Rund 300 Vertrauensleute und Betriebsräte von Volkswagen bei Tarifschulung

Metaller werden für Tarifverhandlungen fit gemacht

21.11.2014 | Wernigerode - Haustarifverhandlungen, Zukunftsplan Gute Arbeit, betriebliche Altersversorgung und auch das Effizienzprogramm - knapp 300 IG Metall-Vertrauensleute und VW-Betriebsräte haben sich in Wernigerode zu diesen vier aktuellen Themen im Vorfeld der Tarifverhandlungen bei Volkswagen umfassend informiert. "Eine absolut gelungene Veranstaltung der IG Metall, mit viel Input - auch für uns Referenten", beurteilte Hans-Joachim Kogerup (besser als Auge bekannt) die Schulung. Von Sonntag bis Freitagabend haben Hans-Joachim (Betriebsrat), Michele Rose (Fachreferentin beim Betriebsrat), Markus Großmann (politischer Sekretär der IGM), VKL-Mitglied Dietmar Balke sowie die Vertrauensleute Clemens Thaler und Claus Lamek täglich rund 60 Kolleginnen und Kollegen geschult.

Fotos: BR Volkswagen

Als Multiplikatoren sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Infos möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen zugänglich machen. "Die Vertrauensleute sind unser wichtigstes betriebliches Bindeglied zu den Mitgliedern - bei Tarifverhandlungen wird ihre Bedeutung besonders deutlich", sagte Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg. 

Die Gewerkschafter erwartete ein volles Programm: Soweit sie es terminlich einrichten konnten begrüßten bereits am jeweiligen Anreiseabend Hartwig Erb, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Stephan Wolf und VK-Leiter Frank Paetzold (VK-Leiter)  die Teilnehmer und gaben ihnen einen Überblick.  

Mit einem Stück Tarifgeschichte starteten die Referenten dann am nächsten Tag die Schulung. Sie erinnerten an die neunziger Jahre, als Volkswagen 30 000 Jobs streichen wollte und durch die tariflich vereinbarte Viertagewoche die Situation entschärft wurde. Auch an das mittlerweile zur Geschichte gehörende Modell " 5000x5000" wurde erinnert.

Die nun bevorstehenden Tarifverhandlungen stehen unter ganz anderen Vorzeichen. Neben einer Lohnforderung von bis zu 5,5 Prozent geht es auch um das Thema "gute Arbeit". Michele Rose erläuterte: "Wir wollen mit den Kolleginnen und Kollegen über den Zukunftsplan Gute Arbeit diskutieren und so mittelfristig Forderungen für künftige Tarifrunden finden." Dietmar Balke ergänzte: "Es geht darum, mit 40 kein Burnout im Büro zu bekommen, es geht auch darum, mit 67 Jahren - der gesetzlichen Altersgrenze - noch eine angemessene Arbeit im Werk ausüben zu können." Claus Lamek fügte hinzu: "Auch die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie oder die Qualität der Ausbildung sind  Themen." Auf großes Interesse stieß auch der Programmpunkt betriebliche Altersvorsorge. Unter anderem soll eine Tarifforderung ein weiterer Rentenbaustein sein. 

Das Thema Effizienzprogramm - das nicht mit den Tarifverhandlungen in Zusammenhang steht, aber in der Belegschaft ein großes Thema ist - wurde ebenfalls mit Spannung erwartet. Die Teilnehmer konnten sich mit einem Blick in den schon berühmten Effizienz-Ordner davon überzeugen, welch großes Einsparpotential durch die Beiträge der Kolleginnen und Kollegen besteht. "Die Diskussion geht jetzt vor allem darum, wie wir das Effizienzprogramm nun umsetzen wollen", sagte Clemens Thaler.  "Mit der geballten Kompetenz unserer Vertrauensleute als Multiplikatoren werden wir in der Belegschaft das Effizienzprogramm diskutieren, damit die konstruktiven Maßnahmen aus dem Effizienzordner deutlich die Potenziale hervorheben, die die Belegschaft erkannt hat", betonte Stephan Wolf. Markus Großmann von der IGM ergänzte: "Das Effizienzprogramm ist nur möglich, weil die Mitarbeiter als Fachexperten agieren. Grund genug, bei den Tarifverhandlungen keine falsche Bescheidenheit an den Tag zu legen", sagte Markus.

Die Stimmen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren eindeutig, alle lobten die Schulung: "Die Historie noch einmal vor Augen geführt zu bekommen, ist eine gute Sache", sagte Ute Steffen. "Ich finde es auch  gut, dass man die Gelegenheit hat, eigene Ideen zu platzieren", sagt die Vertrauensfrau und Erste Sprecherin der Frauen im Bereich B5. 

"Die Veranstaltung ist sehr gut. Die Informationen und Gespräche zu den diskutierten Forderungen  sind sehr hilfreich für die Vertrauensleutearbeit", sagte Markus Kramp, aus dem Presswerk. 

"Ich nehme eine Menge mit! " sagte auch Daniel Seeleib, der Presswerker ist seit 2007 als Vertrauensmann unterwegs. Eine so umfangreiche Tarifschulung habe es in den Vorjahren nicht gegeben. Am Sonnabend geht es weiter, dann hat die IG Metall-Bezirksleitung zu einer Schulung in die Volkswagenhalle nach Braunschweig eingeladen.