IG Metall Wolfsburg
01.05.2016 | Wolfsburg - 3.800 Menschen haben in Wolfsburg an der Großdemonstration zum 1. Mai teilgenommen. Hauptredner Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, forderte auf dem Rathausplatz, die gesetzliche Rente an die Spitze der politischen Agenda zu setzen: "Die Beschäftigten haben nach einem Leben harter Arbeit eine vernünftige Rente verdient. Wir haben immer davor gewarnt, dass ein Raubbau an der gesetzlichen Rente für viele Beschäftigte geradewegs in die Altersarmut führt. Sie können gar nicht privat vorsorgen mit dem Wenigen, was sie verdienen. Aber erst das langfristige Zinstief schreckt die Politiker nun auf. ,Riester ist gescheitert', erkennt jetzt sogar der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer. Die Bundesregierung muss die gesetzliche Rente wieder so stark machen, wie sie vor den Reformen war. Es gibt kein anderes System, das so fair und so stabil ist."
Gleichzeitig warnte Feiger die Regierung davor, dem Drängen der Wirtschaftslobby nachzugeben und Geflüchtete als Billiglöhner einzusetzen: "Eine Ausnahme vom gesetzlichen Mindestlohn für Geflüchtete ist brandgefährlich. Wer eine solche Politik betreibt, spaltet die Gesellschaft. Wo das hinführt, haben wir bei den letzten Landtagswahlen gesehen. Die AfD bekommt Zulauf ohne Ende, weil die Menschen Sorge und Angst haben, ins Hintertreffen zu geraten. Es muss aber jedem klar sein: Wer als Arbeiter die AfD wählt, wählt sein eigenes Prekariat und Armut. Diese Partei will, dass die Reichen reich und die Armen arm bleiben. Co-Parteichef Jörg Meuthen lehnt den gesetzlichen Mindestlohn ab. Aber genau diesen Mindestlohn haben wir erstritten: Endlich eine echte Umverteilung von oben nach unten. Wenn genug für alle da ist, braucht auch niemand mehr Geflüchtete als Konkurrenten zu fürchten. Es ist höchste Zeit für mehr Solidarität!"
Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg hob in punkto aktuelle Tarifverhandlungen hervor: "Wir erwarten eine ordentliche Lohnsteigerung in der Metall- und Elektroindustrie, denn der Brache geht es gut. Für die aktuellen Tarifverhandlungen bei Volkswagen werden wir nicht zulassen, dass die Belegschaft für die von Managern verursachte Krise zahlt. Schließlich liefern die Beschäftigten auch in schwierigen Zeiten gute Arbeit, die ohne Wenn und Aber fair zu entlohnen ist."
Unter dem Motto ,kein Missbrauch von Werkverträgen und Leiharbeit' machte Erb eine klare Ansage, die er an den VW-Konzern richtete: "Die IG Metall fordert, dass auch weiterhin alle Leiharbeiter nach 36 Monaten übernommen werden. Früher ging es bei der Vergabe von Werkverträgen vor allem darum, Produktionsspitzen zu bewältigen. In Wahrheit hat Volkswagen die Fertigungstiefe - die besagt, wie viel Golf wirklich noch bei Volkswagen gebaut wird - immer mehr gesenkt. Dies wird auch weiterhin mit der Hilfe von Werkverträgen geschehen, was wir nicht zulassen dürfen. Das ist ein Skandal für die VW-Belegschaft und auch für die Zulieferer."
Auch machte der Chef der Wolfsburger IG Metall auf noch drastischere Tatsachen aufmerksam: "Viele Dienstleister im Raum Wolfsburg sind nur noch Vermittler ohne eigenes Personal zu haben. Die Beschäftigten stehen am Ende einer Kette von mehreren Sub-Unternehmen. Aktuell betrifft dies die Versuchsfahrer von Volke." In diesem Zuge forderte Erb die uneingeschränkte Solidarität innerhalb der IG Metall: "Wir lassen es nicht zu, dass Stammbeschäftigte und Beschäftigte bei Zulieferern gegeneinander ausgespielt werden. Denn dieses dreckige Spiel, liebe Arbeitgeber haben wir längst verstanden."
© 2024 - IG Metall Wolfsburg - Siegfried-Ehlers-Straße 2 - 38440 Wolfsburg