Bertrandt: 1% Gehaltsanpassung – mehr geht aufgrund der aktuellen Lage nicht! Wirklich nicht?

13.01.2022 | Im letzten Jahr lobte der Vorstand eine Gehaltsanpassung von 1% für alle aus. Zudem gab es anstatt eines Corona-Bonus 1 Tag Sonderurlaub. Natürlich hat die Belegschaft beides wohlwollend zur Kenntnis genommen – man ist ja schließlich nicht undankbar – doch Begeisterungsstürme hat beides sicherlich nicht ausgelöst!

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Kolleg*innen, die zudem auch noch kühn eine individuelle Gehaltserhöhung forderten, wurden größtenteils enttäuscht (natürlich gibt es einige Wenige, bei denen der zuständige leitende Angestellte einer Gehaltserhöhung zugestimmt hat). Gängige Ausrede ist, dass „das Unternehmen in der aktuellen Situation mit Blick auf die finanzielle Lage schlicht keinen Handlungsspielraum hat“.

Aber ist das wirklich so? Ein Blick in den kürzlich veröffentlichten Geschäftsjahresbericht lässt Zweifel aufkommen. Wenig überraschend ist auch hier die Rede von einem „pandemiebedingten, anspruchsvollen Umfeld“, aber erfreulicherweise steht dort auch, dass Bertrandt sich in eben diesem Umfeld behauptet hat und sich „das EBIT um rund ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr verbessert hat.“

Wer weiter liest erfährt, dass jeder der Vorstände neben den Jahresfestbezügen eine variable Komponente (also eine Prämie oder Bonus) in Höhe von 217 TEUR erhält. Diese Summe basiert auf dem bereits mehrfach erwähnten EBIT.

Natürlich ist an den Vergütungsbestandteilen der Vorstände nichts falsch; arbeitsvertraglich haben sie ein Anrecht auf die variablen Komponenten – dies soll auch überhaupt nicht in Frage gestellt werden! Im Übrigen verhält es sich bei der Vergütung aller leitenden Angestellten und Führungskräften bei Bertrandt ähnlich, Haken dran! Ein Gschmäckle bekommt das Ganze aber, wenn man bedenkt, dass die Höhe des EBIT u. A. beeinflusst wird von Faktoren wie Löhnen und Gehältern. Bedeutet ganz vereinfacht gesagt:

Keine oder geringe Gehaltsanpassung, keine Arbeitnehmerprämien = höheres EBIT = höhere variable Gehaltskomponente

Auch wenn die obige Gleichung sehr vereinfacht ist dürfte eines klar sein: die Gehälter werden sich bei Bertrandt nie spürbar positiv entwickeln, solange Führungskräfte und Vorstände diese entscheiden!

Verbessern kann dies nur eine starke Belegschaft, die sich geschlossen und wenn nötig auch lautstark für regelmäßige Gehaltserhöhungen und moderne Arbeitsbedingungen wie eine Wochenarbeitszeit <40h einsetzt und für einen Haustarifvertrag kämpft!

ALSO: Mitglied werden -> aktiv werden und in den Dialog mit Kolleg*innen gehen –> Präsenz zeigen bei gewerkschaftlichen Aktion in der Firma.