Urabstimmung bei Glunz – große Mehrheit stimmt für unbefristeten Streik

12.05.2016 | Nettgau/Wolfsburg – Im Werk Nettgau der Firma Glunz stehen die Zeichen auf Streik: Fast 100 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten haben während der Urabstimmung für einen unbefristeten Streik gestimmt. Einen Tag früher als geplant, konnten die Stimmzettel ausgezählt werden. 98,1 Prozent der Stimmberechtigten hatten sich beteiligt und 97,7 stimmten für einen unbefristeten Streik.

Die Tarifkommission zählt die Stimmzettel der Urabstimmung bei Glunz aus. V.l.n.r.: Frank Lindemann, Maik Bednarz, Dieter Pfeiffer, Klaus-Dieter-Scholz, Wilfried Hartmann und Axel Krüger. Foto: Anita Pöhlig.

"Das eindeutige Ergebnis ist für uns nicht verwunderlich - bei dem spärlichen Angebot der Arbeitgeber war die große Beteiligung zu erwarten", sagte Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg. "Das Ergebnis zeigt klar, wir lassen uns von der Geschäftsführung nicht für dumm verkaufen", sagte Betriebsratsvorsitzender Axel Krüger. 

"Wenn die Arbeitgeber sich jetzt nicht schnell besinnen und bis zum 17. Mai an den Verhandlungstisch zurückkommen, steht nun einem unbefristeten Streik nichts mehr im Weg", erklärt Dieter Pfeiffer. "Bis zum Donnerstag um 22.30 Uhr hätten die Kolleginnen und Kollegen zur Wahlurne gehen können, schon um 8.00 Uhr am Morgen hatten alle IG Metall Mitglieder, die abstimmen konnten, ihre Stimme abgegeben. Auch das zeigt: Die Belegschaft hat die unverschämten Angebote satt!", sagt  Verhandlungsführer Wilfried Hartmann von der IG Metall-Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.   

Auch in den Glunz-Werken in Meppen und Beeskow haben die Kolleginnen und Kollegen mit  jeweils zwei Warnstreiks gezeigt, dass sie nicht gewillt sind, sich mit den Angeboten der Geschäftsleitung abspeisen zu lassen. In Meppen hat die IG Metall am Donnerstag die Verhandlungen für gescheitert erklärt. "Wenn sich die Geschäftsleitung nicht schnellstens bewegt, wird es auch an den anderen Standorten zu Urabstimmungen und Streiks kommen", sagt Hartmann.

Seit Monaten kämpfen die Gewerkschaft, der Betriebsrat und die Belegschaft um einen gerechteren Tarifvertrag. Glunz hatte den Tarifvertrag für die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie in Sachsen-Anhalt gekündigt. Die Arbeitnehmer fordern die Übernahme und Fortschreibung des gültigen Tarifvertrags, die Erhöhung der Löhne und Gehälter um 5 Prozent rückwirkend zum 1. Januar 2016 sowie die Erhöhung der Ausbildungsvergütung, den Abschluss eines Alterstarifvertrags und die schrittweise Anpassung an das Niveau der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie Niedersachsen. 

Die Geschäftsleitung bietet eine Erhöhung der Löhne und Gehälter vom 1. Mai 2016 für 3 Jahre um 2,5% an. "Das bedeutet für 2017 und 2018 Nullrunden, erst vom 1. Mai 2019 sollen weitere 2,5% mehr gezahlt werden", verdeutlicht Wilfried Hartmann die Situation. Auf der anderen Seite soll die Arbeitszeit ohne Bezahlung um eine Stunde erhöht werden, was eine Kürzung um 2,6% bedeutet.