IG Metall Wolfsburg
08.04.2025 | Wolfsburg - Das Wechselbad der Gefühle ist vorbei, denn nun ist es amtlich und endgültig: Die rund 370 im Stammwerk ehemals befristet Beschäftigten, deren Verträge eigentlich nächste Woche hätten enden sollen, haben eine unbefristete Festanstellung in der Volkswagen AG. Das teilte das Unternehmen heute mit. Die frischen Arbeitsverträge sollen den betroffenen Kolleginnen und Kollegen in Kürze ausgehändigt werden.
Vorangegangen war eine wochenlange Zitterpartie, wie wir vergangene Woche berichteten. Ursächlich für das Hin-und-Her war ein Fehler der Arbeitgeberseite bei der Vertragsausgestaltung. Durch das Versäumnis kam im Jahr 2024 eine erneute Befristung nicht zustande, weil die arbeitsrechtliche Grundlage dafür nicht ausreichte. Stattdessen wandelte sich die frühere Befristung schon 2024 in eine unbefristete Festanstellung bei der Volkswagen AG - nur ahnte das damals noch niemand. Erst, als sich Betroffene jetzt kürzlich vor dem (vermeintlichen) Auslaufen ihrer Verträge mit der Bitte um Prüfung an die IG Metall wandten, kam der Umstand schließlich ans Tageslicht.
Die Arbeitgeberseite begann dann natürlich ebenfalls zu prüfen. Diese juristische Bewertung ist nun abgeschlossen und es steht auf beiden Seiten mit demselben Ergebnis fest: Die rund 370 Kolleginnen und Kollegen müssen unbefristet übernommen werden. Daher bekommen sie jetzt auch entsprechende Verträge, die von den Beschäftigten gegengezeichnet werden müssen. Das Unternehmen geht dafür kurzfristig aktiv auf jede und jeden einzeln zu. Die Entfristung gilt grundsätzlich für alle von dieser Vertragssituation betroffenen befristet Beschäftigten in Wolfsburg – soweit nicht individuelle personen- oder verhaltensbedingte Gründe einer Entfristung entgegenstehen, zum Beispiel Verstöße gegen die Arbeitsordnung.
Allerdings: Viele der rund 370 Betroffenen befinden sich derzeit im (vermeintlichen) Resturlaub, weil ihr Beschäftigungsverhältnis laut dem alten Stand noch vor Ostern Mitte April hätten enden sollen. Das Unternehmen wird auch auf diese Kolleginnen und Kollegen aktiv zukommen, sobald sie aus dem Urlaub zurück sind.
Durch die Übernahme der rund 370 Beschäftigten entfällt nun auch die Notwendigkeit, Kolleginnen und Kollegen anderer Standorte nach Wolfsburg zu entsenden. VW hatte das ursprünglich geplant und wollte unter anderem Beschäftigte aus Bratislava ins Stammwerk holen. Dort brummt derzeit die Produktion, die Bestelleingänge für Golf und Tiguan schauen bestens aus, es laufen regelmäßig Sonderschichten.
Die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo sagt: "Zuallererst ist festzustellen: Die rund 370 Betroffenen und ihre Angehörigen mussten zuletzt ein Wechselbad der Gefühle ausstehen: Erst die lange Ungewissheit und das bange Hoffen, dann die bittere Gewissheit samt Enttäuschung und Wut - und schließlich wieder der komplette Vorzeichenwechsel. Vor dieser Situation haben wir großen Respekt - es muss sehr schwer gewesen sein, das alles zu ertragen."
Weiter betonte die Betriebsratsvorsitzende: "Zum Fakt an sich können wir nur sagen: Die Details der Vertragsausgestaltungen für befristete Arbeitsverhältnisse laufen nicht über den Tisch des Betriebsrates. Weder sind wir dabei eingebunden noch ist es unsere Aufgabe, so etwas zu prüfen. Daher waren wir anfangs genauso überrascht vom Ergebnis wie die Betroffenen. Für das weitere Vorgehen haben wir jetzt eine klare Erwartungshaltung: Volkswagen hat für einen reibungslosen Prozess des Wieder-an-Bord-Holens und Re-Integrierens in die Teams zu sorgen. Dazu zählt auch, die Kolleginnen und Kollegen mit allen nötigen Infos zu versorgen und für Fragen bereitzustehen."
Christian Matzedda, zweiter Bevollmächtigter und Geschäftsführer IG Metall Wolfsburg: „Die Kolleginnen und Kollegen haben eine emotional sehr schwere Zeit hinter sich. Dieses Hin- und Her und die Unsicherheit haben sie stark belastet. Von daher freut es uns sehr, dass sie nun endlich Gewissheit über ihre Zukunft haben und die Arbeit, die sie bei Volkswagen schon so lange mit vollem Engagement verrichtet haben, fortführen können. Dass sich bereits bis Freitagnachmittag mehr als 250 der Betroffenen wegen Rechtsschutzes an die IG Metall gewendet haben, macht deutlich, wie angespannt die Situation war. Wir sehen das Unternehmen nun in der Pflicht, die betroffenen Kolleginnen und Kollegen so schnell wie möglich mit allen nötigen Informationen zu versorgen.“
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