iinovis-Beschäftigte pochen auf versprochene Entgelterhöhung

02.02.2023 | Wolfsburg – Während es in der Metall- und Elektroindustrie sowie bei Volkswagen und Töchtern in den letzten Monaten zu Tarifabschlüssen gekommen ist, kämpfen die Beschäftigten des Automobilzulieferers iinovis weiterhin um eine Entgelterhöhung.

Bereits im im Sommer 2022 hatten die Tarifparteien des Ingenieursdienstleisters iinovis vereinbart, die Entgelte der rund 400 Beschäftigten in Deutschland signifikant zu erhöhen. Und dennoch haben die letzten vier Verhandlungen zu keinem Ergebnis geführt.

„Bereits in der Vergangenheit ist unser Unternehmen mehrere Male verkauft worden. Dabei haben die Beschäftigten beim Entgelt und Zusatzleistungen eine Reihe an Kröten schlucken müssen, um Investitionen am Standort zu ermöglichen. Jetzt erwarten sie eine Entwicklung der im Haustarifvertrag vereinbarten Entgelttabelle, der ihnen mehr Perspektive einräumt. Es ist an der Zeit, dass das Unternehmen die Treue der Beschäftigten honoriert“, meint Kurt Bergmann, Stellv. Betriebsratsvorsitzende bei iinovis. Aber die Auseinandersetzung bleibt zäh: Obwohl die Preise weiterhin anziehen und eine Tariferhöhung Linderung verschaffen könnte, verwehrt die iinovis-Geschäftsführung der eigenen Belegschaft die Erhöhung der Entgelte.

Aus diesem Grund trafen sich die Beschäftigten gestern an den beiden Wolfsburger Standorten – im Heinenkamp und an der Westrampe – zur „Aktiven Mittagspause“, um das weitere Vorgehen gemeinsam mit Betriebsräten und der IG Metall abzustimmen. In einem offenen Brief wendet sich die Tarifkommission der IG Metall zudem wiederholt an die iinovis-Geschäftsführung mit der Forderung, die Entgelte der Beschäftigten zu erhöhen.

„Die IG Metall ist jederzeit verhandlungsbereit. Hierfür ist es jedoch notwendig, dass sich die Geschäftsführung von iinovis an den im Sommer unterschriebenen Tarifvertrag hält, in dem von einer „substantiellen“ Anhebung der Tarifentgelte die Rede war. Ein Angebot der Geschäftsführung, welches eine Steigerung der Entgelte um „mögliche“ 2,8 Prozent vorsieht, die „eventuell“ ab Oktober 2024 gezahlt werden, kann mit „substantiell“ nicht gemeint sein“, sagt Katja Brammertz, zuständige Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Wolfsburg.

Verhandlungsführer Johannes Katzan von der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt macht deutlich: „Iinovis als Teil der EDL-Branche ist wichtiger denn je für die Weiterentwicklung einer Mobilität von morgen am Standort Wolfsburg sowie an den weiteren Standorten der iinovis GmbH in ganz Deutschland. Uns geht es darum, die Arbeitgeberattraktivität von iinovis durch eine branchenübliche Vergütung zu untermauern, um in Zeiten des Fachkräftemangels Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Um eine angemessene Entgelterhöhung durchzusetzen, ist die IG Metall als äußerstes Mittel auch bereit, in den Streik zu ziehen.“

Die Betriebsratsvorsitzende, Katrin Bergien, erläutert: Die Verhandlungen werden davon überschattet, dass mit dem Einstieg des Investors Mutares die Kontinuität und Verbindlichkeit in der Führungsetage immer mehr verloren geht. „Dinge, die heute noch in der Verhandlung besprochen werden, können morgen schon gegenstandslos sein. Das darf nicht sein. So verunsichert man die eigene Belegschaft. In einer Zeit von hohen Belastungen und Unsicherheiten ist es deshalb wichtig, dass iinovis jetzt ein Zeichen von Zuversicht und Verbindlichkeit mit einer konkreten Zusage über eine baldige Entgelterhöhung setzt.“

Zum Hintergrund:
Die beiden Standorte – im Heinenkamp und an der Westrampe in Wolfsburg – die heute zu iinovis gehören, sind 1980 gegründet worden. Heute werden hier ca. 200 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Standorte wurden mehrere Male veräußert: 2017 wurden die Standorte, die damals zum schwedischen Semcon-Konzern gehörten an die finnische Valmet-Holding verkauft. 230 Wolfsburger Mitarbeiter des Ingenieursdienstleisters gehörten somit zu Valmet Automotive. Im Jahr 2020 erfolgte dann ein erneuter Verkauf an den deutschen Finanzinvestor Mutares, der einen Sanierungstarifvertrag beinhaltete, wodurch rund 40 Mitarbeiter am Standort Wolfsburg ihren Arbeitsplatz verloren.

Der Fokus des Unternehmens iinovis liegt auf der Fahrzeugentwicklung von der ganz frühen Konzeptphase bis zum SOP. Dazu zählen neben der Entwicklung und Konstruktion von Karosserie und Interieur auch Simulation sowie Testing und ein Kompetenzzentrum für die Kleinserienfertigung und Entwicklung sowie Bau von Leitungssträngen. Ein zusätzlicher Schwerpunkt ist zudem der Umbau von Fahrzeugen jeglicher Art.