Theater im Gewerkschaftshaus

"Restrisiko": junge Künstlergruppe um Dr. John Murdoch prangert Atompolitik an

22.10.2012 | "Perverse" Dramatik am Donnerstag, den 18. Oktober, im IG Metall Gewerkschaftshaus: So bezeichnete eine der Darstellerinnen des Theaters für Zeitgeschichte um Dr. John Murdoch das bereits 10 Jahre alte Zwiegespräch über Atompolitik, dass bis heute nicht an Brisanz eingebüßt hat.

(alle Bilder: Thomas Heyn)

Dr. John Murdoch in der Rolle eines ignoranten, verlogenen aber auch verklärten Atomanagers als Symbol der Verfechter der großen Atomlüge der letzten Jahrzehnte, der noch nicht mal durch den grausamen Strahlentod seiner Tochter wachgerüttelt wird.

Rainer Staats, IG Metall Wohnbezirksleiter Wolfsburg, begrüßte die zahlreichen Zuschauer mit eindringlichen Worten: "Herzlich Willkommen im Atomklo Niedersachsen." Das zeigt nur mehr als deutlich die Tatsache, dass wir auf tickenden Zeitbomben leben, die in Form von Atommüll unter uns schlummern.

Faszinierend anmutig und grausam zugleich nehmen ihn die drei griechischen Rachegöttinnen Alekto, Tisephone und Megaera vor dem Volksgericht ins Kreuzverhör, der Zuschauer fühlte sich sofort als Teil des Stücks; Fragen, die seit Generationen kritisch die heile und saubere Welt der Atomenergie diffamieren.

John Murdoch greift ein Thema auf, das angesichts utopischer Energiepreise und Umweltkatastrophen aktueller nicht sein könnte. "Fortschrittsvernichter" werden die Kritiker genannt, in seiner Rolle verkörpert Murdoch sich selbst als Gott, stellvertretend für die Wissenschaftler, AKW-Betreiber und Politiker, die das Volk mit pseudowissentschaftlichen Studien zur angeblichen Sicherheit der "Atom-Klos" versuchen, ruhig zu stellen, obwohl man die Langzeitfolgen unmöglich vorhersagen kann und  Maximalwerte zur Strahlenbelastung für die Arbeiter auf wundersame Weise in kurzer Zeit immer weiter herunter korrigiert wurden. Überhöhte Strompreise lassen den Eindruck entstehen, dass die erneuerbaren Energien Unmengen an Geld verschlucken und sich somit für den einfachen Bürger gar nicht rechnen, obwohl die Regierung seit Jahrzehnten Milliarden von Euro in diesen Energiezweig pumpt, auf Kosten des Volkes, versteht sich. Das Großunternehmen seit 2011 von den Netzkosten befreit sind, ging im Trubel der EM einfach unter.

Rainer Staats zeigte sich nach der hochinteressanten Diskussion mit John Murdoch und dem Publikum tief beeindruckt: "Das Stück ist empfehlenswert für jeden und hat vielleicht sogar die Macht, die Menschen wachzurütteln".

"Die Zuschauer waren toll. Ich hoffe, dass wir durch Empfehlungen noch viel mehr Menschen mit diesem und anderen Stücken für die kritische Auseinandersetzung mit solch aktuellen Themen sensibilisieren können", fügte Dr. John Murdoch noch an.

(Bericht von Thomas Heyn)