INGENIEURGESELLSCHAFT AUTO UND VERKEHR (IAV)

Tarifkonflikt bei IAV

31.05.2016 | Hannover/Gifhorn - Paukenschlag in der ersten Tarifverhandlung am 27. Mai 2016 in Gifhorn: Die IAV GmbH verweigerte sich ein Angebot abzugeben. Statt - wie in den vergangenen Jahren üblich - zu einem schnellen Abschluss zu kommen, forderten die Arbeitgeber eine Absenkung der Einstiegsentgelte und eine Veränderung im System der tarifvertraglichen Höherstufungen.

Thilo Reusch

Mark Bäcker

Dietmar Brennecke

IG Metall-Verhandlungsführer Thilo Reusch von der Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zeigte sich empört und warf den Arbeitgebern vor, mit solchen Diskussionen die Attraktivität von IAV als gutem Arbeitgeber aufs Spiel zu setzen. "Die IAV GmbH hat ihr Geschäftsmodell bislang vorwiegend auf der Qualität ihrer Dienstleistungen aufgebaut. Damit hat das Unternehmen regelmäßig zweistellige Millionenbeträge erwirtschaftet und tut es immer noch. Top-Qualität ist aber nur mit angemessenen Tarifentgelten zu haben. Wir werden keinen Einstieg in den Ausstieg aus unseren Tarifverträgen akzeptieren", so Reusch.

Mark Bäcker, Betriebsratsvorsitzender am Standort Gifhorn und Mitglied der IG Metall-Verhandlungskommission wies die Arbeitgebervertreter darauf hin, dass der Tarifvertrag schon vor rund drei Monaten ausgelaufen sei: "Die Kolleginnen und Kollegen warten zu Recht auf eine angemessene Tariferhöhung und die muss jetzt kommen. Die Beschäftigten werden sich dieses Vorgehen der Firmenleitung nicht gefallen lassen. Die IAV GmbH zahlt weder ein tarifliches Urlaubs- noch Weihnachtsgeld. Die tarifliche Arbeitszeit wurde zudem schon von 36 auf 38 Stunden in der Woche ohne Entgeltausgleich verlängert. Weitere Einschnitte würden den Abstand zu anderen Unternehmen der Branche noch vergrößern. Das Unternehmen beteiligt die Beschäftigten sogar an den Kosten für Bildungsmaßnahmen. Das ist nicht länger hinnehmbar."

Der Wolfsburger Gewerkschaftssekretär Dietmar Brennecke verwies darauf, dass man im Rennen um die "besten Köpfe" nicht mit mickrigen Einstiegsentgelten gewinnen könne: "Es gibt genügend Beispiele, die zeigen, dass Unternehmen auch ohne die Absenkung von Tarifen erfolgreich arbeiten können. Von der Geschäftsführung erwarten wir eine gewisse Weitsicht und Wertschätzung der Beschäftigten sowie den Willen zur Zusammenarbeit mit allen Beteiligten.

Um auf den Zukunftsfeldern Digitalisierung und Elektromobilität weiter mitspielen zu können, braucht man die Besten. IAV ist ein Premium-Anbieter und das sollte auch so bleiben. Das, was die Unternehmensleitung hier macht, ist ein völlig falsche Signal für die Zukunft!"

Die IG Metall zeigte sich bereit, nach Abschluss der diesjährigen Verhandlungen über die Entgeltsprünge in oberen Entgeltstufen zu reden. "Voraussetzung dafür sei allerdings, dass das Gesamtvolumen der bislang gezahlten Entgeltsummen dadurch nicht gekürzt werde", erklärten die Mitglieder der IG Metall-Verhandlungskommission. Außerdem sehe die IG Metall Verbesserungsbedarfe auf anderen Handlungsfeldern, wie z.B. beim Einbringen von Zeiten aus dem Zeitkonto für betrieblich notwendige Qualifizierungsmaßnahmen.

Aber auch diese Vorschläge und Gesprächsangebote der IG Metall lehnten die Arbeitgebervertreter ab. IAV hielt bis zum Schluss der Verhandlung daran fest, dass es ohne eine Veränderung der Entgeltstruktur und die dadurch zu erzielenden, langfristigen Einspareffekte kein Angebot geben werde.

Bei der IG Metall ist man sich einig: "Die Arbeitgebervertreter sollten sich bis zum nächsten Termin gut überlegen, ob sie diese Position aufrecht erhalten wollen. Das Unternehmen steuert sonst auf einen ernsten Tarifkonflikt zu." Der nächste Verhandlungstermin ist für den 10. Juni 2016 vereinbart.