Worker Wheels Wolfsburg

Über den sieben Bergen

08.09.2014 | Die Harztour der Wolfsburger Worker Wheels am letzten Augustwochenende.

TeilnehmerInnen in Kolonnenfolge: Michael & Reni Diesing, Yamaha FJR 1300

Jens Thorun, Yamaha XJ Diversion 600 S

Angela Gaede, Suzuki Bandit 600

Markus Großmann, BMW R100RT

Ralf & Jan Schawe, Yamaha Wildstar 1600

Am Torfhaus

Wolkenberge überm Bodetal

Rappbodetalsperre

Work-Life-Balance: Freizeit auf gewerkschaftlich = Regenprüfung regional ?

Heute ist „Iss-Draußen-Tag“ erklärt mir der Moderator aus dem Radio, als ich  um halb acht an diesem nicht nur letztem Sonntag- und Augusttag unter der Dusche stehe, sondern es auch am letzte meteorologischen Sommertag des Jahres 2014. Heute haben wir uns mit den Worker Wheels Wolfsburg verabredet, eine Motorradtour in den Harz zu unternehmen. Meine Frau ruft von unten durch das Treppenhaus, ich möge doch erst einmal telefonieren, ob der Trip den überhaupt stattfindet, bevor ich mich in die Motorradkluft werfe.
Beim Blick in den Himmel, der an ein Schwarz-Weiß-Fernsehprogramm erinnert, alles nur grau in grau, erachte ich diesen Ratschlag als klug und schreibe Michael Diesing, dem Organisator der Fahrt, eine SMS. Bis jetzt findet „Draußen-Essen“ nur Anklang beim jemanden, der als wasserliebende Amphibie geboren wurde. Motorradfahrer reagieren auf Fahrten durch Dauerregen eher ablehnend.

Michael ruft kurz an. Wir treffen uns auf jeden Fall erst einmal um halb zehn an der AutoUni Volkswagen mit vollgetankter Maschine und sehen dann weiter. Er gibt also Optionen... Also in die Stiefel gestiegen, in die Jacke mit Protektoren geschlüpft und Abfahrt! In der „Blauen Lagune“ in Weyhausen komme ich der Forderung nach Betankung der Maschine nach und drehe den Tageskilometerzähler auf null. Mal schauen, welche Weglänge am Tagesende dort angezeigt wird.

Wolfsburg – Recht pünktlich um 9:30h treffe ich am MobileLifeCampus ein. Der Start zur Rundfahrt ist für zehn Uhr angesetzt. Michael Diesing mit seiner Frau Reni sind schon da, ebenfalls Jens Thorun und Angela Gaede mit ihren Motorrädern. Kurze Zeit später gesellt sich dann Ralf Schawe mit Sohn Jan auf dem Sozius zu uns. Wir warten noch ein wenig. Per digitaler Medien erreichen uns Absagen von weiteren Worker Wheelern.

Wie gesagt, wasserliebend sind die meisten Biker nur bedingt. Wir diskutieren aufgrund der enttäuschenden Wettervorhersage Alternativrouten. Vielleicht ist es doch besser, eine kurze Ausfahrt zum Ahlumer See zu machen, damit wir vor dem Mittag wieder daheim sind, denn ab zwölf Uhr soll es verstärkt regnen. Schlussendlich ist es Jens Thorun, der ein Machtwort spricht. „Wir fahren, jetzt, die eigentlich geplante Strecke ab.“ Da alle Teilnehmer dem beipflichten, satteln wir auf und spurten mit fünf Maschinen und sieben Teilnehmern los. Ich hoffe nur, dass dieser Sonntag nicht ein Freischwimmer auf zwei Rädern wird.

Ost-Passage in den Harz

Als Ziel haben wir uns die Rappbodetalsperre im Stadtgebiet von Oberharz am Brocken im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt erkoren. Unser Roadcaptain Michael  führt uns über den Wolfsburger Ostkreis durch Neindorf, Heiligendorf, Rohde gen Osten. Immer wieder ärgerlich, da recht gefährlich, sind Strecken wie kurz vor Mariental.

Ich kann verstehen, dass Straßenarbeiten im Sommer ausgeführt werden müssen. Dennoch hasse ich es, wenn durch Ausbesserungen die Straße mit Rollsplit paniert wird. Die Gefahr auf zwei Rädern hier wegzurutschen ist hoch.
Kurz hinter Jerxheim gibt es die ersten Kurven, die das Motorradfahren so amüsant machen.

Wir machen eine kurze Rast knapp vor der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Bis jetzt hält das Wetter. Noch kein Regen. Auf der B244 überschreiten wir die Landesgrenze. Am Straßenrand steht nur noch ein Hinweisschild, das hier Deutschland einmal bis 1990 ein geteiltes Land war. Über Wernigerode reisen wir an Elbingerode vorbei bis zur Talsperre im Bodetal. Dabei ist das schon Kurvenfahren-Können Voraussetzung.

Am Zielpunkt: Genauso heiter wie wolkig.

