Diskussionsveranstaltung

„Europa so wichtig wie nie“

15.05.2019 | Spannende Gesprächsrunde im Gewerkschaftshaus: Die IG Metall Wolfsburg hatte gestern Abend zu einer Diskussion über die Europapolitik geladen. Auf dem Podium sprachen Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg, IG Metall-Vorstandsmitglied Wolfgang Lemb und der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel. Moderiert wurde die Veranstaltung von Joachim Fährmann von der Wolfsburger IG Metall.

V.l.n.r.: Rudolf Hickel, Wolfgang Lemb und Hartwig Erb. Fotograf: Lars Landmann.

Die Diskutanten waren sich einig, dass die anstehende Europawahl eine Richtungsentscheidung sei. Mit ihr würden Weichen dafür gestellt, ob Europa auch in Zukunft handlungsfähig und stark bleibe.

Arbeitsbedingungen müssten europaweit verbessert werden, um die soziale Schieflage, die in manchen Ländern entstanden sei, zu verringern, forderte Lemb. Er kritisierte, in einigen Ländern seien die Schutzrechte für Beschäftigte bereits aufgeweicht worden: beispielsweise mit der Ermöglichung von 12-Stunden-Arbeitstagen und 60-Stunden-Wochen in Österreich.

Hartwig Erb warnte davor, die Politik der Schwarzen Null fortzusetzen: „Es muss Geld in die Hand genommen werden, das schafft Arbeit.“ Dieser Ansicht war auch Rudolf Hickel: Es brauche mehr Zukunftsausgaben, um Lebensbedingungen für künftige Generationen zu verbessern. Dies dürfe man nicht allein den Markt regeln lassen.

Auch die Erfolge der EU kamen zur Sprache. So müssen Betriebe mittlerweile europaweit Arbeitszeiten erfassen. Dies habe den Schutz von Arbeitnehmerrechten verbessert, so Lemb.

Als größte Bedrohung des Zusammenhalts innerhalb der EU betrachteten alle drei Redner den in vielen Ländern neu erstarkenden Nationalismus. „Europa steckt in seiner tiefsten Krise“, sagte Hickel. „Dabei wird es heute so sehr gebraucht wie nie.“ 

Im Anschluss an die Gesprächsrunde meldeten sich viele Zuhörerinnen und Zuhörer mit eigenen Diskussionsbeiträgen zu Wort.