Was tun, wenn die Arbeit aus dem Ruder läuft?

15.08.2014 | Warum reagiert der Kollege aus der Entwicklung gereizt, wenn der Betriebsrat ihn auf sein volles Stundenkonto anspricht? Warum sticht die Kollegin aus dem Einkauf aus und setzt sich anschließend wieder an ihren Schreibtisch? Die Antwort könnte indirekte Steuerung lauten.

Wie der Name schon sagt: Hier geschieht etwas, ohne dass Beschäftigte es direkt merken. Der Chef fordert sie nicht dazu auf, mehr zu arbeiten, sondern verändert die Bedingungen so, dass sie von selbst länger arbeiten. Statt Anweisungen bekommen sie Verantwortung. Das kann Beschäftigten mehr Freiheit bringen, da sie neue Einblicke rund um ihre Arbeit bekommen. In der Praxis erhöht sich aber fast immer der Druck. Denn die Wettbewerbsfähigkeit ihres Betriebs wird zu ihrer eigenen Sache.

Beschäftigte sind zwar plötzlich für vieles zuständig: Etwa dafür, den Termin mit dem Kunden einzuhalten, oder dafür das Lager daran zu erinnern, rechtzeitig Teile nachzubestellen. Sie haben aber meist keinen Einfluss auf Rahmenbedingungen wie Budget oder Personalschlüssel. Unter diesen Bedingungen erzeugt Selbstverantwortung vor allem eins: Die Befürchtung, Aufgaben nicht zu schaffen. Sie führt schließlich dazu, dass Menschen ohne Ende arbeiten.

Zeit einräumen
Beschäftigte sehen Betriebsräte, die in dieser Situation auf die Einhaltung der Arbeitszeit bestehen, leicht als Störer. Mit traditioneller Betriebsratsarbeit kommen Interessenvertreter daher oft nicht weiter. Sie müssen sich Zeit nehmen und mit den Betroffenen beraten, wie sie arbeiten und leben wollen und wo sie ihre Grenzen sehen.

Hilfreich können Regelungen sein, vor allem wenn sie gemeinsam mit Betroffenen erarbeitet werden. Etwa solche, die die Rechte der einzelnen Beschäftigten stärken und Betriebsräten Mitbestimmungsrechte bei den Bedingungen am Arbeitsplatz geben, wenn beispielsweise in einzelnen Abteilungen die Arbeitszeit komplett aus dem Ruder läuft.