IG Metall, VVN-BDA und BBS I erinnern an tote Kinder in NS-Kinderheim

22.11.2023 | Dort, wo heute die BBS I steht und wo junge Menschen unterrichtet werden, wurden vor 80 Jahren Säuglinge mutwillig dem Tod überlassen. An diese grausamen Geschehnisse im sogenannten „Ausländerkinder-Pflegeheim“ erinnert seit gestern wieder eine neue Gedenktafel. Das Mahnmal ist ein gemeinsames Projekt der IG Metall Wolfsburg, des VVN/BdA und der Berufsschule und so kamen am Dienstag Vertreter der drei Institutionen und Schüler zum Anbringen der Tafel zusammen und erinnerten an dieses dunkle Kapitel der Stadtgeschichte.

Die Geschichte des Nazi-Kinderheims, das von Oktober 1943 bis Juni 1944 im Schachtweg existierte, ist unvorstellbar. Um die Arbeitskraft junger ausländischer Zwangsarbeiterinnen zu erhalten wurden ihnen ihre Babys kurz nach der Geburt entrissen, in den Baracken des Kinderheims untergebracht und dort quasi dem Tode überlassen. Viele der Kinder wurden nur wenige Tage alt, starben an Vernachlässigung und Unterernährung -  alles abgesegnet vom damaligen Werksarzt  Dr. Hans Körbel, der 1947 von einem britischen Militärgericht zum Tode verurteilt wurde. Als die Zwangsarbeiterinnen zum Aufstand ansetzten, wurden die Kinder fortan in das Kinderheim im entfernteren Rühen gebracht, wo nochmals hunderte Kinder den Tod fanden.„Wir in Wolfsburg mit unserer Stadtgeschichte haben die besondere Pflicht, immer wieder auf die unvorstellbaren Verbrechen des NS-Regimes hinzuweisen und an die Opfer zu erinnern. Das Grauen in den Kinderheimen lässt uns sprachlos zurück und doch müssen wir diese Verbrechen klar und deutlich aussprechen, damit sie niemals in Vergessenheit geraten“, sagte Steffen Schmidt von der IG Metall Wolfsburg.

„Ich freue mich, dass heute viele Jugendliche vor Ort sind, die den Staffelstab der Erinnerung, den wir einst von den Überlebenden aus den Konzentrationslagern erhalten haben, hoffentlich weitertragen werden. Jetzt, wo rechtes Gedankengut wieder immer stärker um sich greift, ist das wichtiger denn je“, sagte Mechthild Hartung vom VVN-BDA.

Die Gedenktafel selbst zeugt leider von diesem Aufkeimen rechten Gedankenguts. Erstmals wurde sie vor vielen Jahren im Zuge des Protests gegen das von einem NPD-Funktionär geplante KdF-Museum angebracht. In der Zwischenzeit wurde es mutwillig beschädigt und musste nun ersetzt werden. Die Kosten dafür übernahm die IG Metall Wolfsburg.