Bergbaumuseum

Das schwarze Gold liegt am Ende der Kellertreppe

02.02.2021 | Mit seiner unübersehbaren IG Metall-Fahne zeigt Hans-Jürgen Steinbach – alias „Steini“ – seit mehr als 40 Jahren Flagge bei gewerkschaftlichen Veranstaltungen in unserer ­Region. WIR haben den 68-Jährigen zu Hause in Wilsche besucht – genauer gesagt in seinem Keller, denn hier hat „Steini“ mit viel Liebe ein privates Bergbaumuseum eingerichtet.

Auf 24 Quadratmetern lebt der traditionelle Bergbau in Deutschland weiter.

Hans-Jürgen Steinbach – alias „Steini“ – mit seiner unübersehbaren IG Metall-Fahne.

Die Leidenschaft für den Bergbau ist dem ehemaligen Mitarbeiter des VW-Werkschutzes quasi in die Wiege gelegt worden. Sein Vater hat als Bergmann im Ruhrpott unter Tage gearbeitet. „Leider erlitt er bei einem Grubenunglück eine Querschnittlähmung“, erzählt „Steini“.

Daraufhin zog die Familie von Wanne-­Eickel nach Gifhorn. „Hier wollte ich eigentlich nichts mehr mit dem Thema Bergbau zu tun haben, aber 1982 schenkte mir meine Frau zu Weihnachten eine Grubenlampe aus dem Erzbergbau, da war meine Sammelleidenschaft entfacht“, erinnert sich der Rentner.

Angesteckt von der Leidenschaft für Kohle und Kumpel-Kultur, sammelt der Gifhorner seither alles rund um das Geschäft mit dem schwarzen Gold. „Viele meiner Exponate sind nur schwer erhältlich, besonders jetzt, wo es den traditionellen Bergbau in Deutschland nicht mehr gibt“, verrät der zweifache Familienvater. Durch persönliche Kontakte, vor allem zu ehemaligen Bergleuten, auf ­Flohmärkten und durch Ebay kann „­Steini“ seinen Bestand stetig ausbauen. Zu den außergewöhnlichsten Stücken seiner Sammlung gehören zwei Grubenlampen aus China. Auf Glasvitrinen hat er in seinem „Museum zum Anfassen“ bewusst verzichtet, denn seine Ausstellung soll im wahrsten Sinne des Wortes „zum Be-Greifen“ sein.

Den himmlischen Schutz bei der gefährlichen Tätigkeit unter Tage erhielten die Bergleute übrigens von der Heiligen Barbara. Natürlich ist auch ihr Abbild im Privatmuseum des leidenschaftlichen Sammlers zu finden. „Die katholischen Polen, die in den Pott kamen, um unter Tage zu arbeiten, brachten die Verehrung der heiligen Barbara mit. So wurde sie auch im Ruhrgebiet die Schutzpatronin des Bergmanns“, erklärt der überzeugte IG Metaller.

Neben den unzähligen geschichtsträchtigen Fotos und Ausstellungsstücken bewohnen drei quirlige Elektro-Kanarienvögel das urige Bergbau-Museum. „Steini“ nennt sie liebevoll seine Grubenvögel. „Unter Tage hatten die Bergmänner immer Kanarienvögel mit. Denn, wenn die Vögel hektisch und laut wurden, dann wussten die Kumpel, dass etwas nicht stimmt“, so der Bergbau-Experte.

Ein Ende der Sammelleidenschaft im Wohnbezirk Gifhorn ist übrigens noch lange nicht in Sicht. „Ich halte meine Augen und Ohren weiterhin offen und hoffe, ein kleines Stück dieser vergangenen Epoche und ihrer dazugehörigen Kultur zu bewahren“, betont „Steini“ mit einem gewissen Funkeln in den Augen.