„Mein Trittbrett schleifte in einer Kurve auf dem Asphalt.“ Berichtet Ralf Schawe, als wir pünktlich zum Mittag um zwölf Uhr den Kiosk an der Rappbodetalsperre erreichen. „Hätte ich mit meinem Sohn Jan nicht einen erfahren Mitfahrer auf dem Sozius, wäre eine solche Kurvenfahrt so nicht möglich.“

Die Strecke erweist sich als abwechslungsreich, anspruchsvoll und dennoch landschaftlich reizvoll. Michael und Reni erläutern: „Wir sind die Strecke letztes Wochenende schon einmal abgefahren. Als Führungsmaschine wollte wir nicht die Gruppe in irgendwelchen Baustellensackgassen umkehren lassen müssen.“ An dieser Stelle einmal Recht herzlichen Dank für die solide Vorbereitung.

Und bis jetzt spielt Petrus auch mit. Noch kein Regentropfen auf den Windschutzscheiben unserer Maschinen behinderte die Sicht auf die Straße. Wir stärken uns bei Erbensuppe mit Bockwurst, Hähnchenschnitzeln mit Kartoffelsalat und einer besonderen Spezialität, der Teufel-Curry-Wurst. (Hat sogar Hörner!). Unsere Stimmung ist prima, obwohl sich deutlich die Wolken über das Tal auftürmen.

Westwärts: Aufstieg auf zwei Rädern

Der Rückweg wird über die westliche Route angetreten. Durch Hasselfelde und Trautenstein zieht es uns gern Braunlage. Und das ist es wieder, das Schild mit der Erklärung über das geteilte Deutschland der Ära des kalten Krieges. Wie aktuell das Thema Ost gegen West immer noch ist, sieht man am Ukraine-Konflikt.

Wir fahren durch Braunlage und Wagen den motorischen Aufstieg zum Torfhaus. Hier überzeugt uns dann doch das meteorologische Wetteramt von der Zuverlässigkeit seiner Vorhersagen. Ein kurzer Regenschauer lässt uns direkt Rast machen und das Kaffee- und Kuchenangebot am Torfhaus erkunden. Die Auswahl ist nicht schlecht.

„Ich nehme keinen Käsekuchen, den kann ich daheim selbst noch besser backen.“ berichtet Angela Gaede. Wir in der Runde sind nicht abgeneigt, diese Fertigkeit bei der nächsten Worker Wheels Tour positiv zu bewerten und bitten um die Bereitstellung des erwähnten Käsekuchens. Am Tisch kommen wir ins Gespräch. Dabei geht es natürlich auch um die Situation bei Volkswagen unter den Vorzeichen von „Future Tracks“, über den neuen Touran, über die Werkstudierenden, die im Werksurlaub die eigenen Mitarbeiter unterstützt haben. 

Ebenfalls Thema waren kommende Ausfahrten. Dabei fielen Begriffe wie „Übernachtung in Hustedt, Gedenkstätte Bergen-Belsen, Heidekreis, Soltau, Vogelpark, Heidepark.“ Wir stellten gemeinsam fest, dass unsere anderen Worker Wheeler einen abwechslungsreichen Kurztrip verpasst haben. „Die besten Partys sind ja auch immer die, auf die man zuerst keine Lust hat.“ stellt Michael fest. „Und, es hat gerade aufgehört zu regnen.“

Das letzte Stück :  Feuchtgebiet Autobahn

Da die Heimat gedanklich schon lockt, treten wir die Rückreise über Bad Harzburg an. Ab der Autobahnauffahrt Vienenburg konnten wir an Reisegeschwindigkeit gewinnen und wurden dann nur noch leicht gebremst durch zwei weitere Regengüsse in Höhe Wolfenbüttel und dann erst wieder kurz vor Wolfsburg. Hier trennten sich unsere Wege. Ein kurzer Gruß per gestreckten Arm und die Wolfsburger fuhren Richtung Innenstadt ab.
Ziemlich pünktlich um 16:00h rangierte ich meine BMW „Beate“ auf ihren Parkplatz vorm Haus.

Der Kilometerzähler steht auf 272km. Gut, denn ich komme mit einer Tankfüllung ca. 280km weit, ohne auf Reserve umschalten zu müssen. Passt also.

FAZIT: keine Angst vor schlechten Vorhersagen

Ja, es war jetzt nicht knochentrocken oder sonnenverwöhnt. Dennoch überwogen die schönen Momente. Zeitweise habe ich mir auch ein selbsttönendes Sonnenvisier gewünscht, denn ab und zu zeigte das glühende Zentralgestirn unseres Sonnensystems dann doch sein Gesicht. Und, das habe wohl ich nicht alleine so gesehen. Uns kamen auf unserer Runde so viele andere Motorradfahrer entgegen, dass ich schon Angst bekam, vom dauernden Recken des Zeige- und Mittelfingers der linken Hand eine Sehnenscheidenentzündung davon zu tragen.

Wenn ich beim Start noch Angst hatte, den Freischwimmer auf dem Motorrad zu machen, weiß ich jetzt, es reicht von der Wassermenge auch bei ungünstiger Prognose doch eher nur zum Seepferdchen.

(Autor: Markus Großmann)