CARIAD-Beschäftigte machen mit Warnstreik Druck auf Tarifverhandlungen

02.02.2023 | Wolfsburg – Das ist ein Ausrufezeichen: Einen Tag vor der dritten Verhandlungsrunde für einen neuen Entgelttarifvertrag bei der CARIAD haben 1.200 Beschäftigte an allen deutschen Standorten den Verhandlungsführern der Unternehmensseite mit einem konzertierten Warnstreik ordentlich Druck gemacht.

Die CARIADIANS fordern neben einer Entgelterhöhung von 8 Prozent eine Erfolgsbeteiligung für alle. Diese Forderungen untermauerten sie mit Sprechchören, Plakaten und Pyrotechnik lautstark und unübersehbar.

„Die Angebote, die von der Arbeiterseite gemacht wurden, sind nicht ausreichend. Wir wollen eine Entgelterhöhung auf dem Niveau von Volkswagen oder Audi. Seitens des Unternehmens bleibt es aber bisher leider bei Spielchen oder Tricksereien. Da steht eben nicht das gleiche Angebot wie bei Volkswagen. Da werden Monate bis zur Erhöhung herausgezögert und Inflationsausgleichszahlungen anders gestaffelt“, sagt Stefan Henze, Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der IG Metall-Verhandlungskommission von CARIAD in Wolfsburg.

Als die Software-Sparte Volkswagens aufgebaut wurde und es darum ging, die Konzernleihe-Beschäftigten davon zu überzeugen, einen CARIAD-Vertrag anzunehmen, wurde betont, dass die Firma auf Augenhöhe mit den Marken agieren soll. „Da wurde die Wertschätzung der Kolleginnen und Kollegen betont. Aber Wertschätzung zeigt sich nicht in warmen Worten und auf Hochglanzbildern auf Linked.In, sondern in den konkreten Angeboten, die man seinen Beschäftigten macht“, machte Henze deutlich.

Neben einer Entgelterhöhung fordern die CARIDIANS auch eine regelmäßige Erfolgsbeteiligung. Bisher weigert sich das Unternehmen und will erst frühestens 2025 über eine Prämie sprechen: „Um in Ruhe über Höhe und Ausgestaltung der Erfolgsprämie verhandeln zu können, fordern wir für diese Tarifrunde eine Abschlagszahlung“, ergänzt Maike Schömann, aus der Vertrauenskörperleitung der CARIAD Nordwest und Mitglied der IG Metall-Tarifkommission.

Für die CARIAD sind es die ersten großen Tarifverhandlungen seit Abschluss des Haustarifvertrags für das junge Unternehmen. „Das ist eine historische Tarifrunde, in die ihr mit einer eigenen Forderung gestartet seid und die ihr aus eigener Kraft bestreitet. Dass ihr hier in Wolfsburg und an den anderen Standorten auf die Straße geht und laut seid, zeigt, dass die Forderungen genau das sind, was ihr wollt, braucht und verdient“, unterstrich Katja Brammertz von der IG Metall Wolfsburg und Mitglied der Verhandlungskommission.

Allein am CARIAD-Standort in Wolfsburg beteiligten sich rund 300 Personen an dem Warnstreik. Die CARIADIANS wurden dabei von zahlreichen Kolleginnen und Kollegen von Volkswagen, der Volkswagen Group IT Solutions, Volkswagen Group Services, Brose Sitech, der Wolfsburg AG, Bertrandt, der IAV, iinovis, Schnellecke Logistics sowie der AutoVision – Der Personaldienstleister unterstützt. „Wir stehen uneingeschränkt hinter den Forderungen der CARIAD-Beschäftigten und solidarisch an ihrer Seite“, stellte Florian Hirsch, Vertrauenskörperleiter bei Volkswagen, klar.
Mit der großen Beteiligung an den Warnstreiks kehrt die IG Metall-Verhandlungskommission nach zwei erfolglosen Gesprächsrunden gestärkt an den Verhandlungstisch zurück. „Solidarität gewinnt. Gemeinsam werden wir die Arbeitgeber zum Einlenken am Verhandlungstisch bewegen“, zeigte sich Brammertz zuversichtlich, dass jetzt auch die Unternehmensseite den Ernst der Lage begriffen hat. Die dritte Verhandlungsrunde findet bereits am Freitag, den 3. Februar, im Gewerkschaftshaus der IG Metall Wolfsburg statt.