Arbeitgeber brauchen Starthilfe – Beeindruckende Warnstreiks im Kfz-Handwerk erhöhen den Druck

09.04.2025 | Nach dem Stillstand in der ersten Tarifverhandlung im niedersächsischen Kfz-Handwerk sendeten die Beschäftigten unmissverständliche Signale: Sie sind aktionsbereit! Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen haben sich in den ersten Tagen nach Auslaufen der Friedenspflicht am 31. März bundesweit an Warnstreiks beteiligt.

Fotos: Laura Hüther (d&d).

Allein in der vergangenen Woche demonstrierten über 1.200 Beschäftigte bei einer zentralen Warnstreikkundgebung in Hannover. Bei einer weiteren Kundgebung vor den Toren des Braunschweiger Autohauses Rosier waren auch Metallerinnen und Metaller des Autohauses Hotz und Heitmann aus Wolfsburg und des Autohauses Kühl aus Gifhorn vertreten. Beide Autohäuser unterliegen einem Haustarifvertrag. Die Verhandlungen hierzu erfolgen zu einem späteren Zeitpunkt, sind aber maßgeblich von den Entwicklungen in der Fläche abhängig. Dazu sagt Helge Fahr, Betriebsratsvorsitzender: „Noch beteiligen wir uns nur aus Solidarität an den Warnstreiks in der Fläche – quasi ein Vorgeschmack, um in die eigene Tarifrunde zu starten. Deutlich wird aber jetzt schon: Während die Arbeitgeber voll auf der Bremse stehen – geben die Beschäftigten täglich Vollgas.“

„Die Beschäftigten stehen zurecht hinter ihren Forderungen“, so sieht es auch Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall Niedersachsen. „Die Kolleginnen und Kollegen erwarten ein ernstes Angebot von den Arbeitgebern und vor allem eine klare Aussage zur Frage einer Entlastungskomponente!“

Die Forderungen der IG Metall sind klar:

  • 6,5 Prozent mehr Geld,
  • eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro
  • sowie eine Entlastungskomponente für besonders belastete Beschäftigte.

Trotz voller Auftragsbücher, hoher Margen und einer positiven Geschäftsentwicklung für das Jahr 2025 kam von Arbeitgeberseite bislang nichts Substanzielles. Wente kritisiert deutlich: „Die Beschäftigten bringen jeden Tag ihren Einsatz – doch bei den Löhnen bleiben sie im Rückspiegel der Unternehmensgewinne zurück. Die Preise in den Werkstätten steigen seit Jahren, die Einkommen der Beschäftigten hinken hinterher. Diejenigen, die die Gewinne erwirtschaften, erwarten ihren gerechten Anteil daran!“

Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache:

  • Seit 2017 sind die Stundenverrechnungssätze um 40 Prozent gestiegen – die Löhne hingegen nur halb so stark.
  • 75 Prozent der Betriebe melden stabile oder sogar wachsende Geschäfte.
  • Die Margen sind hoch, die Wartezeiten für Kundschaft lang – ein klares Zeichen: Es läuft.

„Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für die Arbeitgeber, sich in den Verhandlungen weiterhin zu verweigern. Wir brauchen ein Angebot, welches die Beschäftigten am wirtschaftlichen Erfolg angemessen beteiligt“, so Wente weiter. „Die Kolleginnen und Kollegen stehen geschlossen hinter unseren Forderungen – das war in den vergangenen Tagen in allen Aktionen deutlich spürbar. Ohne ein angemessenes Angebot sind die Kolleginnen und Kollegen bereit, die Warnstreiks auszuweiten. Dann wird mitten in den Räderwechselwochen der Hammer fallen und die Hebebühnen stillstehen.“

In Niedersachsen arbeiten rund 50.000 Menschen in etwa 4.500 Kfz-Betrieben. In Langenhagen findet am heutigen Mittwoch die dritte Tarifverhandlung statt.

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