Hochschulstandort Wolfsburg: AStA und IG Metall befragen Studierende

Nur 19% der Studierenden hatten bislang Kontakte zur Gewerkschaft

06.04.2010 | Leben die Studierenden gerne in dieser Stadt? Beeinflusst Volkswagen die Wahl des Studienortes? Wie halten es die Studierenden mit den Gewerkschaften? Fragen zum Hochschulstandort Wolfsburg standen im Fokus der IG Metall-Studierendenumfrage. Die ersten Ergebnisse liegen nun vor.

Janosch Siedow und Frederic Speidel bei der Delegierten-versammlung am 9. März.

v.l.n.r.: Janosch Siedow, Frank Patta und Frederic Speidel bei der Vorstellung der Ergebnisse

Die IG Metall hat in Zusammenarbeit mit dem AStA, der studentischen Interessenvertretung, eine Umfrage unter den 2700 Studierenden am Standort Wolfsburg durchgeführt. Mehr als 700 Fragebögen sind ausgefüllt zurückgekommen. "Der hohe Rücklauf ermöglicht ein qualitatives Stimmungsbild", erläutert IG Metall-Sekretär Frederic Speidel, der die Untersuchung leitet.

Am Standort Wolfsburg, der Teil der Hochschule Ostfalia ist, gibt es drei Studiengänge: Wirtschaft, Gesundheitswesen und Fahrzeugtechnik. Die Mehrheit der Studierenden kommt aus der Region, jeder zweite wohnt in Wolfsburg. Speidel: "Diese regionale Ausrichtung ist für Fachhochschulen nicht ungewöhnlich." Erstaunlich ist aber, dass lediglich sieben Prozent aus dem benachbarten Sachsen-Anhalt kommen. Im ostdeutschen Bundesland müssen die Hochschüler keine Studiengebühren zahlen – vielleicht ein Indiz für die mangelnde Wechselbereitschaft.

Am attraktivsten für auswärtige Studierende ist der Fachbereich "Fahrzeugtechnik". Da wirke sich die Nähe zu Volkswagen offenkundig aus, vermerkt Frederic Speidel. Hier gibt auch fast jeder Zweite an, dass Wolfsburg sein Wunschstudienort gewesen sei. Und jeder Vierte studiert in einem dualen Studiengang.

Das Verhältnis der Studenten in Wolfsburg zu den Gewerkschaften ist eher zurückhaltend. Nur 19 Prozent hatten bislang persönliche Erlebnisse mit den Gewerkschaften, aber – und das ist die positive Nachricht – lediglich jeder zehnte Hochschüler steht den Gewerkschaften negativ gegenüber. "Wir stoßen nicht auf krasse Ablehnung bei den Studierenden", stellt Speidel fest. Aber im Bereich Information und Kommunikation habe man erhebliche Defizite. "Unser Gewerkschaftshaus steht ja quasi auf dem Campus-Gelände der Hochschule", sagt Speidel. "Die nachbarschaftliche Nähe wollen wir in Zukunft noch intensiver nutzen, um uns als Ansprechpartner für die Studierenden zu etablieren."

Auch die Stadt hat als Hochschulstandort noch größeren Nachholbedarf. Zwar fühle sich die Mehrheit der Studierenden in Wolfsburg wohl; aber nur 18 Prozent könne sich vorstellen, nach dem Studium gerne weiter in der Stadt zu wohnen. Die Befragten bemängeln insbesondere das fehlende "studentische Flair" mit gezielten Angeboten für junge Leute.

Die Studierendenumfrage von AStA und IG Metall ist ein erster Baustein für eine umfassende Bedarfsanalyse. "Wir werden jetzt mit den beteiligten Akteuren Stadt, Hochschule und Volkswagen die Ergebnisse beraten und die weiteren Schritte besprechen", sagt Frederic Speidel.

Der Gewerkschafter sieht bei den Beteiligten durchaus Eigeninteresse: Volkswagen müsse auf seinem Weg, attraktivster Arbeitgeber werden zu wollen, an einer qualitativ hochwertigen und bei den Studierenden nachgefragten Hochschule interessiert sein. Und wenn es gelänge, die später gut verdienenden Hochschulabsolventen in Wolfsburg zu halten, wäre dies für die Stadt ebenfalls von großem Vorteil.