Umfrageergebnisse liegen vor

Hohe Belastung an der Hochschule und mangelnde Attraktivität der Stadt für Studierende

11.03.2010 | Ende des Jahres 2009 führte die IG Metall Wolfsburg zusammen mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften eine Befragung am Wolfsburger Hochschulstandort durch. Die Umfrage beschäftigte sich umfassend mit der Lebens-, Arbeits- und Studiensituation der Studierenden. Die für die betroffenen Institutionen zum Teil wenig schmeichelhaften Ergebnisse der Befragung, an der sich fast 800 Studierende beteiligten, liegen nun vor.

v.l.n.r.: Janosch Siedow, Frank Patta und Frederic Speidel bei der Vorstellung der Ergebnisse

Janosch Siedow und Frederic Speidel bei der Delegiertenversammlung am 9. März.

So ziehen es 44 Prozent der Befragten vor, jeden Tag nach Wolfsburg zu pendeln, anstatt sich vor Ort eine Wohnung zu nehmen. "Einerseits ist dies auf das geringe Angebot an günstigem Wohnraum zurückzuführen, andererseits spiegelt sich hier aber vor allem die mangelnde Attraktivität der Stadt für uns als Studierende wider", berichtet Janosch Siedow vom AStA der Ostfalia aus den Ergebnissen der Umfrage. Es fehle der Stadt an einer Studierendenkultur mit Freizeitmöglichkeiten und studentenfreundlichen Preisen. Und für diejenigen, die alltäglich mit dem Auto pendeln, beginne zudem jeden Morgen aufs Neue der Kampf um einen der wenigen Parkplätze in Hochschulnähe, ergänzt Siedow.

Viele Studierende wünschen sich außerdem einen größeren Praxisbezug ihres Studiums. "Von einer intensiveren Zusammenarbeit der Fakultäten der Hochschule mit Volkswagen als größtem Arbeitgeber der Region könnten dabei alle Beteiligten profitieren", meint Dr. Frederic Speidel von der IG Metall Wolfsburg. Denn auch Volkswagen müsse ein Interesse daran haben, die hoch qualifizierten Arbeitskräfte von morgen an die Region zu binden.

"Damit die jungen Menschen der Stadt nach ihrem Studium erhalten bleiben, müssen wir ihnen neben einer Arbeits- auch eine Lebensperspektive in Wolfsburg bieten", betont Speidel. "Die Studierenden sollen sich schon während ihrer hochschulischen Ausbildung in Wolfsburg wohl fühlen."

Frank Patta, erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg, fasst zusammen: "Mit dieser Umfrage widmen wir uns einem Kernthema der IG Metall: die Ausbildungsqualität junger Menschen zu verbessern. Darunter verstehen wir nicht nur die berufliche Ausbildung, sondern auch die akademische."

Patta stellt die Umfrageergebnisse auch in den Kontext verfehlter Bildungspolitik in Deutschland: "Ein Drittel der Befragten fühlt sich ausgebrannt, die Hälfte sagt, dass das Studium sie zeitlich stark einschränkt. Diese erschreckend hohen Werte zeigen, dass der Bologna-Prozess an den Hochschulen mit der Verschulung der Lehrinhalte und der großen Zahl von Klausuren und anderen Leistungsnachweisen in die völlig falsche Richtung geht. Zusätzlich sollen Schülerinnen und Schüler das Abitur in nur noch zwölf Jahren schaffen. Als Gewerkschafter stellen wir uns entschieden gegen diese immer größer werdende und immer früher beginnende Überforderung junger Menschen", kritisiert Patta.

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