IG Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban

"Die Demokratiefrage ist die Schlüsselfrage der Gegenwart"

27.06.2011 | "Wer die Probleme des gegenwärtigen Finanzmarkt-Kapitalismus mir Erfolgsaussichten anpacken will, kann auf mehr Demokratie in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik nicht verzichten", sagte Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall aus Frankfurt.

Hans-Jürgen Urban

Anlässlich einer Feierstunde zu Ehren des 65. Bestehens der IG Metall Wolfsburg verwies Urban mit Blick auf die aktuelle Entwicklung in Deutschland und Europa auf die Gefahren für die Demokratie.

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Vor Funktionären seiner Organisation und geladenen Gästen warf Urban einen Blick auf die erfolgreich Geschichte der IG Metall in Wolfsburg. Dabei hob er die außerordentlich erfolgreiche Mitgliederentwicklung sowie die starke Verankerung der IG Metall Wolfsburg in Betrieben wie der Volkswagen AG "als Belege exzellenter Gewerkschaftsarbeit" hervor. Auch in der Tarifpolitik sei in Wolfsburg mehrfach Geschichte geschrieben worden, fügte der Gewerkschafter hinzu. Als Beispiele nannte er die Vier-Tage-Woche bei VW aus dem Jahr 1994 sowie das Vertragswerk zu "Auto 5000" aus dem Jahre 2001, das in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten Beschäftigungsaufbau mit humaneren Arbeitsbedingungen verbunden habe.

Zugleich warb Urban für "Zukunftsprojekte der wirtschaftlichen und sozialen Demokratie". In einer Welt, so der Gewerkschafter, die durch die Profitgier globaler Finanzeliten an den Rand des Abgrundes geführt worden sei und in der Regierungen zu Zwangsmaßnahmen gegen die eigenen Bevölkerung gezwungen würden, gehöre der "Einsatz für mehr wirtschaftlich und politische Demokratie auf die Agenda von Gewerkschaften, Parteien und zivilgesellschaftlichen Organisationen."

In diesem Zusammenhang sprach sich Urban dafür aus, die Regelungen des VW-Gesetzes auf andere Unternehmen zu übertragen. Zugleich forderte er eine "Politik für demokratische und humane Arbeit". Es gelte, die Beteiligung der Beschäftigten am Arbeitsplatz, in der Montagelinie und im Büro durch Reklamations- und Einwirkungsrechte zu sichern, um den Arbeits- und Produktionsprozess gesundheitsverträglich und human gestalten zu können. Die "Demokratisierung von Arbeit" könne, so der Gewerkschafter, "zur Keimzelle einer demokratischeren Wirtschaft" werden.

Die vollständige Rede von Hans-Jürgen Urban gibt unten unter "Dateien" als pdf zum Download.

Die Zeitungsbeilagen aus der Wolfsburger Allgemeinen und den Wolfsburger Nachrichten zum 65. Geburtstag der IG Metall stehen dort ebenfalls zum Download zur Verfügung.