27.02.2025 | Beschäftigte des Unternehmens CARIAD haben mit bundesweiten Warnstreiks ein deutliches Zeichen gesetzt: Sie fordern 7 Prozent mehr Entgelt bei einer Laufzeit von 12 Monaten und zeigen Geschlossenheit, trotz wachsender Unsicherheit über die Zukunft ihres Unternehmens. Unter dem Motto »Zwischen Zukunft und Entgelt passt kein „oder“!« rief die IG Metall Wolfsburg am heutigen Vormittag mehrere hundert Beschäftigte auf, die Arbeit niederzulegen.
Die laufenden Tarifverhandlungen bei der Volkswagen-Softwaretochter CARIAD verlaufen stockend. Mit dem Ablauf der Friedenspflicht am 28. Januar 2025 fand nun der zweite Warnstreik statt, mit dem die Beschäftigten ein deutliches Signal für ihre Entgeltforderung setzten. Während sich die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter im ersten Warnstreik bundesweit in hybrider Form trafen, beteiligten sie sich jetzt vor dem CARIAD SE-Zentrum. Auf einer Kundgebung untermauerten sie ihre Forderungen mit Sprechchören, Plakaten und Pyrotechnik lautstark und unübersehbar.
„Die Beteiligung ist stark. Die Unzufriedenheit über den Verhandlungsstand innerhalb der Belegschaft ist groß. Wir fordern Entgeltsteigerung und Zukunftssicherung. Wir bekommen eine Nullrunde und keine Aussagen zur Zukunft geboten. Eine Frechheit“, berichtet Stefan Henze, Betriebsratsvorsitzender von CARIAD in Wolfsburg. "Aber wenn CARIAD eine zentrale Rolle für die digitale Transformation bei Volkswagen spielen soll, brauchen wir motivierte Beschäftigte, faire Entlohnung und klare Zukunftsaussichten.“
„Wir stehen uneingeschränkt hinter den Forderungen der CARIAD-Beschäftigten und solidarisch an Eurer Seite.“ Mit diesen Worten unterstützen heute bei dem Warnstreik zahlreiche Kolleginnen und Kollegen von Volkswagen Group Services, IAV, HCL, der Wolfsburg AG, Autostadt sowie der AutoVision – Der Personaldienstleister.“
Stockende Tarifverhandlungen und harte Sparpläne
Die bisherigen Entgeltvereinbarungen für 2023 und 2024 liefen zum 31. Dezember 2024 aus, bleiben jedoch gültig, bis eine neue Vereinbarung erzielt wird. Bereits im Oktober 2024 forderte die IG Metall-Tarifkommission eine Entgelterhöhung von 7 Prozent, analog zu den Forderungen für die anderen Unternehmen im Volkswagen-Konzern und in der Fläche.
Aber auch in der dritten Verhandlungsrunde hat die Arbeitgeberseite auf eine Nullrunde bestanden: „Eine Nullrunde bedeutet für die Beschäftigten aufgrund von Inflation und Preissteigerungen einen Reallohnverlust. Das ist nicht hinnehmbar. Während im gesamten Volkswagen-Konzern Tariferhöhungen umgesetzt wurden, sollen die CARIAD-Beschäftigten leer ausgehen, obwohl sie unter hoher Arbeitslast an der digitalen Zukunft von Volkswagen arbeiten“, macht Katja Brammertz von der IG Metall Wolfsburg deutlich.
Neben einer Entgelterhöhung fordern die CARIDIANS bereits seit 2023 eine regelmäßige Erfolgsbeteiligung: „Jetzt soll sollen bereits getroffene Verhandlungszusagen für eine Erfolgsbeteiligung um zwei Jahre nach hinten verschoben werden. Die Unternehmensleitung begründet dies mit Budgetkürzungen und dem Tarifabschluss bei Volkswagen“, erläutert Maike Schömann, Vertrauenskörperleiterin.
Zusätzliche Unsicherheit durch Rivian-Deal
Zusätzlich belastet die Entscheidung von Volkswagen, ein Joint Venture mit dem US-Software-Startup Rivian zu gründen, die Stimmung. Volkswagen investiert 5 Milliarden Euro in das Projekt. Viele CARIAD-Beschäftigte erfuhren erst aus den Medien von dieser Entscheidung. Viele von ihnen fragen sich, ob die Software-Entwicklung langfristig aus CARIAD herausgelöst wird und welche Auswirkungen das auf ihre Arbeitsplätze hat. Noch immer gibt es keine klare Strategie des Konzerns für seine Software-Tochter, was die Unsicherheit weiter verstärkt.
„Als die Software-Sparte Volkswagens aufgebaut wurde und es darum ging, die Konzernleihe-Beschäftigten davon zu überzeugen, einen CARIAD-Vertrag anzunehmen, wurde betont, dass CARIAD auf Augenhöhe mit den Marken agieren soll. Dabei wurde den Kolleginnen und Kollegen gegenüber ein Commitment abgegeben. Aber Commitment zeigt sich nicht in warmen Worten, sondern in den konkreten Handlungen, mit denen man die Beschäftigten befähigt“, stellt Monique Schnetter, Stellv. Vertrauenskörperleiterin klar.
Mit der großen Beteiligung an den bundesweiten Warnstreiks kehrt die IG Metall nun gestärkt an den Verhandlungstisch zurück: „Die Unternehmensseite muss jetzt den Ernst der Lage begreifen. Gemeinsam werden wir die Arbeitgeber zum Einlenken bewegen“, so die Gewerkschaft. Die vierte Verhandlungsrunde findet am Dienstag, den 4. März in Berlin statt.