Wo VW draufsteht, ist nicht immer Tarif drin

Volkswagen Classic Parts in Wolfsburg seit Jahren ohne Tarif!

05.09.2022 | Es gibt sie noch: Die weißen Flecken auf der Tariflandkarte der IG Metall bei Volkswagen. Während fast alle Beschäftigten von Volkswagen und den VW-Töchtern von Tarifverträgen der IG Metall profitieren, herrscht bei der VW Classic Parts in Wolfsburg-Detmerode reine Willkür. Ein Großteil der rund 60 Beschäftigten hat sich deshalb vor geraumer Zeit in der IG Metall organisiert und fordert den Abschluss von Tarifverträgen.

Christian Matzedda, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg: "Es kann nicht sein, dass es in einem Weltkonzern noch solche ungeregelten Hohlräume gibt". Foto: Matthias Leitzke

Unter dem Dach von Volkswagen gilt üblicherweise eine 35-Stunden-Woche, bei der VW Classic Parts müssen die Beschäftigten seit vielen Jahren noch 40 Stunden arbeiten. „Ein Zustand, den die Beschäftigten zu Recht nicht hinnehmen wollen. Es geht um eine Gleichbehandlung mit den Kolleginnen und Kollegen im restlichen Volkswagen-Umfeld, für die sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stark machen!“, so IG Metall-Verhandlungsführer Thilo Reusch. Auch vergleichbare Tätigkeiten werden bei Volkswagen Classic Parts unterschiedlich bezahlt, Regelungen zu einer Altersteilzeit oder eine im VW-Umfeld übliche tarifliche Zusatzvergütung gibt es nicht. Der Metaller fügt an: „Nicht überall, wo Volkswagen draufsteht, sind am Ende auch Tarif und „Gute Arbeit“ drin. Diesen Umstand gilt es zu ändern!“

Die IG Metall führt deshalb seit vielen Monaten Verhandlungen mit der Geschäftsführung und fordert eine modifizierte Übernahme der VW-Tarifregelungen. Aber auch nach neun Verhandlungsrunden gibt es keine Annäherung. Zwar sieht die VW Classic Parts um Verhandlungsführer Dr. Porbeck zwischenzeitlich selbst ein, dass die Arbeitsbedingungen verbessert werden müssen, um so Transparenz und Gerechtigkeit sowie einen besseren Schutz für die Beschäftigten herzustellen; eine Lösung auf Basis der VW-Tarifregelungen lehnt sie jedoch ab.  Stattdessen bietet die Arbeitgeberseite Regelungen aus dem Kfz-Handwerksbereich an. Allein die Geschäftsführung selbst ist schon heute mit Rahmenbedingungen des Volkswagen-Managements ausgestattet. 

„Die Beschäftigten werden seit vielen Jahren deutlich benachteiligt. Die Gewinne werden auf Kosten der Mitarbeiter eingefahren. Unsere Kolleginnen und Kollegen sehen sich als Teil der VW-Familie und wollen deshalb eine Anbindung an das VW-Tarifsystem!“, so Thilo Reusch von der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. „Dabei sind wir natürlich bereit, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Unternehmens zu berücksichtigen und eine passgenaue Lösung zu entwickeln. Leider bleibt der Arbeitgeber aber stur und ist nicht bereit, konstruktiv zu verhandeln“, so Reusch weiter.

Christian Matzedda, der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Wolfsburg findet die Blockadehaltung unerträglich. „Wenn das Unternehmen Jahrzehnte von einem tariflosen Zustand massiv profitiert hat, wird es jetzt endlich Zeit, die Wende herbeizuführen. Es kann nicht sein, dass es in einem Weltkonzern noch solche ungeregelten Hohlräume gibt“, so Matzedda. Die IG Metall-Mitglieder haben sich dazu entschlossen, die Sache nun gemeinsam mit der Gewerkschaft die Hand zu nehmen und zu zeigen, dass sie diese Ungerechtigkeiten nicht einfach hinnehmen werden. Deshalb soll es in den kommenden Wochen zunächst zu Protestaktionen kommen.