29.04.2023 | Die gute Tradition wird fortgesetzt: IG Metall und Stadt Wolfsburg luden auch 2023 wieder im Vorfeld des 1. Mai zum Arbeitnehmerempfang in das Schloss ein. Im Gartensaal verbrachten am Freitagabend zahlreiche Gäste aus Gewerkschaften, Arbeitnehmervertretungen, Politik und Verwaltung einen gemeinsamen Abend mit interessanten Vorträgen und Redebeiträgen.
In ihren Begrüßungsworten hoben Oberbürgermeister Dennis Weilmann und Flavio Benites, Erster Bevollmächtigter die Bedeutung des Arbeitnehmerempfangs als Schulterschluss und Zeichen der engen Beziehung zwischen Gewerkschaft und Stadt hervor. Musikalisch eingerahmt wurde die Veranstaltung von Emi Tang und Maxima Lührs am Flügel.
Im Zentrum des Abends standen in diesem Jahr die großen Trendthemen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sowie deren Auswirkungen auf unsere Arbeitswelt. „Die Digitalisierung verändert unseren Arbeitsmarkt schneller als je zuvor. Als Stadt Wolfsburg müssen wir uns dieser Herausforderung stellen und mit innovativen Lösungen den Wandel gestalten, um Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gewahrt bleiben und weiter gestärkt werden“, sagte Oberbürgermeister Dennis Weilmann.
Den Wandel gestalten: das ist auch das Ziel der IG Metall. „Nur mit einer starken Mitbestimmung können wir dafür Sorge tragen, dass der Wandel sozial gerecht und fair abläuft. Die Transformation ist in vollem Gange, das spüren wir besonders in Wolfsburg. Viele Arbeitnehmer sind verunsichert, weil ihre Tätigkeiten wegfallen oder ersetzt werden. Doch gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wird ihre Erfahrung und ihr Wissen weiterhin gebraucht. Wir fordern von den Betrieben deswegen eine umfassende Qualifizierungsoffensive, die den Beschäftigten Zukunftsperspektiven eröffnet“, sagt Flavio Benites, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg.
Die Stadt Wolfsburg hat sich auf die Fahnen geschrieben, dabei zu helfen. „Insbesondere vor dem Hintergrund des Bedarfs gute qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, spielt Digitalisierung eine zentrale Rolle. In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Kammern, Verbänden und Gewerkschaften unterstützen wir als Dezernat und Wirtschaftsförderung die Unternehmen vor Ort, ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer digital weiterzubilden und zu qualifizieren, sodass die Potenziale der Digitalisierung bestmöglich genutzt werden“, erläutert Jens Hofschröer Dezernent für Wirtschaft und Digitales.
Um die Herausforderungen erfolgreich zu meistern, braucht es aber auch die Hilfe des Staates. „Die digitale Transformation muss industriepolitisch begleitet werden. Zentral für den Erfolg ist die Beherrschung von Zukunftstechnologien. Hierfür muss die Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen – aber auch Freiräume für Innovationen lassen“, fordert Matthias Disterheft, Geschäftsführer und Kassierer der IG Metall Wolfsburg. Als positives Beispiel nannte er das auf Initiative der IG Metall gegründete Regionale Transformationsnetzwerk Südostniedersachsen, in das bis Juni 2025 Bundesmittel in Höhe von 7,6 Millionen Euro fließen. „Im Netzwerk entwickeln Beschäftigte, Arbeitgeber, Wissenschaft und Politik gemeinsam Strategien für die Zukunft. So können wir gute Beschäftigung in der Region halten“, betont Disterheft.
Jürgen Mahnkopf, stellvertretender Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzender bei Volkswagen, sagte: "Viele Menschen haben großen Respekt vor den Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz. Das ist nicht falsch, wir sehen aber auch die Chancen, die sich in unserer täglichen Arbeit bieten. In den Büros, aber auch und gerade in den Produktionsbereichen, wo KI die Beschäftigten entlasten und für noch reibungsfreiere Abläufe sorgen kann. Die Entwicklung in der digitalen Transformation ist rasant. Umso wichtiger ist der enge Schulterschluss mit der Stadt Wolfsburg, den wir hier beim Arbeitnehmerempfang einmal mehr gelebt haben. Sichtbar wird der gemeinsame Weg zum Beispiel beim für unseren Standort so wichtigen Nordkopf-Projekt, das Stadt und Volkswagen gemeinsam auf den Weg bringen."
Wichtige Impulse lieferte Gastredner Prof. Dr. Andreas Rausch von der TU Clausthal. „Die Digitale Transformation ist eine große Herausforderung für Firmen, Management und Arbeitnehmer*innen. Gelingen kann sie nur, wenn eine Digitale DNA und eine offene agile Kultur im Unternehmen etabliert werden kann. Durch die künstliche Intelligenz stehen unsere Gesellschaft insgesamt, das Selbstverständnis unserer Arbeitswelt, die Geschäftsmodelle der Firmen sowie die Aus- und Weiterbildung für Arbeitnehmer vor gewaltigen Veränderungen“, betonte Rausch. Gleichzeitig rücke die junge Generation die Bekämpfung des Klimawandels ins Zentrum unseres Handelns. „Dies eröffnet große Chancen, die Veränderungen, die durch die Digitale Transformation und künstliche Intelligenz auf uns zurollen, aktiv so zu gestalten, dass sie einen positiven Beitrag insbesondere im Hinblick auf eine nachhaltigere Welt haben und somit die junge Generation und ihre Innovationskraft nutzt und integriert für eine nachhaltigere, digitale und innovative Zukunft“, so Rausch.