Veranstaltung im Schloss Wolfsburg

Unternehmensethiker Dr. Christoph Schank Gastredner beim Arbeitnehmerempfang

28.04.2017 | Wolfsburg - Mehr als 100 Gewerkschafter sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur folgten am Freitagabend der Einladung der Stadt und der IG Metall zum traditionellen Arbeitnehmerempfang im Vorfeld des 1. Mais. Der Unternehmensethiker Dr. Christoph Schank von der Universität St. Gallen setzte sich im Gartensaal des Schlosses unter anderem mit Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft auseinander. Zuvor sprachen Oberbürgermeister Klaus Mohrs und der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Wolfsburg, Hartwig Erb, Grußworte.

Mehr als 100 Gewerkschafter sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verbänden folgten der Einladung zum Arbeitnehmerempfang. Vordere Reihe v.l. : Oberbürgermeister Klaus Mohrs, Gastredner Dr. Christoph Schank, Stadträtin Iris Bothe. Hintere Reihe v.l. Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Lothar Ewald, Bürgermeister Ingolf Viereck, Erster Stadtrat Werner Borcherding, Volkswagen-Konzernpersonalleiter Martin Rosik. Foto: Helge Landmann

Oberbürgermeister Klaus Mohrs:

"Mit dem Memorandum of Understanding zwischen der Volkswagen AG und der Stadt Wolfsburg beweisen wir hier in Wolfsburg erneut, wie bereits in den 1990er Jahren, dass Wirtschaft und Gesellschaft nicht als getrennte Welten erscheinen, sondern dass wir gemeinsam die Herausforderungen, in diesem Fall der digitalen Transformation, nicht nur annehmen, sondern den Wandel aktiv gestalten und so den Wohlstand und die Lebensqualität in Wolfsburg nachhaltig sichern wollen. Besonders wichtig ist uns dabei, dass dieser Prozess auch in die Zivilgesellschaft hinein wirkt. Die IG Metall, eine der großen Stützen im öffentlichen Leben der Stadt Wolfsburg, spielt dabei eine entscheidende Rolle."

Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall:
 
"Zu wenig wird in der Öffentlichkeit thematisiert, wer sich bei Volkswagen besonders engagiert. Das seid ihr! Betriebsräte und Vertrauensleute der IG Metall. Deutlich werden muss, dass das VW-Gesetz des Landes Niedersachsen und die Mitbestimmung unserer IG Metall in dieser Krise ein großes Pfund sind.  Die Krise bringt aber nicht nur Herausforderungen mit sich, sondern auch Chancen. Unsere Aufgabe als Gewerkschaft ist es, an dieser Stelle all die technischen Veränderungen konstruktiv aus Sicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu begleiten. Nichts Anderes kann und wird unsere Rolle sein."

Dr. Christoph Schank:

"Globale Korruptionsskandale, Lustreisen als Bestandteil fragwürdiger Anreizstrategien und eine emotional geführte Diskussion um Bonuszahlungen und Abfindungen lassen mit Sorge auf die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und deren Führungskräften blicken. Ein verheerender Abgasskandal in der Automobilbranche führt vor Augen, wo die Jagd nach Effizienz und Gewinn an die Grenzen des technisch Machbaren und des moralisch Vernünftigen stößt. Die Dimension nicht nur dieses Skandals hinterlässt viele Beobachter ratlos. Er steht symptomatisch für ein gesellschaftlich entgrenztes Wirtschaften, das die Ethik und häufig auch das Recht nur als ein unliebsames Korsett begreift, dessen Grenzen im Sinne der Gewinnerzielung jederzeit findig ausgetestet werden dürfen. Es scheint, als positionierten sich viele Konzerne als Hort der Partikularinteressen gegen die Gesellschaft, statt zu einem nachhaltigen und gerechten Miteinander beizutragen. Diese Unternehmen benötigen einen wirtschaftlichen und kulturellen Entwurf eines gesellschaftlich eingebetteten Wirtschaftens, das legitimes Gewinnstreben mit einer aufrichtigen Verantwortungsübernahme verbindet. Ein Schlüssel hierfür ist eine integritätsbasierte Unternehmenskultur, die sich durch eine erstrebenswerte Vision und eine moralische Infrastruktur auszeichnet. In dieser Kultur werden Führungskräfte nicht länger als Great Man benötigt, wohl aber als Treuhänder von Werten und Verantwortung."