Betriebsrat fordert: Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern

"Familie darf bei Volkswagen keine Karrierebremse mehr sein"

26.02.2010 | "Familie darf bei Volkswagen keine Karrierebremse mehr sein", so steht es in der Zukunftsstrategie des Gesamt- und Konzernbetriebsrates. Ein hehres Ziel. In der Praxis bedeutet dies eine ständige Herausforderung. "Wie schaffen wir es, in einem klassischen 3-Schicht-Betrieb Familie und Beruf optimal zu vereinbaren", fasst Gabriele Trittel die Aufgabe zusammen. Die VW-Betriebsrätin setzt dabei auf Teilzeit und Sonderarbeitszeiten, aber auch auf spezielle Betreuungsangebote sowie gezielte Karrierebausteine für Frauen.

Gabriele Trittel

20 Jahre alt ist im vergangenen Jahr die Frauenförderung bei Volkswagen geworden. "Natürlich wäre es schön, wenn Frauenförderung ein ganz normaler Bestandteil der Personalarbeit wäre", sagte Erika Stetz zu ihrem Abschied. Sie war schon 1989 dabei, als Betriebsrat und Unternehmen die Grundsätze zur Frauenförderung bei Volkswagen verhandelt haben. Die langjährige Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses des Betriebsrates weiß, dass man auch bei VW von der tatsächlichen Gleichberechtigung noch ein ganzes Stück entfernt sei, aber man habe einiges bereits erfolgreich auf den Weg gebracht.

Ein Projekt ist das so genannte Mentorinnenprogramm für künftige Fach- und Führungskräfte. Darauf will Gabriele Trittel in ihrer künftigen Betriebsratsarbeit aufsetzen. "Wir haben beispielsweise mit dem Unternehmen vereinbart, den Anteil der Meisterinnen bis 2012 von aktuell 4,3 auf 5,8 Prozent zu verbessern." Deshalb beginne man bereits jetzt, Facharbeiterinnen gezielt zu qualifizieren. Ähnliche Karrierebausteine werden in den Bereichen Führungsnachwuchskräfte, Ingenieurinnen und Akademikerinnen entwickelt.

Dem Betriebsrat geht es aber nicht nur um Ausbildung und Qualifizierung, auch die betrieblichen Rahmenbedingungen müssen stimmen. Wer sich um seine Familie kümmern will oder muss, der benötige dazu besondere Angebote. Dabei geht es nicht allein um Eltern, die ihre Kinder betreuen wollen. "Wenn Kolleginnen und Kollegen kranke oder pflegebedürftige Angehörige versorgen müssen, dann brauchen sie betriebliche Freiräume", nennt Trittel ein Beispiel. Das Ziel der Arbeitnehmervertretung ist ehrgeizig: In jeder Lebensphase sollen die Bedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigt, Arbeitszeiten den Plänen, Wünschen und Zielen angepasst werden.

Zum Vergrößern anklicken!Bei Volkswagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsmodelle. Theoretisch. In der betrieblichen Praxis spiegeln sie sich nicht entsprechend wider. "Wir bräuchten eine Art Job-Börse für Sonderarbeitszeiten", schlägt Trittel vor.

Die Betriebsrätin weiß aber auch, dass die betriebsinternen Maßnahmen von außen flankiert werden müssen. "Für entsprechende Betreuungsangebote brauchen wir Partner in der Region", sagt sie. Benötigt werden flexible Angebote und Notfall-Regelungen in Kindertagesstätten. Ihr schwebt ein Pool vor für Eltern, die kurzfristig Hilfe brauchen.

Die Gewerkschafterin setzt dabei auf die Durchsetzungskraft ihrer IG Metall: "Wir müssen unsere politischen Einflussmöglichkeiten in den Kommunen nutzen." Es gelte, Netzwerke zu schaffen und auszubauen für Kolleginnen und Kollegen, die auf Unterstützung angewiesen seien. Wer Familie und Beruf wirklich wirksam vereinbaren will, der braucht zukunftsweisende Lösungen - an vielen Stellen.