Vertrauensleute

Soziallotsen: Ansprechpartner für eine Vielzahl von Problemen

30.06.2015 | Wolfsburg - 80 Vertrauensleute im Volkswagen Werk Wolfsburg werden in Zusammenarbeit mit der Audi BKK und der IG Metall Wolfsburg in den nächsten Monaten zu Soziallotsen ausgebildet.

Anja Lattorff, Dirk Lauenstein, Hartwig Erb, Frank Paetzold, Wolfgang Kuznik, Gernot Rolle, Cathrin Witzke, Alessandro Bartolomei

Sie sollen für die Kolleginnen und Kollegen Ansprechpartner für eine Vielzahl von Problemen sein: Was ist zu erledigen, wenn ein Familienmitglied zum Pflegefall wird? Wer hilft, wenn Schulden drücken? Wo wird ein Training gegen Rückenschmerzen angeboten? Wie kann man eine Reha beantragen? An wen wendet man sich bei psychischen Erkrankungen? Das sind beispielhafte Fragen von Beschäftigten, die die Soziallotsen zukünftig beantworten sollen.

"Jeder kann in eine Situation geraten, die er alleine nicht bewältigen kann und in der er Hilfe braucht. In unserem Sozialstaat gibt es verschiedenste Organisationen und Institutionen, bei denen man in unterschiedlichen Problemlagen Unterstützung findet. Unwissenheit, Ängste, Sprachprobleme oder bürokratische Hürden versperren den Beschäftigten allerdings oft den Weg", so der Erste Bevollmächtigte Hartwig Erb.

Wenn sich zeigt, dass die Soziallotsen nicht direkt und selbst weiterhelfen können, wird an die richtigen Ansprechpartner im Volkswagen Werk, spezialisierte Einrichtungen oder einschlägige Fachberatungsstellen vermittelt, so sieht es das Konzept für die Lotsen vor. Geeignete Einrichtungen können je nach Fall zum Beispiel die Ehe- und Lebensberatung, besondere Behandlungsprogramme der Audi BKK, oder die Suchtberatung sein.

Vertrauenskörperleiter Frank Paetzold: "IG Metall und Vertrauenskörper wollen damit näher an den Problemen der Kolleginnen und Kollegen sein. Unnötige Schleifen am Telefonhörer sollen somit zukünftig vermieden werden. Die Soziallotsen hören zu und helfen den Beschäftigten, um für Ihre Probleme eine Lösung zu finden."

Vertrauensmann Gernot Rolle durchläuft aktuell die Weiterbildung zum Soziallotsen: "Wir unterstützen die Beschäftigten beim Ausfüllen von Anträgen und stellen bei Bedarf den Kontakt zu Beratungsstellen und sozialen Einrichtungen her. Die Einhaltung der Schweigepflicht und der Datenschutz haben oberstes Gebot. Und unsere Hilfe ist kostenlos."

Zur Vorbereitung stehen für die Soziallotsen drei Seminare auf dem Programm: Die richtige Kommunikation mit Betroffenen muss gelernt sein. Informationen über Institutionen wie das Personalwesen, Gesundheitswesen und die Schwerbehindertenvertretung werden vermittelt. Auch das Basiswissen zur Sozialgesetzgebung steht auf der Tagesordnung.

Die Audi BKK war an der konzeptionellen Ausgestaltung der Schulungen maßgeblich beteiligt. Darüber hinaus stellt sie für die gesamte Bandbreite der Themen zum Sozialgesetzbuch wie Krankenversicherungsrecht, Pflegeversicherung, Rehabilitation bis zum Rentenrecht speziell ausgebildete Referenten aus den eigenen Reihen. "Das Sozialgesetzbuch ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln, das den Menschen keine Antworten auf individuelle Fragen und Bedürfnisse gibt. Durch die Schulungen der Audi BKK geben die Soziallotsen Orientierung im Dschungel der Sozialgesetzgebung", erklärt Dirk Lauenstein, Vorstand der Audi BKK.

Wenn alles nach Plan läuft, könnte das Pilotprojekt schnell zum Vorbild werden. Andere Konzernstandorte von Volkswagen haben bereits Interesse bekundet, das Konzept der Soziallotsen auch bei sich zu übernehmen. "Darüber hinaus ist das Thema auch für unsere klein- und mittelständischen Unternehmen, die sich in der IG Metall organisiert haben, von Interesse", berichtet Erb.