Neugestaltung für die Führungsstruktur bei Volkswagen

IG Metall gratuliert neuem Personalvorstand Gunnar Kilian zur einstimmigen Wahl im Aufsichtsrat

13.04.2018 | Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg: "Wir gratulieren Gunnar Kilian zur Wahl zum Personalvorstand. Aus Sicht der Arbeitnehmerseite kann es keine bessere Besetzung geben. Über Jahre hinweg hat Gunnar Killian als Generalsekretär des Betriebsrates von Volkswagen unter Beweis gestellt, dass er für diese Belegschaft bei Volkswagen ein offenes Ohr hat. Mit seiner Wahl ist sichergestellt, dass eine nachhaltige Beschäftigungssicherung - neben der auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Führung des Konzerns – das bedeutendste Unternehmensziel ist."

Gunnar Kilian, neuer Personalvorstand bei Vokswagen

Hartwig Erb

Bernd Osterloh

Erb weiter: "Gunnar Kilian gehört ganz gewiss nicht zu der Sorte Manager, die sich vor Verantwortung ducken. Im Hinblick auf die schweren Herausforderungen und Umbrüche innerhalb des Volkswagen-Konzerns, ist er der richtige Mann, um diesen Veränderungen angemessen im Sinne der ganzen Belegschaft mit Weitsicht zu begegnen."

Bernd Osterloh, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzender von Volkswagen und Mitglied im Ortsvorstand der IG Metall Wolfsburg zur Situation des Konzernumbaus: "Der Volkswagen Aufsichtsrat hat eine wegweisende Neugestaltung für die Führungsstruktur des Konzerns beschlossen. Damit einher gehen personelle Wechsel im Vorstand. Beides hat die volle Unterstützung der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat."

Osterloh weiter: "Der eingeleitete Umbau ist entscheidend für den Kern unserer Volkswagen Kultur: Bei uns sind Beschäftigungssicherung und Wirtschaftlichkeit gleichrangige Unternehmensziele. Damit das so bleibt, sind die jetzt eingeleiteten Weichenstellungen angesichts der Herausforderungen in unserer Branche wichtiger denn je.

Wir als Betriebsrat hatten bereits 2014 neue Konzernstrukturen gefordert. Erste Teile davon wurden damals auch bereits umgesetzt. Jetzt folgen die weiteren Schritte. Insbesondere eine Gruppe für die Volumen-Marken ist uns als Arbeitnehmervertretern immer ein großes Anliegen gewesen. Hierbei geht es zum Beispiel um das riesige Potenzial, Synergien im Verbund des Konzerns zu heben, damit wir unnötige Kosten vermeiden, wie sie etwa bei paralleler Entwicklungsarbeit anfallen. Ein anderes Beispiel ist eine kluge Abgrenzung innerhalb der Volumen-Marken bei der Modell-, Preis- und Marktpolitik.

Matthias Müller hat nach Beginn des Dieselskandals Verantwortung übernommen. Er hat als Vorstandsvorsitzender gezeigt, dass er Arbeitsplatzsicherheit und Rentabilität als zwei Seiten derselben Medaille sieht. Auch als Vorstandsvorsitzender hat Matthias Müller immer ein offenes Ohr und eine offene Tür für Kolleginnen und Kollegen aus den Werkhallen und Büros gehabt, das habe ich oft genug persönlich festgestellt. Auch den Kulturwandel hat Matthias Müller angestoßen, zum Beispiel mit Diskussionsveranstaltungen direkt mit Kolleginnen und Kollegen an verschiedenen Standorten. Er hat die Digitalisierung unseres Unternehmens vorangetrieben und die Bedeutung der E-Mobilität frühzeitig erkannt. Matthias Müller hat sich um Volkswagen verdient gemacht. Der Respekt der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist ihm sicher.

