohl die Reallöhne in den letzten vier Jahren in Mexiko durch die horrende Inflation auf die Hälfte zusammengeschrumpft waren, stellte sich VW stur und wollte die Lohnverhandlungen noch weitere zwei Monate aufschieben. Walter Hiller, der damalige Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, versicherte den mexikanischen Kollegen: "Wir werden nun umgehend den Vorstand des VW-Konzerns auffordern, auf das Management der VW de Mexiko einzuwirken, damit es Euren Forderungen durch ein vernünftiges Angebot entgegenkommt und es zu einer guten Lösung des Konflikts in Puebla kommt. Wir Arbeitnehmer und Gewerkschafter im weltweiten Volkswagen-Konzern müssen in guten und schlechten Zeiten zusammenhalten. Deshalb bitten wir Euch, alle Arbeiter der VW de Mexico und das mexikanische Volk darüber zu informieren, dass die Kolleginnen und Kollegen der deutschen VW-Werke in eurem schwierigen Kampf in internationaler Solidarität zu Euch stehen."

Nach acht Wochen Streik haben sich die VW-Arbeiter und die Unternehmensleitung auf eine 78-prozentige Lohnerhöhung geeinigt.

Schwierige Zusammenarbeit durch fehlende Kontinuität

Aufgrund der fehlenden Kontinuität der gewerkschaftlichen Arbeit in Mexiko ist es nach wie vor schwierig, längerfristige persönliche Kontakte aufzubauen.

1988 stellten die Teilnehmer nach einer Studienreise von "InterSoli" fest: "Die politische Schwäche des Komitees, das eher verhaltene Engagement im Rahmen unseres Besuches und die nur an einzelnen Stellen erkennbare Forderung, die inneren Strukturen der Gewerkschaft zu verändern, lassen kaum einen Raum für eine wenigstens mittelfristige Zusammenarbeit...Die soll aber nicht bedeuten, den Standort Mexiko nun völlig aus der InterSoli-Arbeit auszusparen. Diese Reise hat zumindest wesentliche Kontakte mit externen Beratern der VW-Gewerkschaft gebracht." (aus dem Reisebericht der InterSoli-Gruppe Mexiko)

Diese fehlende Kontinuität war auch Thema der Teilnehmer der Reise, die 1999 stattfand. Allerdings empfanden die Reiseteilnehmer die mexikanischen Kollegen als hochmotiviert und mit viel Enthusiasmus dabei. Während eines gemeinsamen Seminars dieser Reise entstand die Idee "etwas Bleibendes" zu schaffen, und eine gemeinsame Vereinbarung zwischen SITIA VW und der IG Metall wurde erstellt. "Beide Gewerkschaften erklären, dass sie die jetzt begonnenen Kontakte und den Informationsaustausch in Zukunft fortsetzen und verstärken wollen," wurde in der Erklärung ausdrücklich formuliert.

Fotoausstellung informiert die Öffentlichkeit


Eine umfangreiche Fotoausstellung mit Hintergrundinformationen über das Land und die gewerkschaftliche Entwicklung in Mexiko ist ein Ergebnis der Reise 1999. Der Arbeitskreis hat die Ausstellung seitdem häufig präsentiert, beispielsweise im Volkswagenwerk Wolfsburg, während der Weltarbeitnehmerkonferenz, 1. Mai-Veranstaltungen sowie in verschiedenen Bildungsstätten - etwa in der Heimvolkshochschule Hustedt.

Der IG Metall-Arbeitskreis InterSoli

Im Arbeitskreis Internationale Solidarität (InterSoli) der IG Metall Wolfsburg setzten wir uns mit der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Situation im Lande auseinander. Wir suchen dabei den Kontakt zu anderen Solidaritätsgruppen in der Bundesrepublik Deutschland, aber vor allem zu unseren KollegInnen von VW de Mexiko. Denn wir alle arbeiten im selben Konzern, stellen mehr oder weniger dasselbe Produkt her, leben jedoch unter vollkommen unterschiedlichen Bedingungen:

Wie leben die KollegInnen in Mexiko?
Welche Probleme und Sorgen haben sie?
Wie können wir uns gegenseitig in unserer gewerkschaftlichen Arbeit unterstützen?

Mehr Informationen:
Besuch von mexikanischen Kollegen am 26. April 2007: "Arbeiterrechte sind Menschenrechte"
Schlaglichter: Gewerkschaftsentwicklung in Mexiko
Präsentation der Mexikoreise 2005