Inteva entlässt 40 Prozent der Beschäftigten

Sorge um Standort Gifhorn wächst

22.10.2014 | Gifhorn – Der Autozulieferer Inteva entlässt in Gifhorn rund 40 Prozent der 260 Beschäftigten. In den nächsten Wochen und Monaten werden 95 Kolleginnen und Kollegen ihre Entlassung bekommen. Das teilte die Geschäftsführung am Dienstag auf einer Betriebsversammlung mit.

Lothar Ewald

"Wir werden die Entwicklung kritisch begleiten und alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Arbeitsplätze in Gifhorn zu halten", sagte Lothar Ewald, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg.

"Mit der Ankündigung der Geschäftsführung wächst unsere Sorge um den gesamten Standort", sagte Betriebsratsvorsitzender Harald Errerd. Bis 2020 habe die Geschäftsführung zwar die Weiterführung des Standorts in Aussicht gestellt, was danach kommt, sei jedoch offen.

"Zum Teil sind die Probleme von Inteva hausgemacht. Seit zehn Jahren wurde viel zu wenig investiert", kritisiert Errerd das Management. "Statt nun den Standort zu stärken, begeht die Geschäftsführung aus unserer Sicht mit der Verkleinerung des Standortes erneut Managementfehler. Wir werden jeden Schritt kritisch hinterfragen", kündigte Errerd an.

Zwei Bereiche sollen in die Slowakei verlagert werden, darunter die Forschung- und Entwicklung. "Das ist für uns ein Schlag ins Gesicht, insbesondere die Forschung und Entwicklung hat den Standort in der Vergangenheit gestärkt", sagte Errerd. Als neuer Bereich soll zwar das Ersatzteilgeschäft für BMW und Rolls Royce nach Gifhorn kommen, doch dieser Bereich bietet lediglich für zwei Kollegen Arbeit.

Noch in dieser Woche will die Geschäftsführung mit dem Betriebsrat in Gespräche über die Details des Personalabbaus gehen. Da es schon länger bei Inteva in Gifhorn kriselt, liegt bereits ein bis 2018 geltender Sozialplan vor. Die Geschäftsführung hat auch zugesagt, den betroffenen Kolleginnen und Kollegen den Übergang in eine Transfergesellschaft zu ermöglichen.

Die Belegschaft ist sehr betroffen: "Seit 2011 ist das jetzt die dritte Kündigungswelle", sagte Errerd.  Der Kostendruck durch ausländische Konkurrenten mache dem Hersteller von Schiebedächern seit langem zu schaffen. "Es fehlen Aufträge, vor allem Folgeaufträge von Volkswagen", sagte der Betriebsratsvorsitzende. Das amerikanische Unternehmen hatte sich 1991 wegen der Nähe zu Volkswagen in Gifhorn angesiedelt. Zu den besten Zeiten arbeiteten rund 450 Beschäftigte am Standort Gifhorn, jetzt sind es noch 260, bis Juni nur rund 160.

"Für die Kolleginnen und Kollegen war der Dienstag kein guter Tag. Der beste Sozialplan kann für die meisten die Folgen einer Kündigung nicht auffangen, bestenfalls mildern", sagte Torsten Felgentreu, Fachsekretär der IG Metall und Betriebsbetreuer von Inteva.