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Nelson Pinheiro kämpft auf dem Motorrad für die Depressionshilfe

25.05.2023 | Motorradfahren und dabei etwas Gutes tun – das ist die Idee, die hinter dem sogenannten Fellows Ride steckt.

v.l.n.r.: Torsten Felgentreu, Nelson Pinheiro und Thorsten Mislak.

Das Konzept ist simpel: Motorradfreunde treffen sich zu einer gemeinsamen Demonstration auf ihren Maschinen und sammeln dabei Geld für die Depressionshilfe. In Wolfsburg findet das noch relativ neue Phänomen am 17. Juni mittlerweile schon zum zweiten Mal statt. Organisiert wird es von IG Metall-Mitglied Nelson Pinheiro.

„Unser Ziel ist es, mit der Aktion Spenden zu sammeln aber vor allem Aufmerksamkeit für das Thema Depression zu erzeugen. Über 200 Motoradfahrer in Kolonne mit begleitendem Blaulicht – das sorgt auf jeden Fall für Aufmerksamkeit“, erklärt Nelson. Depressionen sind beinahe zur Volkskrankheit geworden. „So gut wie jeder ist entweder selbst betroffen oder hat einen Menschen in seinem Umfeld, der unter dieser Krankheit leidet“, sagt der 47-Jährige. Dennoch wird über psychische Krankheiten noch oftmals zu wenig geredet.

Der Umgang mit dem Thema ist dabei global höchst unterschiedlich. Das hat der ursprüngliche Ideengeber und Initiator des „Fellows Ride“, Dieter Schneider, erlebt. 2014 muss Schneider einen herben Schicksalsschlag hinnehmen. Sein Sohn nimmt sich aufgrund von Depressionen das Leben. Für Schneider bricht eine Welt zusammen. Vor allem fragt er sich: Hätte er seinem Sohn helfen können? Zur Verarbeitung des Schmerzes steigt er auf sein Motorrad und reist um die Welt. „Er wollte dabei das Trauma verarbeiten und erfahren, wie in den verschiedenen Kulturen mit der Krankheit Depression umgegangen wird“, berichtet Nelson, der damals durch das Internet auf Schneider aufmerksam wird.

Aus den Reisen Schneiders entsteht ein Buch und eine Film-Dokumentation, in Vorträgen berichtet er zudem seither von seiner persönlichen Geschichte und seinen Erlebnissen rund um die Welt. Eines der prägendsten war wohl die Teilnahme am „Black Dog Ride“ in Australien einer Motorradausfahrt zugunsten der Suizidprävention und Depressionshilfe und die Inspiration für den Fellows Ride.

Schneider organisiert die erste dieser Motorraddemos 2021 in Würzburg. Schnell aber verbreitet sich die Idee. Nelson nimmt Kontakt zu Schneider auf, trifft ihn persönlich in Portugal und bietet ihm dort seine Hilfe an. 2022 organisiert er schließlich den ersten Wolfsburger „Fellows Ride“ zusammen mit der Robert-Enke-Stiftung. „Das war etwas völlig Unbekanntes -  in einem anderen Land so etwas zu organisieren mit den ganzen Auflagen. Ich bin auf einige geschlossen Türen gestoßen“, lacht der gebürtige Portugiese, der seit 2004 in Wolfsburg lebt und bei Volkswagen arbeitet.

Trotz mancher Widrigkeiten wird die Veranstaltung ein voller Erfolg. „Rund 200 Motorradfahrer haben teilgenommen. Wir haben 4000 Euro für die Robert-Enke-Stiftung und für die Selbsthilfegruppe KISS in Wolfsburg gesammelt“, erinnert sich der 47-Jährige. Mit dabei waren unter anderem auch die Motoradfreunde „Worker Wheels“ der IG Metall Wolfsburg. „Mitzufahren war für mich selbstverständlich. Ich bin selbst von Depressionen betroffen und weiß, wie wichtig das Anliegen ist. Die Ausfahrt war ein wunderbares und beeindruckendes Erlebnis“, erzählt Thorsten Mislak von den „Worker Wheels“. „Die Veranstaltung passt zu den Werten der IG Metall. Es geht um Zusammenhalt und Solidarität“, ergänzt Torsten Felgentreu, „Worker Wheels“-Mitglied und politischer Sekretär bei der IG Metall Wolfsburg.

Auch dieses Jahr wollen sie deswegen mobilmachen und so mithelfen, so dass die Kolonne am 17. Juni noch größer und spektakulärer wird. Nelson ist in dieser Hinsicht zuversichtlich. „Das Wetter muss mitspielen, dann hoffe ich auf etwa 300 Motorradfahrer“, so Nelson. Treffpunkt ist um 10 Uhr an der VW Arena. Vor Ort ist für Kaffee gesorgt bevor es gegen 11 Uhr losgeht. Auch unterwegs steht bei einer Zwischenkundgebung am Tetzelstein im Elm Verpflegung auf dem Programm. Die Rückkehr zur VW-Arena ist zwischen 16 und 17 Uhr geplant.  Dort wird dann schließlich noch Dieter Schneider persönlich ein Vortrag über seine Weltreise und seine Erlebnisse halten.