Menschenkette für die Zukunft der Jugend

800 Metallerinnen und Metaller demonstrieren in Hannover

01.10.2010 | Mit einer „Menschenkette für Ausbildung - Studium - Übernahme“ haben rund 800 Auszubildende, Vertrauensleute und Betriebsräte der IG Metall aus ganz Niedersachsen in Hannover auf die verfehlte Jugendpolitik hingewiesen. Die IG Metall Wolfsburg ist mit 120 Kolleginnen und Kollegen beteiligt gewesen. Der Protest richtete sich in erster Linie gegen die Landesregierung in Hannover sowie den Verband der Metall-Arbeitgeber.

Junge MetallerInnen aus Wolfsburg in Hannover.

Eine knapp einen Kilometer lange Menschenkette vom Kultusministerium im Schiffgraben 12 bis zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall im Schiffgraben 36 machte die Verantwortlichkeiten deutlich. Für über eine Stunde ab 14:00 bis 15:30 Uhr waren der Schiffgraben sowie die Berliner Allee für den Verkehr gesperrt.

"Mir hat der Aktionstag in Hannover sehr gefallen. Wir als Jugendliche konnten mit unserer Menschenkette und den Kundgebungen ein deutliches und lautes Signal an die Landesregierung, die Bundesregierung und die Unternehmer senden", sagte Tom Wolters vom Wolfsburger Ortsjugendausschuss. "Wir haben unmissverständlich klar gestellt, dass wir mit der aktuellen Aus/Bildungssituation unzufrieden sind und für unsere Rechte und Bedürfnisse auf die Strasse gehen und auch weiterhin gehen werden." Für Tom und seine Wolfsburger Kolleginnen und Kollegen war die Demo in Hannover ein gelungener Auftakt für weitere und konsequente Aktionen.

„Der Einstieg ins Berufsleben ist in den letzten Jahren immer steiniger und unberechenbarer geworden: Immer mehr junge Erwachsene müssen ihr Glück in den atypischen Beschäftigungsformen wie befristeten Arbeitsverhältnissen oder Leiharbeit suchen,“ sagte Hartmut Meine, IG Metall-Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. „Diese Menschenkette ist ein Symbol für die verfehlte Politik der Arbeitgeber und der Niedersächsischen Landesregierung. Arbeitgeber und Politik tragen gemeinsam die Verantwortung für mangelnde Ausbildungs- und Berufschancen einer ganzen Generation.“

„Inzwischen arbeiten 56 Prozent der unter 25-Jährigen im Niedriglohnbereich. Wenn Praktika, Leiharbeit und befristete Jobs für junge Leute nicht mehr die Ausnahme sind, sondern die Regel, dann ist das unverantwortlich,“ kritisierte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, die verfehlte Bildungspolitik für die junge Generation. Wetzel weiter: „Wenn Kinder aus Akademikerfamilien 83 Prozent der Studierenden stellen und Kinder aus Arbeiterhaushalten nur 23 Prozent, dann ist das eine Schande.“ Diese Schieflage werde durch Studiengebühren noch verschärft. Wetzel forderte den niedersächsischen Kultusminister Althusmann auf: „Nehmen Sie sich ein Beispiel an Sachsen-Anhalt - schaffen Sie die Studiengebühren ab!“

Während rund 17.000 junge Menschen in Niedersachsen einen Ausbildungsplatz suchen, verfehlen die Arbeitgeber 2010 erneut die tarifvertraglich zugesagte Anzahl von 1.000 zu schaffenden Ausbildungsplätzen in der Metall- und Elektroindustrie. Meine forderte die Arbeitgeber auf, endlich mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen und benachteiligten Jugendlichen eine Perspektive zu ermöglichen. „Benachteiligte junge Menschen benötigen längere Ausbildungszeiten und keine kürzeren“, sagte Meine.

Ähnlich absurd wie die Arbeitgeber, so Meine weiter, agiere die Landesregierung in Niedersachsen: „Anstatt jungen Menschen eine gute Hochschulausbildung zu ermöglichen, bestraft sie Studierende mit Studien- und Verwaltungsgebühren von über 700 Euro. Da müssen Jugendliche bis zu 1500 Euro pro Jahr aufbringen. Gleichzeitig beklagen Arbeitgeber und Politik den drohenden Mangel an Fachkräften.“

<link internal-link>Bildergalerie von der Menschenkette in Hannover...

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