ANGESTELLTENFORUM

KI in der Arbeitswelt – wie arbeiten wir morgen?

01.03.2024 | Kaum eine Technologie bekommt derzeit so viel Aufmerksamkeit wie die Künstliche Intelligenz (KI). Sie hält rasant Einzug in viele Branchen. Viele Unternehmen setzen KI bereits in der Entwicklung, Produktion oder Verwaltung ein. Und die KI-Systeme werden immer leistungsfähiger. Auch in der Automobilwirtschaft spielt das Thema KI eine immer wichtigere Rolle.

(v.r.n.l.): Dr. Sven Lorenz, Leiter Group Data & AI im Volkswagen Konzern, Dr. Karl Teille, Dozent an den Universitäten Magdeburg und Braunschweig und Christian Baumann aus der Abteilung Strategie und Strategische Vorausschau innerhalb der Konzern- und Produktstrategie der Volkswagen AG. Fotograf: Roland Hermstein.

Wo hält KI derzeit Einzug in Unternehmen? Welche Herausforderungen entstehen durch den Einsatz von KI in der Arbeitswelt? Dazu fand am 26. Februar im Rahmen des AngestelltenForums eine Informationsveranstaltung statt. Als Referenten hatte die IG Metall eingeladen: Dr. Sven Lorenz, Leiter Group Data & AI im Volkswagen Konzern, Dr. Karl Teille, Dozent an den Universitäten Magdeburg und Braunschweig zu ethischen Herausforderungen im digitalen Zeitalter mit den Schwerpunkten KI und IT-Projektmanagement und Christian Baumann aus der Abteilung Strategie und Strategische Vorausschau innerhalb der Konzern- und Produktstrategie der Volkswagen AG. Durch die Veranstaltung führte Sandra Bollen von der IG Metall Wolfsburg. Die Moderation hatte Dr. Holger Wiesner, Betriebsrat bei der Volkswagen AG, inne.

Dr. Sven Lorenz zeigte zunächst den aktuellen Stand und die Entwicklungen auf. Nachdem in den 50er Jahren heuristische Systeme entstanden, die sich hin zu Expertensystemen, lernenden Systemen und kognitiven Systemen entwickelten, fand 2022 der Durchbruch von generativer AI statt. Generative AI ist eine Art von Künstlicher Intelligenz, die in der Lage ist, auf Basis von vorhandenen Trainingsdaten und Vorgaben neue Daten und Inhalte zu erstellen. Vereinfacht ausgedrückt: Der Mensch gibt einen Befehl ein und daraus wird z.B. ein Videoclip oder ein Text generiert. Die sprachlichen Fähigkeiten bei der Generierung von Text sind erstaunlich, obwohl die Maschine keine Grammatik kann und die Bedeutung der Worte nicht wirklich versteht. Sie kann nur die Wahrscheinlichkeit der Abfolge von Worten berechnen, die sie aus den angelernten Informationen zieht. 

In vielen Geschäftsbereichen wird KI künftig Einzug nehmen. Im Rechtsbereich können z.B. rechtliche Formulierungen bei Vertragsprüfungen durch natürliche Sprachbearbeitung extrahiert und leichter verständlich gemacht werden. Auch für Bereiche wie Engineering, IT, Qualität, Marketing und Kommunikation sind generative Verfahren sehr interessant. 

Durch immer leistungsfähigere KI-Systeme steigt der Bedarf an Regeln für einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser Technik. Die Europäische Union (EU) hat sich erst vor kurzem auf Regeln für die Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) verständigt (sog. Artificial Intelligence (AI) Act). Zukünftig sollen in der EU strengere Regeln gelten. Es sind weltweit die ersten Regeln für KI. Hierzu wird es künftig auch eine Risikoklassifizierung von KI-Anwendungen in den Betrieben geben.

Dr. Karl Teille ging in seinem Vortrag auf die ethischen Herausforderungen ein. KI hält nahezu in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens Einzug. Für die ethische Bewertung ihres Einsatzes ist es wichtig, die Technologien inklusive derer Wechselwirkungen mit den Personen, die sie verwenden oder von ihrer Verwendung betroffen sind, zu verstehen Welche Auswirkung hat es auf uns, wenn Tätigkeiten, die zuvor von einem Menschen ausgeführt wurden, an Maschinen übergeben werden? Aktuell müssen die meisten Systeme vor ihrem Einsatz noch intensiv trainiert werden, aber es werden zukünftig überall, auch in der Arbeitswelt, digitale Assistenten dazukommen. Die Anforderungen hinsichtlich Transparenz und Nachvollziehbarkeit, Schutz der Privatsphäre sowie Verhinderung von Diskriminierung (z.B. Einstellprozesse) müssen beim Einsatz solcher Technologien weiter konkretisiert werden. 

Christian Baumann veranschaulichte Anwendungsmöglichkeiten anhand einer Vielzahl konkret denkbarer Praxisbeispiele. Er zeigte auf, welche Möglichkeiten bereits mit dem Einzug generativer KI im Arbeitsalltag bestehen. Ob zum Beispiel Unterstützung zur Erstellung relevanter (personalisierter) Marketinginhalte, Datenauswertungen, Anwendungen im Produktdesign, im Bereich der telefonischen 24/7 Kundenbetreuung, jegliche Form der Texterstellung /- Zusammenfassung / -Übersetzung /- Veränderung bzw. generell der Automatisierung von Routineaufgaben – der Anwendungsbereich ist groß und wird künftig die Arbeitswelt weiter tiefgreifend verändern. 

Das Interesse an KI und auch die Anwendungsbereiche nehmen weiter zu. Für Automobilhersteller wie Volkswagen sollen digitale Produkte auf Basis von KI künftig eine zentrale Rolle spielen. 

Das große Interesse an der Veranstaltung und die anschließende Diskussion machten deutlich, dass gerade auch für die gewerkschaftliche Arbeit und Mitbestimmung weitere neue Herausforderungen bestehen. Eine vorausschauende Qualifikation der Kolleginnen und Kollegen ist wichtig. Der Einsatz von KI verändert Tätigkeitsprofile und Arbeitsanforderungen. Dafür müssen geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden. 

Das Thema KI und Maschinelles Lernen ist auch einer der Schwerpunkte auf der Hannover Messe 2024 vom 22. April bis 26. April. Über die IG Metall gibt es wieder Tickets, um kostenfrei teilzunehmen.