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Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Volkswagen ruft zur Wahl auf

04.09.2017 | Wolfsburg - Der Volkswagen-Nachwuchs hat mit seiner Jugendversammlung rund drei Wochen vor der Bundestagswahl ein Zeichen gegen Politikverdrossenheit und Populismus gesetzt. Knapp 6000 Vertreter aus allen VW-Standorten versammelten sich am Montag auf der Osttribüne der Volkswagen Arena. Darunter waren auch 1600 Auszubildende und Studierende des neuen Ausbildungsjahrgangs, der am 1. September startete.

Für ihre Vollversammlung hatte sich die Jugend- und Auszubildendenvertretung der IG Metall einen Wahlaufruf auf die Fahnen geschrieben. "Ausgerechnet die 21- bis 24-Jährigen kommen bei Bundestagswahlen auf die niedrigste Wahlbeteiligung aller Altersgruppen, nämlich nur auf rund 60 Prozent. Das muss anders werden", sagte Felina Bodner, Vorsitzende der Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung. "Alle, die nicht wählen gehen, stärken damit die Position der extremen Parteien."

Der Volkswagen Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh sprach ebenfalls zu den jungen Kolleginnen und Kollegen. "Bringt Euch ein, seid aktiv, seid politisch - zumindest politisch interessiert. Das gilt besonders auch für Eure Arbeitswelt. Nur wer dort Interesse zeigt und weiß, worum es geht, der kann auch eine Meinung haben, mitgestalten und die Dinge beeinflussen. Eure Jugend- und Auszubildendenvertretung ist die beste Anlaufstelle dafür", sagte Osterloh.

Volkswagen Personalvorstand Dr. Karlheinz Blessing sagte: "Die Marke Volkswagen bildet in Deutschland über alle Jahrgänge hinweg derzeit 5675 junge Menschen aus, der Konzern weltweit 28 288! Damit sind Sie ein gesellschaftlicher Faktor. Wir alle tragen Mitverantwortung für ein weltoffenes, tolerantes und demokratisches Deutschland. Daher meine Bitte an Sie alle: Engagieren Sie sich, seien Sie offen für Neues und Veränderungen - im Betrieb und in der Gesellschaft. Tragen Sie dazu bei, Dinge besser zu machen. Und fallen Sie nicht auf plumpe Propaganda herein. Bitte wählen Sie am 24. September eine demokratische Partei!"

Einen Schwerpunkt der Jugendversammlung bildete der Rückblick auf 30 Jahre Gedenkstättenarbeit und Jugendbegegnungen in Oswiecim/Auschwitz. Dazu begrüßte der VW-Nachwuchs den Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees (IAK), Christoph Heubner. Gedenkstättenarbeit und Jugendbegegnungen sind ein gemeinsames Projekt von Volkswagen und IAK. 2970 polnische und deutsche Jugendliche haben sich bisher in den drei Jahrzehnten an den Begegnungen beteiligt. Gemeinsam haben sie dazu beigetragen, die Gedenkstätte Auschwitz zu erhalten. Bisher engagierten sich die Auszubildenden in 158 einzelnen Projekten.

Eingeladen hatten die Jugendvertreter auch den Zeitzeugen Sally Perel. Ihm war es gelungen, getarnt als Mitglied der Hitlerjugend, seine jüdische Identität zu verbergen und den Nationalsozialismus zu überleben. Sein Schicksal war unter dem Titel "Hitlerjunge Salomon" verfilmt worden. Sally Perel forderte die VW-Jugend eindringlich dazu auf, die Geschichte nicht zu vergessen.

Das Projekt der Gedenkstättenarbeit und Jugendbegegnungen bei Volkswagen hatte der Betriebsrat initiiert, und es wird vom Unternehmen gefördert. Seit 2008 haben sich daran auch 279 Manager und 180 Meister von Volkswagen beteiligt. Zum Programm gehören Treffen mit Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust und des NS-Vernichtungslagers Auschwitz. Das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) begleitet diese Begegnungen und Studienaufenthalte. Sie sind fester Bestandteil der betrieblichen Erinnerungskultur bei Volkswagen, die gleichermaßen von Arbeitnehmervertretung und Unternehmensleitung unterstützt wird.

IAK-Vizepräsident Heubner sagte: "Den Überlebenden von Auschwitz ist die Begegnung mit jungen Menschen immer besonders wichtig gewesen. Sie wollen nicht, dass es ruhig wird um diesen Ort Auschwitz, der Todeslager, Tatort, Massengrab und Erinnerungsstätte zugleich ist. Und sie hoffen, dass die Jugendlichen heute nicht gleichgültig wegschauen, wenn die Demokratie durch altbekannten Hass und Rassismus bedroht wird. Deshalb ist das die aktuelle Bitte der Überlebenden an die Jugendlichen: Schützt die Republik, verteidigt die Demokratie! Es geht um Eure Zukunft!"

Hintergrund: 20.000 Zwangs­arbeiterinnen und Zwangsarbeiter waren zwischen 1940 und 1945 in der damaligen Volkswagenwerk GmbH eingesetzt, darunter auch jüdische Häftlinge aus dem KZ Auschwitz.

(Pressemitteilung des Volkswagen-Betriebsrates)

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