Semcon: Demokratie darf nicht am Werkstor aufhören

13.10.2016 | Wolfsburg - Mit einer weiteren Aktion haben die Semcon-Beschäftigten am Donnerstag, 13. Oktober, erneut gezeigt, dass sie weiterhin für ihre Tarifverträge kämpfen werden. Die Geschäftsführung verweigert seit April jegliche Gespräche mit der IG Metall und dem Betriebsrat. Nicht nur der Entgelttarifvertrag muss neu verhandelt werden. Die Tarifverträge für Auszubildende, Leiharbeitnehmer und den Mantel wurden von Semcon gekündigt.

Lothar Ewald

Andrzej Byrski

"Semcon muss uns schleunigst das Angebot für konstruktive Gespräche machen, bevor wir als Gewerkschaft zum Streik aufrufen. Die IG Metall Wolfsburg steht für faire Gespräche zwischen den Tarifvertragsparteien. Die Semcon-Geschäftsführung reagiert aber weder auf Telefonanrufe noch auf schriftliche Angebote. Man kann nicht nicht kommunizieren. Dieses Verhalten zeigt uns, dass demokratische Prozesse hier grundsätzlich ausgehebelt werden sollen. Demokratie darf aber nicht am Werkstor aufhören", sagte Lothar Ewald, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg und Betriebsbetreuer.

"Am 28. Oktober haben wir Betriebsversammlung. Der Semcon-Geschäftsführer Udo Glenewinkel hat fest zugesagt zu kommen. Wir sind gespannt, was er uns mitzuteilen hat. Ich selber arbeite seit 22 Jahren in diesem Betrieb und bin 63 Jahre alt. Früher hat es eine Betriebsrente gegeben, dann sind Tarifverträge geschlossen worden, um eine Alterssicherung vorzunehmen. Nun haben wir gar nichts mehr. Für die neuen Kolleginnen und Kollegen sieht es noch schlechter aus. Mit der Kündigung der Tarifverträge haben sie keinerlei Schutz mehr", sagte der Betriebsratsvorsitzende Andrzej Byrski. 

Semcon möchte keine Tarifverträge mehr abschließen. Stattdessen sollen nur noch einzelvertragliche Regelungen am jeweiligen Standort die Bedingungen klarstellen. "Einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und der Entlohnung wäre damit freien Lauf gelassen. Denn: Einzelne arbeitsvertragliche Regelungen könnten von heute auf morgen zum Nachteil der Beschäftigten geändert werden. Dagegen wehren wir uns", betonte Lothar Ewald.