24-Stunden-Streik: "Die Beschäftigten bei Ford sind Vorbild für jeden Gewerkschafter"

14.05.2025 | Die Produktion bei Ford in Köln steht komplett. Seit Mittwochmorgen sind die Beschäftigten im 24-Stunden-Streik.

Metallerinnen und Metaller der IG Metall Wolfsburg erklären sich solidarisch mit der Ford-Belegschaft.

Flavio Benites, der in Wolfsburg als Gewerkschafter für die Internationale Zusammenarbeit über Grenzen hinweg bekannt ist, setzt auf Solidarität.

Klarer konnte das Ergebnis der Urabstimmung bei Ford in Köln nicht ausfallen. Mit 93,5 Prozent der Stimmen haben die IG Metall-Mitglieder für einen Arbeitskampf gestimmt – damit war das Quorum von 75 Prozent deutlich übertroffen. Ziel ist es, den geplanten Stellenabbau zu verhindern und eigene Forderungen zu einem Sozialtarifvertrag durchzusetzen. Die Wahlbeteiligung lag bei beeindruckenden 95,7 Prozent. Deutlicher konnte die Botschaft der Belegschaft an den eigenen Konzernvorstand nicht sein.

Mit ihrem 24-Stunden-Streik machen die 11.500 Ford-Beschäftigten jetzt Druck beim Management. Sie fordern einen Sozialtarifvertrag mit fairen Abfindungen, Transfermaßnahmen und einen Insolvenzschutz. Das Ford-Management hatte angekündigt, bis Ende 2027 erneut 2900 Arbeitsplätze abbauen zu wollen – dabei ist der letzte Personalabbau nicht einmal abgeschlossen. Dadurch sehen IG Metall und Betriebsbrat die von ihnen durchgesetzte Beschäftigungssicherung bis 2032 gefährdet. Die Arbeitnehmerseite kritisiert zudem Managementfehler, etwa beim Anlauf der Elektromobilität und bei der Modellpolitik, und das Fehlen eines nachhaltigen Zukunftskonzepts.

Aber nicht nur die Ford-Beschäftigten stehen geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall. Bundesweit gibt es großen Rückhalt – viele Betriebsräte großer und kleiner Unternehmen haben der Ford-Belegschaft ihre Solidarität bekundet. Die IG Metall zeigt Geschlossenheit und die Öffentlichkeit ist zunehmend entrüstet über das Vorgehen des Konzerns und fordert die Politik zum Handeln auf.

Flavio Benites, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg, macht deutlich: „Die IG Metall Wolfsburg mit ihren 90.000 Mitgliedern steht solidarisch an der Seite der Ford-Belegschaft. Der Kampf unserer Kolleginnen und Kollegen in Köln ist absolut berechtigt, weil sich Ford nicht an Verträge und Zusagen hält. Denn der Mutterkonzern in den USA hat seine Bürgschaft, die sogenannte „Patronatserklärung“ aufgekündigt und damit den Druck auf die Deutschlandtochter erhöht.“

Benites, der in Wolfsburg als Gewerkschafter für die Internationale Zusammenarbeit über Grenzen hinweg bekannt ist, setzt auf Solidarität: „Die Beschäftigten bei Ford sind Vorbild für jeden Gewerkschafter, denn eine solche Urabstimmung erfordert Mut und Durchhaltevermögen. Gemeinsam werden wir mit der Ford-Belegschaft Seite an Seite um jeden Arbeitsplatz in der Automobilindustrie kämpfen. Denn jedem muss klar sein: Die Wertschöpfung und Beschäftigungspolitik der großen Autobauer wird zur Schicksalsfrage für den gesamten Industriestandort in Deutschland. Und es sind bei weitem nicht nur die großen Hersteller betroffen – das Ganze zieht sich weiter fort und die Auswirkungen sind noch gar nicht abschätzbar. Auch die Zulieferer in der Automobilindustrie stecken aktuell in Schwierigkeiten und benötigen dringend Unterstützung, um in diesem Strukturwandel bestehen zu können. Dafür braucht es endlich richtige Rahmenbedingungen für die Umstellung auf Elektromobilität.“

Der IG Metall-Chef aus Wolfsburg fordert die neue Bundesregierung auf: „Wir brauchen einen konsequenten Hochlauf der E-Mobilität statt diesen Zick-Zack-Kurs der letzten Jahre. Wir als Industriegewerkschaft fordern von der Politik einen Masterplan für Deutschland, mit einer Förderung für E-Autos durch steuerliche Absetzbarkeit und einer vorgeschriebenen Elektroquote für gewerbliche Flotten. Wir brauchen Investitionen in Forschung und Batterieproduktion und einen massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur. Wir Metallerinnen und Metaller werden uns auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass diese Unterstützung im Strukturwandel endlich kommt, damit Ford mit seinen Arbeitsplätzen als industrieller Kern für Köln erhalten bleibt und die Beschäftigten weiterhin Teil unserer IG Metall-Familie sein können. Denn eine Gewerkschaftszugehörigkeit verbindet ungemein.“

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