Das nun greifende neue Führungsmodell für Marke und Konzern hat die volle Unterstützung von Herrn Dr. Herbert Diess, den wir deshalb auch als neuen Vorstandsvorsitzenden begrüßen. Ich will an dieser Stelle nicht verschweigen, dass wir mit Herrn Dr. Diess vor gut einem Jahr eine Auseinandersetzung hatten. Damals ging es um unser gemeinsames Verständnis für die Umsetzung des Zukunftspakts. Dabei waren wir bei zentralen Themen zunächst nicht auf einer Linie, die sich gemeinsam verfolgen ließ. Wie aber auch bekannt ist, ist dieser Umstand längst ausgeräumt. Inzwischen zeigen nicht nur die Kennziffern der Kernmarke, dass wir sie entscheidende Etappen vorangebracht haben.

Eine weitere Weichenstellung gibt es auch bei den Trucks. In den vergangenen zwei Jahren hat es bei der Zusammenarbeit zwischen MAN und Scania große Fortschritte gegeben. Dabei ist die Umsetzung vieler kleiner und großer Verbesserungen vor allem eine Leistung der Belegschaften. Nun geht die Volkswagen Truck & Bus auf ihrem Weg zum Global Champion der Branche den nächsten Schritt, um noch beweglicher und professioneller zu werden. Die Truck & Bus Holding soll dabei als Dachgesellschaft für unsere gemeinsame Arbeit kapitalmarktfähig werden. 

Die Betriebsräte von Scania und MAN unterstützen diesen nächsten Schritt, weil er das bisher Geleistete konsequent fortsetzt. Uns ist es gemeinsam gelungen, viele wichtige Synergieprojekte anzustoßen. Das hat einerseits zur Stärkung der Wirtschaftlichkeit beigetragen. Anderseits aber genauso zur Beschäftigungssicherung.

In den neuen Konzernstrukturen treffen die beschlossenen Veränderungen auch den Personalvorstand. Hier ist mir wichtig, Dr. Karlheinz Blessing im Namen der Arbeitnehmervertreter für sein Wirken zu danken. Aufbauend auf seiner Arbeit übernimmt nun mit Gunnar Kilian der bisherige Generalsekretär und Geschäftsführer des Konzernbetriebsrates. 

Die Besetzung des Personalvorstandes haben wir im Betriebsrat und auch bei der IG Metall intensiv erörtert. Klar ist dabei: Ähnlich wie in der Montanmitbestimmung ist es bei Volkswagen erfolgreiche Praxis, dass die Arbeitsdirektoren IG Metaller sind. Bei den Überlegungen hat die Arbeitnehmerseite dann externe und interne Möglichkeiten gegeneinander abgewogen. Gemeinsam mit der Kapitalseite sind wir dann zu der Überzeugung gelangt, dass es in dieser herausfordernden Phase für die Automobilindustrie und der anstehenden Transformation wichtig ist, einen Personalvorstand zu haben, der nicht nur die Marke Volkswagen, sondern auch den Konzern bestens kennt.

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben hohe Erwartungen an den neu formierten Vorstand. An allererster Stelle steht dabei die Sicherung der mehr als 640.000 Arbeitsplätze quer über alle Standorte. Dabei ist klar, dass wir nur mit konkurrenzfähigen Produkten und Dienstleistungen bestehen können. Der neue Vorstand muss schnell Antworten auf den weltweiten Trend zur Digitalisierung finden, und dabei auch die IT-Welt im Volkswagen Konzern an die Spitze der Branche bringen. Dabei müssen die Belegschaften beteiligt werden. Die Kolleginnen und Kollegen erwarten auch, dass der Kulturwandel bei Volkswagen endlich Fahrt aufnimmt.  Wir brauchen eine Kultur der offenen Diskussion, die endlich auch von den Führungskräften vorgelebt werden muss.

Der neue Vorstand sollte sich völlig klar darüber sein, was das größte Kapital des Volkswagen Konzerns ist: Nicht Maschinen, Anlagen oder Gebäude. Sondern die weltumspannende Belegschaft mit ihren Ideen, Talenten und ihrer Solidarität zum besten Autobauer der Welt."