IG Metall sorgt sich um HCL-Standort in Gifhorn

IT-Fachkräfte werden teils nur knapp über Mindestlohn bezahlt

17.02.2023 | Wolfsburg – IT-Fachkräfte werden in Zeiten des Fachkräftemangels beinahe überall händeringend gesucht. Das Entgelt müsste dementsprechend stimmen - könnte man meinen. Doch das Unternehmen HCL Technologies belehrt einen in dieser Hinsicht eines Besseren.

„Eine Vielzahl der Beschäftigten verdient bei HCL nur etwas oberhalb des Mindestlohns“, sagt Türker Baloglu, Politischer Sekretär bei der IG Metall Wolfsburg und zuständiger Betriebsbetreuer. Allgemeine Entgelterhöhungen gibt es nicht und auch eine Inflationsausgleichszahlung bleibt das Unternehmen bisher schuldig.

Dabei ist HCL ein echtes Schwergewicht in der IT-Branche. Das indische Unternehmen machte 2022 mehr als 11 Milliarden US-Dollar Umsatz und beschäftigt weltweit 209.000 Menschen. 2018 übernahm HCL das Gifhorner Traditionsunternehmen Hönigsberg & Düvel (H&D). Seitdem geht es dort stetig bergab. Von 800 ist die Zahl der Beschäftigten in Gifhorn auf mittlerweile nur noch knapp 600 gesunken. „Die meisten davon sind freiwillig gegangen -  teilweise zu Mitbewerbern“, berichtet der Betriebsratsvorsitzende Sascha Etzrodt.

Fluktuation, die dem Unternehmen selbstverständlich nicht guttut. Es sei mittlerweile schwierig genug qualifizierte Köpfe für wichtige Projekte zusammenzubekommen. Die Folge sind wegbrechende Aufträge für das Unternehmen, das zu über 90 Prozent für Volkswagen tätig ist.

Für die IG Metall und den Betriebsrat Grund genug, Alarm zu schlagen. Die Sorgen um die Beschäftigten am Standort wachsen. Lösungen hat man bereits vorgeschlagen. „Die Mitarbeiter im Niedriglohnbereich müssen für höherwertige Aufträge qualifiziert werden. Dafür stehen eigens Mittel der Bundesagentur für Arbeit zur Verfügung, der Konzern selbst müsste kaum finanzieren“, stellt Baloglu klar. Auch der Inflationsbonus lässt sich größtenteils mit Drittmitteln finanzieren. „HCL könnte dafür die Energiekostenerstattung nutzen“, erklärt Baloglu.

Auf Reaktionen aus dem Vorstand warten der Betriebsrat und die IG Metall bislang vergeblich. Kein Wunder: Verantwortliche Manager findet man in Gifhorn, ja sogar in Deutschland, nicht. Diese sitzen in der Matrixorganisation HCL stattdessen in Großbritannien oder Indien. „Das macht die Sache nicht leichter und ist frustrierend“, klagt Etzrodt.

Lange wollen sich die IG Metall und der Betriebsrat die bedrohliche Situation nicht mehr anschauen. „Wenn sich HCL nicht bewegt, wehren sich unsere Leute mit Aktionen, die auch Volkswagen als wichtigster Kunde spüren wird“, kündigt Baloglu an.