Metaller fordern mehr Ausbildung und Steuergerechtigkeit

29.11.2017 | Wolfsburg - 200 Delegierte trafen sich am Dienstagabend zu einer Delegiertenversammlung im Wolfsburger CongressPark. Im Mittelpunkt der Versammlung standen ein Resümee der letzten zwölf Monate und ein Ausblick auf das Jahr 2018. Im kommenden Jahr stehen die Betriebsratswahlen in 52 Betrieben der IG Metall-Geschäftsstelle und die Tarifrunden in der Metall- und Elektroindustrie sowie bei Volkswagen im Mittelpunkt des Interesses. Dazu gab der Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen- und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger einen Überblick.

v.l.n.r.: Lothar Ewald, Zweiter Bevollmächtigter IG Metall Wolfsburg, Stefan Körzell, DGB-Bundesvorstand, Ricarda Bier, Kassiererin IG Metall Wolfsburg, Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter IG Metall Wolfsburg, Thorsten Gröger, Bezirksleiter IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt

Gröger, der auch Verhandlungsführer für die Metall- und Elektroindustrie ist, zeigte für die Verweigerungshaltung der niedersächsischen Arbeitgeber kein Verständnis: "Die Arbeitgeber schalten auf stur und verschließen sich der notwendigen Diskussion. Dies betrifft sowohl die Entgeltforderung von sechs Prozent als auch die Forderung der Beschäftigten, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, um mehr Zeit für Kindererziehung und Pflege zu erhalten."

Der Bezirksleiter machte deutlich, dass die Arbeitgeber in Niedersachsen die niedrigste Anzahl an Ausbildungsplätzen seit 2008 zu verantworten haben. "Die Arbeitgeber sollen nicht jammern und von Fachkräftemangel sprechen. Vielmehr müssen sie jetzt Verantwortung zeigen, in dem sie bei Volkswagen die Anzahl an Ausbildungsplätzen aufrecht erhalten, um junge Menschen zu Fachkräften zu entwickeln. Und Arbeitszeiten, die zum Leben passen, machen die Branche für Fachkräfte erst recht attraktiv."

Als Gastreferent begrüßte Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg, Stefan Körzell, Mitglied des DGB-Bundesvorstandes. Körzell forderte mehr Verteilungsgerechtigkeit und deutlich mehr Investitionen in die Infrastruktur. Trotz guter wirtschaftlicher Lage und des robusten Arbeitsmarktes sind immer mehr Menschen von Armut bedroht - ein Skandal in einem der reichsten Länder der Welt. Selbst OECD und IWF weisen auf die negativen Effekte der Ungleichheit hin. Er betonte: "Starke Schultern müssen endlich wieder mehr tragen. Wir fordern höhere Steuern bei großen Erbschaften, Kapitalerträgen und bei Spitzeneinkommen. Eine neue Bundesregierung muss schnellstens aktiv werden. Dazu gehört auch eine Finanztransaktionssteuer damit die Zockerei im globalen Finanzcasino endlich der Vergangenheit angehört."

Die so gewonnenen Mittel werden gebraucht für den Ausbau der Infrastruktur und für mehr Bildung, sagte Körzell. "Die gesellschaftlichen Bedarfe sind riesengroß. Seit Jahren wird gespart bei Schulen, Straßen, Brücken, Breitbandausbau und Schwimmbädern. Allein in den Kommunen gibt es einen Investitionsstau von 132 Milliarden Euro." Auch für den sozialen Wohnungsbau verlangte der Gewerkschafter mehr Geld. "Es ist ein Skandal, dass durchschnittlich verdienende Arbeitnehmer in Ballungszentren kaum noch bezahlbare Mietwohnungen finden." Pro Jahr müssten bis zu 450.000 Wohnungen gebaut werden. "Wir fordern eine wirksame Mietpreisdeckelung und die dauerhafte Sozialbindung bei staatlich geförderten Wohneinheiten. Ein Verteilungskampf um Wohnraum muss auf jeden Fall verhindert werden."